Ältestenrat kontra Kurz

Vor dem für den Coach entscheidenden Spiel gegen Duisburg tagen Meisterlöwen und Chefs: „Missstände aufdecken“
MÜNCHEN Rainer Beeck wollte den Termin nutzen, um das Verhältnis zwischen Alt-Stars und Verein zu pflegen. Das war der ursprüngliche Plan. Doch aufgrund der aktuellen Krise – die Löwen sind vor dem heutigen Heimspiel gegen den MSV Duisburg (20.15 Uhr, DSF live) sieg- und punktlos Tabellenletzter – wird das Treffen des Präsidiums mit den Meisterlöwen von 1966 zu einer Krisensitzung. Ab 17 Uhr treffen sich die Helden von einst im VIP-Bereich der Allianz Arena mit den 1860-Bossen. Und Torwart-Legende Petar Radenkovic will „schonungslos die Missstände bei 1860 aufarbeiten“.
Am Nachmittag tagt der Ältestenrat des Vereins in Fröttmaning – um im Anschluss ans Duisburg-Spiel womöglich Trainer Marco Kurz wegzukicken? Dass nur das Ergebnis dieser einen Partie über die Zukunft des Cheftrainers entscheidet, glaubt Radenkovic jedoch nicht. Der 73-Jährige sagte gestern zur AZ: „Ich bin eigentlich ein großer Gegner, sich auf ein Spiel zu fixieren, aber das Deaster mit Kurz dauert bereits anderthalb Jahre. Das werde ich dem Präsidium auch so mitteilen. Es kann nicht sein, dass ein Verein wie 1860 immer mehr zum Stützpunkt für Lehrlinge verkommt.“ Auch Manager Reuter kommt beim Serben schlecht weg. „Seine Arbeit, seine Trainer, seine Spieler, sein Scoutsystem, die Weiterentwicklung: Ist 1860 unter ihm vorangekommen? Ich behaupte nicht“, so Radenkovic, „der Stefan ist ein netter, freundlicher Mensch, aber das reicht nicht aus, um Manager bei 1860 zu sein.“
Das Löwen-Präsidium um Beeck und Vize Franz Maget, den Landtags-Spitzenkandidaten der SPD, muss sich heute auf ein heißes Wortgefecht einstellen – denn bis auf Hennes Küppers und Peter Grosser werden alle noch lebenden Helden von 1966 der Einladung folgen. „Ich bin überrascht“, sagt Manni Wagner, „dass fast alle kommen. Das zeigt, dass die Verbundenheit zu 1860 immer noch sehr groß ist.“
Und, dass es Gesprächsbedarf gibt. Die Löwen sind in dieser Saison das schlechteste Profi-Team im deutschen Fußball. Im Jahr 2008 kam der Klub in 20 Spielen nur zu zwei Siegen. Eine miserable Bilanz. Kurz, der lediglich 1,2 Punkte pro Spiel holte, fühlt sich aber weiter falsch bewertet. „Es wird seit Wochen darüber berichtet, dass ich nicht mehr Trainer sein soll“, meinte der beleidigte Löwen-Coach gestern und fügte hinzu: „Meine Zielsetzung ist, dass wir die Trendwende schaffen.“ Und Stürmer Benny Lauth sagte: „Wir können dem Trainer mit einem Sieg die nächste Woche leichter machen.“ Stimmt.
Oliver Griss