Ärger vor dem Finale: Ferrari droht mit Ausstieg

Die Formel 1 steht vor der Zerreißprobe. Der Streit um die vom Weltverband FIA geforderten Einheitsmotoren eskaliert.
MÜNCHEN Am Sonntag wollen Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton und Ferrari-Fahrer Felipe Massa sich in Sao Paulo (19 Uhr, RTL und Premiere live) das alles entscheidende Duell um den Formel-1-WM-Titel liefern.
Ausstiegsdrohung
Doch plötzlich scheint das Vollgas-Duell auf der Strecke ziemlich nebensächlich. Fünf Tage vor dem letzten Saisonlauf droht der Formel 1 nun endgültig die Zerreißprobe. Montag Abend drohte die Scuderia Ferrari offen mit ihrem Ausstieg. Sollte der Automobilweltverband FIA tatsächlich Einheitsmotoren einführen, dann „würde das der Formel 1 ihre Daseinsberechtigung nehmen, die auf dem Wettbewerb und der technologischen Entwicklung fußt“, hieß es in einer Mitteilung der Scuderia. Ferrari stehe zwar zur notwendigen Reduzierung der Kosten, sei aber „tief besorgt über Projekte zur Standardisierung der Motoren.“
FIA-Präsident Max Mosley hatte im Vorfeld des letzten Rennens in China völlig überraschend die Ausschreibung für die Entwicklung eines Einheitsmotors gestartet. Für die in der Formel 1 aktiven Automobilhersteller eine Provokation, auf die die Hersteller ihrerseits mit eigenen Sparplänen reagierten. Vergangenen Dienstag hatten sich schließlich Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo als Präsident der Herstellervereinigung Fota und Mosley getroffen und auf einen ersten gemeinsamen Kurs geeinigt.
Ausschreibung lief dennoch weiter
Die Ausschreibung für die Einheitsmotoren lief dennoch weiter, und am Montag betonte Mosley sogar, dass sich schon mehrere Interessenten bei ihm gemeldet hätten. Außerdem konkretisierte Mosley noch einmal seine Pläne: „Wenn die Hersteller die standardisierten Motoren selber zusammenbauen wollen, dann müssen sie sicherstellen, dass sich die einzelnen Motoren in ihrer Leistung nur um ein Prozent unterscheiden.“ Wenige Stunden später reagierte Ferrari mit der Ausstiegsdrohung.
Zwischen FIA und Fota droht nun offener Krieg. Schließlich hatte schon am Samstag auch Toyota ebenso mit dem Ausstieg gedroht. Toyota liebäugelt stattdessen mit einem Start bei den 24 Stunden von Le Mans. Doch auch Mercedes und BMW sind gegen die Gleichmacherei im Motorenbereich. „Ein Einheitsmotor ist für BMW nicht attraktiv“, sagte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen gestern erst der AZ, „und wenn eine Sache nicht attraktiv ist, dann bestehen nicht viele Gründe, sich damit zu beschäftigen.“ Für BMW sei der Motor nicht „irgendein Bauteil, sondern das Herz eines jeden Autos. Wenn wir in der Formel 1 sind, dann sollte auch ein BMW-Motor im Auto stecken." Formel-1-Impressario Bernie Ecclestone dagegen zeigt sich uneinsichtig: „Wir sparen ihnen so viel Geld. Warum sollte da jemand aussteigen?"
Filippo Cataldo