„20-Meter-Sprünge: Das hatten wir noch nie“

Ex-Weltmeister Martin Niefnecker spricht vor dem Red Bull Crashed Ice in München über sein „Heimspiel“ und die Zukunft der Sportart
Thomas Becker |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Spektakulär: Red Bull Crashed Ice.
Red Bull/ho Spektakulär: Red Bull Crashed Ice.

München - Der 25 Jahre alte Martin Niefnecker gewann 2010 das Rennen in München und wurde anschließend auch Weltmeister im Ice Cross Downhill. Hier äußert er sich im AZ-Interview im Vorfeld der Verantstaltung am 8. und 9. Januar in München.

AZ: Herr Niefnecker, jetzt geht am Olympiaberg wieder das Spektakel Red Bull Crashed Ice über die Bühne. Wie haben Sie in den vergangenen Frühlingswochen dafür trainieren können?

MARTIN NIEFNECKER: Gar nicht! Nein, wir haben ja als Vorbereitung noch den Riders Cup, in dem es auch Weltcuppunkte zu holen gilt. Ansonsten: Skifahren, wenn man irgendwo Schnee findet.

Klingt nach einem Geheimtipp.

Ich hab’s in Garmisch probiert, aber Spaß macht das derzeit nicht. Eine Skicross-Strecke wie in Sölden gibt’s da leider auch nicht. Zum Training für den Wettkampf war ich öfter in einem Indoor-Bike-Park, mit Inline-Skates, auf geteertem Untergrund, mit Hügeln und Sprüngen.

Mit gerade mal 25 sind Sie einer der erfahrensten Teilnehmer. Wie haben sich die Strecken seit der WM-Premiere vor fünf Jahren verändert?

Mein Niveau, das der anderen Fahrer und die Schwierigkeit der Strecke sind extrem gestiegen. Die Sprünge werden immer weiter: 20 Meter wie jetzt in München hatten wir noch nie. 20 Meter mit Schlittschuhen: Das ist reichlich.

So richtig gesund ist das nicht.

Mei, es passiert eigentlich relativ wenig. Ich selbst hab’ mir nur einmal in Kanada das Sprunggelenk gebrochen.

Mittlerweile gibt es auch einen Frauen- und einen Team-Wettbewerb.

Eine Supersache, dass ein Zugang für Frauen geschaffen wurde! Manche sind auch sehr erfolgreich: Eine Finnin könnte problemlos bei den Männern mitfahren. Und der Team-Wettbewerb am Freitag ist auch sehr interessant, wenn nicht nur vier Fahrer gleichzeitig auf der Strecke sind, sondern sechs, je drei pro Team.

Nach Platz elf beim ersten Rennen in Quebec haben Sie nun ein Heimspiel, genau dort, wo Sie 2010 mit einem Sieg den Grundstein für den späteren Weltmeister-Titel legten. Wie schaffen Sie es, nicht komplett übermotiviert ins Rennen zu gehen?

Wer sich zu viele Gedanken macht, ist in der Sportart fehl am Platz. Ich hab’ mir in den rund 35 Rennen der letzten Jahre eine Routine angeeignet, so dass ich das ganz gut einschätzen kann. Aber natürlich ist München das ganz klare Saison-Highlight. Wenn alle anderen Rennen tausende Kilometer entfernt stattfinden, ist das hier für einen Garmischer natürlich ein Heimspiel. Das ist schon ein besonderer Job für mich.

Wie gehen Sie mit dem Adrenalinschub um?

Der erste Lauf im Training ist eigentlich immer am spannendsten, weil da viel Neues auf einen zukommt. Während des Rennens, wenn man ein paar Runden weiter kommt, ist das Niveau der Fahrer so hoch, dass du in Situationen kommst, die du dir nicht unbedingt ausgesucht hast. Da ist der Puls schon ziemlich hoch. Anstrengend ist das Ganze nämlich auch noch. Wenn du fünf Läufe bis zum Finale gelaufen bist, bist du fix und fertig.

Wie oft dürfen Sie vor einem Rennen auf den Parcours?

Das hält sich in Grenzen, weil die Aufbereitung des Eises ziemlich aufwendig ist. Donnerstagabend haben wir eine Stunde Training mit ein paar Läufen, Freitagvormittag noch ein paar Runs, und dann geht es mit dem Zeitlauf auch schon los, wo man unter den 64 Schnellsten sein muss, damit man samstags bei den K.o.-Rennen dabei sein darf.

Stimmt es, dass sich das IOC für das Format interessiert?

Stimmt. Aus guten Quellen habe ich erfahren, dass Olympia bei Red Bull angeklopft hat, weil die wieder auf der Suche nach einer neuen, spektakulären Sportart sind. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, dass das mal olympische Disziplin wird. Bislang gibt es die vier großen Rennen, die von Red Bull organisiert werden, und eben die sieben, acht Rennen des von den Fahrern selbst organisierten Riders Cup, einer Art Amateur-Serie mit Weltcuppunkten. Da kann im Prinzip jeder mitmachen.

Wie sind Sie zu diesem Sport gekommen?

Als Kind bin ich Skirennen gefahren, im Skiclub Partenkirchen, wie der Felix Neureuther, der allerdings ein paar Jahre älter ist. Parallel dazu habe ich Eishockey gespielt, zuerst bei Riessersee, dann beim EC Peiting, wo ich Meister in der Oberliga und der Junioren-Bundesliga wurde.

Wie viele der Crashed-Ice-Athleten kommen vom Eishockey?

Nahezu alle. Zwei Jungs kommen vom Inline-Sport, aus den Skate-Parks. In Holland bin ich mal gegen einen Olympiasieger im Eisschnelllauf gefahren: Der war recht spritzig am Start, aber an der ersten Rechtskurve ist er geradeaus gefahren – weil er im Eisschnelllauf immer nur Linkskurven fahren durfte.

Auf die Schlittschuhe hat Sie damals Ihr Vater gestellt. Wäre Crashed Ice auch was für ihn?

Ich hab’ ihm schon mal angeboten, dass er mitfährt, aber das traut er sich mit seinen 52 Jahren dann doch nicht mehr. Wobei: Runterbringen würd’ ich ihn schon, irgendwie.

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.