Absatteln!

Die Präsidenten-Gegner in Riem fordern offen Poths Rücktritt, ein Schatten-Vorstand bringt sich bereits in Stellung.
von  Joscha Thieringer
Die Rennbahn in Riem will Austragungsort des deutschen Derby werden.
Die Rennbahn in Riem will Austragungsort des deutschen Derby werden. © sampics/AK

München – Die Rufe waren zahlreich und laut, Norbert Poth hat sie dennoch ignoriert. Rücktrittsforderungen und Anträge auf Abwahl des Vorstands des Münchener Rennvereins (MRV) wurden am Dienstagabend vom Präsidenten kurzerhand weggebügelt. „Über die Tagesordnungspunkte bestimme ich als Präsident”, gab Poth auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung in Riem bekannt – und erntete dafür hämisches Gejohle von seinen Gegnern.

Als „Revolution gegen den Präsidentenpalast” beschreibt Poth den Abend – und bekräftigt damit ungewollt, was ihm die Opposition vorwirft: Selbstherrlichkeit. Von Palast kann bei den vielen maroden Gebäuden in Riem wahrlich nicht die Rede sein. „Ich habe mir während des Abends durchaus überlegt, ob ich abtrete”, sagte der 72-Jährige nach Sitzungsende, „aber was soll dann mit dem Rennverein passieren? Dann muss irgendein gerichtlich eingesetzter Notvorstand die Führung übernehmen – in unserer Situation bringt das den Verein sicher nicht weiter.”

In Hans-Gerd Wernicke, Franz Knott und Georg Seunig sind mittlerweile drei seiner vier Mitstreiter von ihren MRV-Vorstandsposten zurückgetreten. Poth, der die Zukunftssicherung des klammen Galoppvereins als „mein Lebenswerk” bezeichnet, will die Zügel nicht aus der Hand geben. Doch seine Gegner fordern immer lauter: Absatteln!

„Die Mitglieder fühlen sich hintergangen von Poths Nicht-Informationspolitik”, erklärt Hermann Bauer, Chef der Besitzervereinigung. „Bei dem von ihm unterschriebenen Grundstücksdeal hat er unser Vertrauen fahrlässig missbraucht.” Ein wenig leid tut es Bauer schon, denn „Herr Poth hat das Herz am rechten Fleck, aber der Vertrauensbruch ist nicht zu kitten”.

Poths Plan, die 40 Hektar umfassende Trainierbahn als Baugrund für 64 Millionen Euro an Investor Erich Schwaiger zu verkaufen, fiel bei den Mitgliedern kolossal durch. Ein besser dotiertes Angebot kommt von Helmut von Finck. Der Bankierssohn und Gestütbesitzer bietet als Anfangssumme vier Millionen Euro statt Schwaigers 2,25 und eine spätere zehnprozentige Gewinnbeteiligung. „Aber ich weiß nicht, ob ich mein Angebot an diesen Vorstand aufrecht erhalte”, sagt der 52-Jährige. „Herr Poth hat als Präsident gravierende Fehler gemacht, sein Rücktritt wäre absolut nötig.” Von Finck, der gerade vor Gericht gegen seine Familie um sein Milliarden-Erbe kämpft, will selbst an der Spitze des Rennvereins mitmischen: „Ja, ich könnte mir vorstellen, Verantwortung zu übernehmen. Das geht aber nur, wenn man zumindest Vizepräsident ist.”

Bauer findet’s gut: „Das ist eine tolle Idee, wenn er sich zur Verfügung stellt.” Er selbst würde eine Wahl in den MRV-Vorstand auch nicht ablehnen: „Klar, wenn ich gebraucht werden sollte. Aber es sind derzeit viele bereit, im Vorstand mitzuarbeiten.”

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