9600 Kilometer durch die Pampa

Die Rallye Dakar wird erstmals in Südamerika ausgetragen - durch Pampa, Anden und Atacama.
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Die Dakar-Rallye forderte ein weiteres Todesopfer.
ap Die Dakar-Rallye forderte ein weiteres Todesopfer.

BUENOS AIRES - Die Rallye Dakar wird erstmals in Südamerika ausgetragen - durch Pampa, Anden und Atacama.

Die traditionsreiche Rallye Dakar, die dieses Jahr erstmals in Südamerika stattfindet, könnte noch härter als der Klassiker durch Afrika werden. Die 530 Starter aus fast 50 Ländern, die an diesem Samstag in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires zur 30. Ausgabe auf die 9600 Kilometer lange Strecke gehen, erwarten teils knüppelharte Pisten. Statt durch die Sahara geht es durch die feuchte und zum Teil morastige Pampa, über Schotterpisten der patagonischen Steppen, Sanddünen in den Wüsten der Voranden, zweimal über bis zu 4700 Meter hohe Andenpässe und durch die trockenste Wüste der Welt, die Atacama im Norden Chiles. Zwar führen 80 Prozent der Strecke über Straßen und Wege, und nur der Rest wird wirklich durchs Gelände gefahren. Aber wer argentinische und chilenische Nebenstrecken kennt, kann den Piloten nur viel Glück wünschen.

Terroristische Bedrohungen in Mauretanien hatten im letzten Moment eine Absage der Dakar 2008 und den Umzug nach Südamerika notwendig gemacht. Allein in Argentinien sollen nun 22 000 Polizisten für die Sicherheit sorgen. Die Behörden haben sich nach eigenen Angaben auf alles eingestellt: von Terroranschlägen über schießwütige Bauern bis zu politisch motivierten Strecken-Blockaden. Den weiten Weg über 13 000 Kilometer von Le Havre über den Atlantik bis zur Hafenstadt Zárate im Norden von Buenos Aires hat das Gros der Teilnehmer auf dem 37 000 Tonnen großen Frachtschiff Grand Benelux zurückgelegt. Nur VW, BMW und Mitsubishi ließen ihre Fahrzeuge einfliegen.

Zum Rallye-Start im Herzen von Buenos Aires, am 67,5 Meter hohen Obelisken auf der wohl breitesten Straße der Welt, der Avenida 9 de Julio, galt für die Piloten noch die Straßenverkehrsordnung. Erst in der Pampa, der endlosen, fruchtbaren Ebene rund um die Millionen- Metropole dürfen die Piloten richtig Gas geben. In den vier VW-Race Touareg lassen 280 PS starke Dieselmotoren die fast zwei Tonnen schweren Fahrzeuge in 6,1 Sekunden von 0 auf 100 beschleunigen. Ein Großteil der Rennstrecke führt über privaten Grund und Boden. Etwa 7000 Eigentümer unterschrieben Verpflichtungserklärungen, dass die Gatter zwischen den Zäunen offen und die Rennstrecke von Rinderherden frei sind. Hinter dem Tross fährt ein Team, das Schäden an Privat- Besitz registrieren, reparieren und Entschädigungen zahlen soll.

Aus der Pampa geht es hinein ins nördliche Patagonien zur Küstenstadt Puerto Madryn. Von der rauen Küste des Südatlantiks wendet sich der Tross dann Richtung Westen. Durch die trockenen, steinigen und fast immer stürmischen Steppen Patagoniens geht es bis in die abgelegene Kleinstadt Ingeniero Jacobacci. Von dort müssen sich die Teams gen Norden über schwere Pisten kämpfen. Vorbei an der Stadt Neuquén mit den größten Obstanbau-Gebieten des Landes und einem der weltweit wichtigsten Fundstellen für versteinerte Dinosaurier- Knochen treffen die Piloten anschließend bei San Rafael auf Dünen, die sie an Afrika erinnern werden. Auf Westkurs geht es danach in der Wein-Provinz Mendoza in die Anden hinein, wobei sich die SUVS, Lastwagen, Motorräder und Quads über Stock und Stein, losen Sand und durch Furten von Wildwasserbächen bergauf kämpfen müssen.

Die chilenische Grenze wird am Pass Cristo Redentor auf einer Höhe von 3209 Metern erreicht. Nach vereinfachten Grenzformalitäten ist die Hafenstadt Valparaiso am Pazifik das nächste Ziel. Die westlich von der Hauptstadt Santiago de Chile gelegene Stadt wurde mit ihren malerischen Häusern aus der Kolonialzeit und den weit über hundert Jahre alten Kabelbahnen an den steilen Hängen von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt. Dann machen sich die Piloten zur Atacama- Wüste im Norden des langen schmalen Landes auf. Extreme Temperatur- Unterschiede zwischen Tag und Nacht sowie unwegsames, steiniges Gelände werden den Fahrern und den rund 300 Begleitfahrzeugen dort arg zusetzen. Die Atacama ist der trockenste Ort der Welt, aber von der berühmten Stille in dem überwältigenden Naturpanorama werden die Fahrer in ihren lauten Fahrzeugen nicht viel bemerken. In der extrem sauberen Höhenluft der Atacama liegt auch das Sternen-Observatorium Paranal, das von der Europäischen Südsternwarte (ESO) betrieben wird.

Danach steht die zweite Anden-Überquerung zurück nach Argentinien an. Über den Pass San Francisco auf 4700 Meter Höhe und in schon sehr dünner Luft führt der Weg in die argentinische Provinz Catamarca. Auf dem Weg bis zum Ziel in Buenos Aires schließen sich die Provinzen La Rioja und Córdoba an. Nach einer letzten Etappe erneut durch die Pampa kommt das Ziel, der Obelisk in Buenos Aires, wieder in Sicht.

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