30 - und wunschlos glücklich

Roger Federer feiert runden Geburtstag. Der Maestro weiß, „dass ich nichts mehr so gut machen werde wie Tennisspielen”
Jörg Allmeroth |
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ZÜRICH Er ist als Tennis-Mozart beschrieben worden. Als Genie, als Maestro, als Artist. Als Zauberer, als König, als Kaiser, als Imperator, als Herrscher der Centre Courts. Und als die Superlative gerade ausgingen für Roger Federer, hat der verstorbene US-Schriftsteller David Foster Wallace sogar noch von einer „religiösen Erfahrung” gesprochen, von jenen ganz besonderen „Federer-Momenten".

An diesem Montag wird der Mann, dem jahrelang rund um die Welt die Lobeshymnen gesungen wurden, nun 30 Jahre alt. Erst 30, möchte man sagen. Und für jemanden, der mit seinen Gaben, Talenten und Kräften nicht immer von diesem Planeten schien, ist dieser Roger Federer erstaunlich bodenständig und erdverbunden geblieben. Es gibt Leute, die Federer mehr Arroganz, mehr Extravaganz, mehr Exzentrik gewünscht hätten, als wilder Rock’n Roll-Star des Tennis, doch eigentlich war einem der ziemlich normale, unprätentiöse und freundliche Zeitgenosse stets viel lieber.
Natürlich hat Federer sich in den Jahren seiner Karriere verändert. Als Chef des Unternehmens Federer aber blieb sich Federer treu, auch wenn er zuweilen harte und einsame Entscheidungen zu treffen hatte. Er trennte sich von Bekannten und Freunden, knüpfte neue Allianzen, heuerte und feuerte Berater. Sentimentalitäten könne man sich „nicht leisten" in dieser Profibranche, sagte Federer vor ein paar Jahren, aber nicht sentimental zu sein, dafür habe er „einige Zeit" gebraucht.

Um seinen 30. Geburtstag macht Federer kein Tamtam. „Kein großes Ding" sei das, sagte er, er sei zwar froh, „nicht mehr Zwanzig zu sein”, aber er fühle sich gleichzeitig auch nicht „wie ein Dreißiger”. Andererseits: Seine größten Rivalen Novak Djokovic und Rafael Nadal sind fünf und sechs Jahre jünger.

Der Tennisspieler Federer wurde mehrfach Weltsportler des Jahres, er wurde zum globalen Gesicht und zur globalen Marke. Die Initialen RF auf einem T-Shirt oder einer Baseballkappe stehen heute wie selbstverständlich für den Mann mit dem kantigen, einprägsamen Gesicht, der trotz aller Popularität nicht davor zurückscheut, einfach so durch die Wolkenkratzerschluchten in Manhattan oder über die Champs Elysees in Paris zu laufen. „Warum sollte ich mich verstecken?”, meinte Federer kürzlich, nachdem man ihn in Madrid gerade mit Frau und Familie durch die City spazieren sah. Er will sich nicht im goldenen Käfig gefangen halten lassen. Auch nicht, nachdem er Ehemann und Vater der Zwillingstöchter Myla und Charlene geworden ist.

Hat dieser Mann überhaupt noch unerfüllte Wünsche, Hoffnungen, Erwartungen? Hat er Angst vor einem Morgen, an dem er nicht mehr in eine prallvolle Arena mit 25000 Menschen spazieren wird, so wie demnächst wieder bei den US Open? „Mein Leben ist wie ein Traum”, hat Federer gesagt. Und dann hat er ergänzt, „dass ich nichts mehr so gut machen werde wie Tennisspielen – wie denn auch!”

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