Afrikanischer "Schneeleopard" in Vancouver am Start

VANCOUVER - Olympiastarter Prinz Hubertus von Hohenlohe hat Konkurrenz bekommen. Ein Ghanaer in sehr schickem Rennanzug hat sich qualifiziert und will den alternden Playboy hinter sich lassen – mindestens.
Es ist die typische olympische Geschichte eines Exoten. «Schneeleopard» Kwame Nkrumah-Acheampong aus Ghana will aber kein neuer «Eddie the Eagle» sein. Der Brite war 1988 chancenlos auf den Olympiaschanzen in Calgary hinterhergehüpft, dennoch zum Liebling von Massen und Medien geworden.
«Für mich ist Sport eine ernste Sache», sagt der 35 Jahre alte Skirennfahrer, der in Vancouver im Anzug mit auffälligem Leoparden-Look als erster ghanaischer Sportler an Winterspielen teilnehmen wird. «Warum sollen wir Afrikaner nicht zeigen, dass wir mehr können als schnell zu laufen oder gut Fußball zu spielen?»
Wettbewerbe in aller Herren Länder
Anders als «Eddie the Eagle» Edwards musste sich Nkrumah-Acheampong erst einmal mühsam qualifizieren, genügend Ranglistenpunkte in unterklassigen Rennen sammeln. Die Ochsentour mit Wettbewerben in aller Herren Länder wie Island, Argentinien oder dem Iran nahm er bereits einmal auf sich, doch 2006 hob der Flieger zum entscheidenden Rennen in den Iran wegen schlechten Wetters nicht ab. Statt bei Olympia startete der Familienvater bei den Weltmeisterschaften, scheitert aber in den Qualifikationsrennen des Riesenslaloms. 2007 als 81. und Letzter, zwei Jahre später ließ er immerhin zwei Läufer hinter sich. «Ich war so stolz, den die kamen aus Ländern mit Schnee.»
Für Riesenslalom und Slalom in Whistler-Creekside (21./27. Februar) will er neben den Rennfahrern aus Indien und Pakistan auch den «Dauer-Exoten» Prinz Hubertus von Hohenlohe hinter sich lassen. Immerhin trainiert der für Mexiko startende 51 Jahre alte Playboy nicht dreimal täglich wie Nkrumah-Acheampong. Sponsoren ermöglichten dem Ghanaer sogar einen zehntägigen Trainingsaufenthalt auf Vancouver Island - ein Manager koordiniert Medien-Anfragen.
«Ich wurde Letzter, aber ich kämpfte. Und ich überlebte»
Aufgewachsen in der Nähe von Ghanas Hauptstadt Accra entdeckte er als Rezeptionist einer Skihalle im britischen Milton Keynes sein Gespür für den Schnee. Ein Jahr, nachdem er 2004 das erste Mal auf Skiern stand, bestritt Nkrumah-Acheampong sein erstes Fis-Rennen in Val Thorens/Frankreich. «Ich war die Nummer 111, letzter Läufer im Schneesturm. Ich wollte nicht fahren, aber ich musste», erinnert sich der gebürtige Glasgower. «Ich wurde Letzter, aber ich kämpfte. Und ich überlebte.»
Glaube versetzt Berge und so will Nkrumah-Acheampong bald nach Ghana zurückkehren und dort eine Skipiste ohne Schnee betreiben: «Mit dem richtigen Training kann es ein junger Ghanaer ganz nach oben schaffen.»
Von Marc Zeilhofer, dpa