Abrechnung zum 70.

Ex-Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic attackiert die Tennis-Bosse. „Die wissen alles besser!“
von  Abendzeitung
Waren ein Erfolgsduo im Davis-Cup: Niki Pilic (l.) und Boris Becker.
Waren ein Erfolgsduo im Davis-Cup: Niki Pilic (l.) und Boris Becker. © dpa

Ex-Davis-Cup-Kapitän Niki Pilic attackiert die Tennis-Bosse. „Die wissen alles besser!“

MÜNCHEN Boris Becker ist natürlich eingeladen. Genauso wie Charly Steeb, Patrick Kühnen und Eric Jelen. Die deutschen Davis-Cup-Helden der 80er und 90er Jahre dürfen kommen zum 70. Geburtstag des Heldenmachers.

Mit den Funktionären im deutschen Tennis will Niki Pilic aber nichts zu tun haben. Die sollen ihm am heutigen Donnerstag, wenn er 70 wird, noch nicht mal gratulieren. „Es gibt null Kontakt seit Jahren, absolute Stille. Die wissen alles besser und haben vergessen, dass ich Deutschland im Davis Cup zu einmaligen Erfolgen geführt habe“, sagt Pilic.

In über einem Jahrzehnt als Kapitän führte der Kroate das deutsche Team dreimal (1988, 1989, 1993) zum Triumph im Teamwettbewerb. Ende 1997 wurde Pilic durch Teamchef Becker und Kapitän Carl-Uwe Steeb ersetzt, die jedoch den stetigen Abstieg des deutschen Tennis nicht stoppen konnten.

"Vier Freunde müsst ihr sein"

Mit Davis-Cup-Kapitän Patrik Kühnen („Er ist mein einziger Kontakt im DTB“) und den neueren Gesichtern wie Philipp Kohlschreiber sieht Pilic wieder einen kleinen Aufwärtstrend, „aber so gut wie Boris Becker und Michael Stich sind sie natürlich nicht“. Der ehemalige Tennisprofi hatte in seiner Zeit Glück mit den beiden Ausnahmespielern, aber er verstand es auch, auf einzigartige Art und Weise unter dem Motto „Vier Freunde müsst ihr sein“ ein Team zu formen.

Wie damals im Dezember 1988 im legendären Daviscup-Finale von Göteborg gegen den haushohen Favoriten Schweden. Charly Steeb besiegte sensationell den Weltranglistenersten Mats Wilander, Becker besorgte den Rest. „Wir hatten eigentlich keine Chance und dann haben wir den Pott in der Hand. Das war eine Explosion von Emotionen, vielleicht mein schönster Moment“, sagt Pilic heute.

2005 gewann der ehemalige Tennisprofi dann als Kapitän seiner Heimat Kroatien als erster Trainer der Welt für ein zweites Land den Davis Cup. Große Momente, an die Niki Pilic gern zurückdenkt, aber kein Grund, im Rentenalter kürzer zu treten. Täglich steht er in seiner Tennisakademie in Oberschleißheim von 10 bis 12 und von von 14 bis 17 Uhr auf dem Platz.

„Ich bin kein Typ, der im Restaurant sieben Cappuccino trinkt. Ich liebe meinen Job. Und was ich genieße, mache ich auch weiter“, sagt Pilic lachend. Zu seinen Schützlingen in München gehörten unter anderem der serbische Himmelsstürmer Novak Djokovic oder Talent Ernests Gulbis (Lettland). Ein paar deutsche Schüler hat er auch, „aber ob die einmal die Weltspitze erreichen werden, ist schwer zu sagen.“

Seinen Ehrentag wird er mit der Familie feiern, dann noch einmal in seiner kroatischen Heimat im Hotel Mozart seines ehemaligen Schützlings Ivan Ljubicic ein paar Tage. Auf den 10. September freut sich Niki Pilic aber besonders, denn dann verneigen sich die Helden großer deutscher Tenniszeiten vor dem Erfolgstrainer: „Becker, Steeb, Kühnen und Eric Jelen kommen zu einem gemütlichen Abendessen nach München. Dann werden wir über die guten alten Zeiten sprechen.“ In denen im DTB noch vieles in Ordnung war.

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