Abbruch: Button gewinnt Chaos-Rennen vor Heidfeld
Aquaplaning, Abflüge und Abbruch: Im Regenchaos von Sepang hat nur Auftaktsieger Jenson Button einen deutschen Doppelerfolg verhindert.
Als große Gewinner im dem denkwürdigen Rennen gingen aber Nick Heidfeld im BMW-Sauber und Timo Glock im Toyota dank taktischer Meisterleistungen hervor. Der Lohn: Die Plätze zwei und drei. Während Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton nach seinem Reue-Geständnis wegen der Lügen-Affäre von Australien mit Platz sieben kaum Schadensbegrenzung betreiben konnte, erlebte Ferrari mit dem nächsten Nuller schon wieder ein Fiasko.
Unterm Strich waren aber alle froh, dem Monsunregen in Malaysia heil entkommen zu sein. «Ein Rennen wie eine Schlacht», urteilte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug: «Jeder, der bei diesen Bedingungen sein Auto auf der Straße hielt, ist heute ein Held.» Auch Sieger Button war froh, alles überstanden zu haben. «Das war ein verrücktes Rennen. Man konnte die Strecke nicht mal sehen», meinte der Brite, der die ersten Glückwünsche bereits im Wartestand unterm Regenschirm entgegen genommen hatte.
Pech hatte der starke Nico Rosberg, der zu Beginn das Feld für einige Runden angeführt hatte und am Ende als Achter gewertet wurde. Sebastian Vettel, wegen einer Zurückversetzung um 10 Ränge von Platz 13 aus gestartet, kam nicht über Rang 15 hinaus. Adrian Sutil wurde im Force India als 17. geführt.
In der WM-Wertung führt Button vor dem nächsten Rennen in zwei Wochen in Shanghai mit 15 Punkten vor seinem Teamkollegen Rubens Barrichello (10). Glock (8) ist Vierter vor Heidfeld (4). Bei den Konstrukteuren hat Brawn GP die Nase vorn (25), Zweiter ist Toyota (16,5). Die einstigen Branchenriesen in Silber und Rot dümpeln dagegen mit einem und null Punkten auf den Plätzen acht und zehn.
Den letzten Rennabbruch wegen Regens hatte es 1992 in Frankreich gegeben. Damals war nach 18 von 72 Runden Schluss gewesen. Nachdem nun auch der zweite WM-Lauf wegen heftiger Schauer in der Sauna von Sepang und einbrechender Dunkelheit 24 Runden vor Schluss abgebrochen werden musste, bekommen alle Fahrer nur die Hälfte der Punkte. Die Fahrer selbst machten sich dafür stark, dass das um 17.00 Uhr Ortszeit gestartete Rennen nicht fortgesetzt wurde. Nach fast einer Stunde Unterbrechung stimmte die Rennleitung zu und erklärte den Grand Prix für beendet.
Die Wertung erfolgte nach dem Stand von 31 Runden. Heidfeld erfuhr von seinem zweiten Rang aber erst im Trockenen. Auch zur Überraschung seines Chefs, der frühzeitig in der dritten Runde das Aus von Robert Kubica zu beklagen hatte. «Ich habe erst bei der Siegerehrung entdeckt, dass Nick Zweiter ist», meinte BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen.
Dabei hatte es aus deutscher Sicht bereits gut begonnen. Rosberg raste von Rang vier bis an die Spitze, Button fiel auf Platz vier zurück und leistete sich immer wieder Überholmanöver mit dem zweimaligen Weltmeister Fernando Alonso. Glock büßte vier Positionen ein und war zunächst Achter. Dahinter lagen Heidfeld, der nach seinem Unfall in Australien strafversetzte Vettel und Hamilton.
Den Boxenstopp-Reigen eröffnete Vettel in der 13. Runde, der früher mit Regen gerechnet hatte, zwei Umläufe später machte Rosberg Halt. Beide kehrten mit Trockenreifen auf den Kurs zurück, auch Button. Nicht so Kimi Räikkönen: Ferrari rüstete dessen Dienstwagen mit Regen-Pneus aus, doch es blieb zunächst trocken. Als das Gewitter 36 Minuten nach Rennstart losging, funkte Räikkönen verzweifelt: «Meine Reifen sind total kaputt.» Nach der verzockten Qualifikation von Felipe Massa mit Platz 16 das nächste taktische Ferrari-Fiasko mit Berater Michael Schumacher an der Box.
Hochbetrieb in der Pitlane in der 22. Runde: Die noch nicht mit Regenreifen ausgestatteten Wagen kamen in die Boxengasse. Nur Glock entschied sich für die sogenannten Intermediates - und wurde dadurch nach gut der Hälfte der Renndistanz kurzzeitig an die Spitze gespült. «Das war eines der schönsten Rennen, die ich gefahren bin», meinte Glock nachher.
Der Regen wurde noch stärker, das Safety Car musste in der 32. Runde raus. Vettel flog ab, die Elektronik versagte, der Motor ging aus. Andere folgten. Die Rennkommissare entschieden: Unterbrechung. Die Fahrer parkten auf der Start- und Zielgeraden. Außer Räikkönen, der bereits in trockene Klamotten geschlüpft war und sich zur Abkühlung ein Eis gönnte. «Das ist wie Sauna mit Aufguss», meinte Haug. «Da geht es jetzt um einen Kampf Abdunkeln gegen Dunkelheit», sagte Theissen. «Als es schließlich goss, war es die einzig richtige Entscheidung, das Rennen abzubrechen», betonte der überglückliche Heidfeld nach seinem achten zweiten Rang.