Ab in die Tonne

Fit durch ein Eis-Bad: Bayern-Torhüter Oliver Kahn und seine ungewöhnliche Kältetherapie zum "Aufwärmen" vor dem Spiel. Und: Warum die Bayern drei grüne Tonnen im Reisegepäck nach Brüssel hatten.
von  Abendzeitung
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MÜNCHEN - Fit durch ein Eis-Bad: Bayern-Torhüter Oliver Kahn und seine ungewöhnliche Kältetherapie zum "Aufwärmen" vor dem Spiel. Und: Warum die Bayern drei grüne Tonnen im Reisegepäck nach Brüssel hatten.

Eine knappe Stunde nach Spielschluss wurden sie herausgeholt aus der Mannschaftskabine. Drei grüne Tonnen – etwa 1,50 m hoch; solche, in denen Kleingärtner Regenwasser konservieren. „Zum Unmut der Busfahrer haben wir die drei Dinger bis hierher nach Brüssel mitgenommen“, sagte Bayerns Co-Trainer Michael Henke. Es war die Auswärts- Premiere der Tonnen.

„Bei Heimspielen machen wir das schon lange“, erklärte Henke, „da haben wir unseren genauen Plan.“ Alles für die optimale Regeneration – vor allem, wenn es nur 42,5 Stunden nach dem 5:0 beim RSC Anderlecht weitergeht mit der Partie gegen den Karlsruher SC am Samstag (15.30 Uhr, Allianz Arena).

Auf fünf Grad heruntergekühlt

In Brüssel liefen die Spieler erst noch im Stadion aus – aktive Erholung. Danach ging’s ab in die Tonne. Wasser, das auf nicht mehr als fünf Grad heruntergekühlt wird, plus Eiswürfel kommen in die Tonne. Danach die Spieler. Ohne Gnade. Jeweils drei Mal drei Minuten dauert die Kälteschock-Therapie.

„Wir müssen da alle rein – auch die Torhüter. Da herrscht gleiches Recht für alle“, sagte Michael Rensing, „dabei musst du deinen inneren Schweinhund überwinden.“

Der Franzose Willy Sagnol beschrieb es wenig plakativ, eher direkt: „Das zieht unheimlich von den Zehen nach oben. Das macht richtig Aua.“ Und richtig Sinn. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Körper mit dieser Methode schneller regenerieren kann als bei herkömmlichen Warmwasserbecken“, sagte Henke. Die Muskeln werden besser durchblutet, daneben der Stoffwechsel angeregt.

Kahns Trick

Bei der Nationalmannschaft hatte WM-Bundestrainer Jürgen Klinsmann die Methode eingeführt, die Spieler während des Turniers ordentlich runtergekühlt. Auch Oliver Kahn kam nicht aus.

Doch der 38-Jährige hat noch einen ganz anderen Trick. Er steigt kurz vor einem Spiel noch einmal in die Tonne. „Nach dem Warmmachen draußen auf dem Rasen gehe ich wieder in die Kabine, ziehe meine Trainingsklamotten aus. Und dann geht’s direkt in die Kälte“, erzählte Kahn der AZ.

Was bisher nur bei Heimspielen möglich war, da nur dort die präparierten Tonnen aufgestellt werden konnten. Am Samstag, wenige Minuten vor Anpfiff der Partie gegen den KSC, nimmt Kahn wieder ein Eis-Bad. So macht er sich frisch fürs Spiel. „Das ist ’ne harte Nummer, aber das tut richtig gut“, sagte Kahn, „danach fühle ich mich aber so richtig fit fürs Spiel – wie neu. Das spült durch und macht auch den Kopf frei.“ Und soll eines verhindern: Auf dem Platz eine kalte Dusche zu bekommen. Vom Gegner.

Patrick Strasser

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