Ärger um Serena und Irene

Vor den US Open gibt es Unruhe um die nur auf Rang 28 gesetzte Favoritin Williams und den Hurrikan
von  Jörg Allmeroth

Als am Dienstag an der Ostküste der USA die Erde bebte und Hurrikan „Irene” noch eine ferne, vage Gefahr war, hatten die notorischen Spötter des Tennis-Wanderzirkus sofort eine Erklärung für die Erschütterungen parat. Es könne sich, so twitterte ein Reporter von „Sports Illustrated”, nur um die wütende, auf den Boden stampfende Serena Williams gehandelt haben, die jene 5,8-Ausschläge auf der Richterskala verursachte. Schließlich sei kurz vor dem Erdbeben die Setzliste für die US Open veröffentlicht worden, und auf der habe sich die Turnierfavoritin bloß auf Platz 28 befunden.

Ab heute, so die Naturgewalten es zulassen, kann die dreimalige US-Open-Siegerin die Setzliste gewaltig Lügen strafen – bei einer Mission, die nur ein Ziel kennt. „Natürlich will ich den Titel. Deshalb bin ich hier,” sagt die jüngere der Williams-Schwestern, die Ende September 30 wird. „Big Sister” Venus wird – wie alle anderen Starter – in den Schatten von Serena rücken, die in Flushing Meadow zum ersten Mal seit jenem Halbfinal-Freitag vor zwei Jahren aufschlagen wird, an dem sie gegen Kim Clijsters in Schimpf und Schande die Arena verließ. Nach einem Fußfehler hatte die bullige Serena sich vor einer Linienrichterin aufgebaut und die arme Frau mit einer Kaskade von Beleidigungen überzogen. Höhepunkt der Entgleisungen: „Bei Gott, ich schwöre, dass ich Dir einen dieser verfluchten Bälle in den Hals schiebe.” Die Linienrichterin ließ sich nicht einschüchtern, meldete den Vorfall, Williams wurde disqualifiziert.

Später wurde sie mit einer Geldstrafe von 82500 Dollar und einer zweijährigen Bewährungszeit belegt. Die Drama-Queen, die sich in einem Hotelzimmer in Manhattan vor „Irene” verkroch („Ich habe Angst vor diesem Monster”), meinte: „Ich habe meine Emotionen eigentlich immer im Griff. Nur in diesen zwei, drei Sekunden damals nicht. Das war ein einmaliger Sündenfall.”
Auf dem US-Markt wird sie die großen Schlagzeilen fast ganz allein für sich beanspruchen. „In den USA kommt erst Williams, dann Williams und dann noch einmal Williams. Serena und Venus”, sagt Martina Navratilova, „das werden die Williams Open – mit dem Rest der Welt als Nebensache.”

Wobei die Serena-Siegstory des Jahres 2011 auch etwas Bezauberndes hat. Nach der einjährigen Verletzungspause seit Sommer 2010 gewann die 29-Jährige die Turniere in Stanford und Toronto, nun ist die 13-malige Grand-Slam-Siegerin die Favoritin bei den US Open. „Der Weg zum Titel führt nur über sie”, sagt Altmeisterin Chris Evert.

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