Zeit-Management: Mit diesen Tipps sind Sie weniger gehetzt und gestresst
Wir kennen alle Momente, die endlos langsam zu vergehen scheinen. Und Stunden, in denen die Zeit anscheinend nur so verfliegt. Wussten Sie, dass wir da den Beweis für eine bahnbrechende, wissenschaftliche Theorie spüren, nämlich für die Relativitätstheorie?
Einstein hat sie unter anderem so erklärt: "Eine Stunde mit Ihren Liebsten vergeht wie eine Minute. Eine Minute auf einem heißen Ofen zu sitzen, fühlt sich an wie eine Stunde."
Obwohl die Uhr sie in feste Einheiten einteilt, kann Zeit sich also, und das hat Einstein bewiesen, ausdehnen oder zusammenziehen. Diesen Gummi-Effekt können und sollten Sie sich im Alltag zunutze machen: Wer ein entspanntes Verhältnis zurzeit hat, ist laut Marc Wittmann, Zeitforscher an der Uni Freiburg, insgesamt ein zufriedenerer Mensch.
Welcher Zeittyp sind Sie? Haben Sie immer eher zu viel oder zu wenig Zeit?
Obwohl Zeit an sich etwas Neutrales ist, empfinden wir sie oft als etwas, wogegen wir ankämpfen müssen: weil wir sie als zu knapp erleben, also gehetzt sind und unter Zeitdruck stehen. Wie Sie selbst Zeit wahrnehmen, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab.
Wo und wie Sie leben
Menschen, die zufrieden sind in ihrem Umfeld, erleben Zeit als positiv und fließend. Für Menschen, die sozial wenig eingebunden sind, auch für Depressive und Menschen mit Angststörungen, vergeht die Zeit langsamer. Stadtbewohner empfinden das Leben außerdem "rasanter" als Landbewohner. High-Speed-Informationen, Express-Lieferungen: Zeit wird dort als knapper erlebt, wo viele Menschen auf einem Fleck wohnen und Zeugen dieser Beschleunigung sind.
Zeit-Management verbessern: Tücken der Digitalisierung erkennen
Es gibt keine langjährigen Untersuchungen dazu, ob das digitale Zeitalter tatsächlich unsere Zeitwahrnehmung verändert hat. Aber eines ist laut Wittmann sicher: Wir haben verlernt, Momente des Wartens auszuhalten. Ungeduld und Langeweile stellen sich schneller ein. Schließlich kann jeder kleine Leerlauf mit einem Griff zum Smartphone überbrückt werden.
Immer gehetzt? Monotonie im Alltag vermeiden
Wie Sie Zeit erleben, hängt nicht unbedingt von Ihrem Lebensalter ab, sondern eher davon, ob das Leben für Sie noch Neues bereithält und wie Ihre Tage gestaltet sind. Sind sie gleichförmig und monoton, verfliegen sie. Das Homeoffice hat da ein Übriges getan: Je weniger Unterbrechungen und Ortswechsel eine Woche hat, desto schneller vergeht sie. Wenn Sie diese Entscheidungen selbst treffen können, kann das durchaus inspirierend sein: Wenn Sie ein Unternehmen leiten, freiwillig viel und gern arbeiten, können Sie sich nach zwölf Stunden Arbeit schwungvoll und energiegeladen fühlen. Wer hingegen das Gefühl hat, nicht Herrin oder Herr der eigenen Zeit zu sein, erlebt Zeitdruck völlig anders: nämlich als ermüdend und stressig.
"Immer läuft mir die Zeit davon!": Ihr Stresslevel senken
Je gestresster Sie sind, desto problematischer erleben Sie Zeit. Sie fühlen sich dann schneller gehetzt, typische Ausrufe sind: "Wie soll ich das alles schaffen?", "Immer läuft mir die Zeit davon!", "Dafür ist es jetzt zu spät!". Haben Sie dann im Gegenzug plötzlich mehr Zeit, lässt ein hoher Stresslevel Sie das nicht genießen: Sie werden stattdessen ungeduldig. Das ist eine ganz normale Begleiterscheinung: Stress soll uns schließlich bei Gefahr ursprünglich zu Kampf- oder Fluchtreaktionen befähigen. Und bei solchen lebensrettenden Aktionen darf natürlich nicht getrödelt werden.
Daher gilt: Je gestresster Sie sind, desto dringlicher erscheint Ihnen alles. Kaffee verstärkt übrigens diesen Effekt. Wie können Sie denn nun gelassen alles schaffen, was Sie sich vorgenommen haben? Und trotzdem Zeit haben für sich selbst, Freunde und Familie? Und am Ende noch Platz lassen für neue Ideen und Unerwartetes?
Der wichtigste Schritt ist, zu begreifen, dass Zeit an sich Ihnen nichts Böses will. Es sind bestimmte Gefühle wie Druck, Einsamkeit oder Überforderung, die unser Verhältnis zu Zeit negativ beeinflussen. Wir können hier den Spieß einfach umdrehen, indem wir diese Gefühle verändern. Wenn unsere Einstellung gegenüber der Zeit positiver wird und wir sie nicht als Gegnerin, sondern als Freundin begreifen, bauen wir Stress ab. Und wenn wir uns wohlfühlen, schaffen wir mehr in kürzerer Zeit und bleiben dabei gelassen.
Folgende Methoden können Ihnen dabei helfen.
1. Verändern Sie Ihre Sprache
Mit der Zeit ist es wie mit den Menschen: Wenn Sie wollen, dass sie Ihnen freundlich begegnet, dann begegnen Sie ihr umgekehrt genauso. Verzichten Sie daher auf Sätze wie: "Immer rennt mir die Zeit davon", "Ich kann das alles in dieser Zeit nicht schaffen". Allein diese Sätze erzeugen noch mehr Stress.
Wenn Sie genug Zeit für alles haben wollen, dann sollten Sie nicht mehr darüber beschweren, zu wenig davon zu haben. Wenn Sie sich nämlich permanent über Zeitknappheit beklagen, erzeugen Sie damit inneren Druck. Und dann verstärkt sich dieses Gefühl, nie genug Zeit zu haben – obwohl Sie es doch gern loswerden würden. Dazu gehört auch, Zeit nicht als Ausrede zu benutzen. "Ich würde ja gern, aber leider habe ich keine Zeit", ist oft die perfekte Ausflucht, wenn wir auf etwas keine Lust haben, aber niemanden verletzen wollen. Seien Sie hier ruhig mutig und ehrlich, und schieben Sie nie Zeitknappheit vor, wenn es nicht stimmt.
2. Schluss mit Multitasking
Menschen, die viel arbeiten und dabei gelassen bleiben, haben eine Strategie gemeinsam: Sie erledigen die Dinge nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. So können sie bei jeder einzelnen Tätigkeit in einen guten "Flow" kommen, also in der Tätigkeit an sich aufgehen, ganz egal, ob sie einen Kuchen backen oder ein Buch schreiben wollen. Und in diesem "Flow" vergeht die Zeit wie im Flug, ohne sich gestresst zu fühlen.
Also: Eines nach dem anderen in voller Aufmerksamkeit zu erledigen geht schneller, als alles auf einmal machen zu wollen.
3. Lernen Sie das Warten
Wittmann schlägt ungeduldigen Menschen eine paradoxe Intervention vor: Stellen Sie sich im Supermarkt generell in die längste Schlange, atmen Sie tief durch, schauen Sie nicht aufs Handy, und: Warten Sie. Warten Sie seelenruhig auf den Bus, gelassen auf einen Menschen, der zu spät kommt. Langeweile oder Ungeduld sind nichts weiter als der Schreck, plötzlich mit sich selbst allein zu sein. Aber vergessen Sie nicht: Mit sich selbst sind Sie in allerbester Gesellschaft. Das zu verstehen, kann Sie viel gelassener machen.
4. Erleben Sie Neues
Bewusst neue Dinge zum ersten Mal auszuprobieren, kann helfen, das "Beste" aus seiner Zeit zu machen. Etwas Neues zu tun, wann immer es der Alltag zulässt, kann positive, bleibende Erinnerungen schaffen: Und wenn es nur heißt, einen anderen Bäcker auszuprobieren, einmal zu Fuß zu gehen oder jemanden in der Schlange an der Kasse vorzulassen.
5. Reduzieren Sie Ihr Stresslevel
Sie wissen nun, dass zu viel Adrenalin und Zeitdruck eng zusammenhängen. Nehmen Sie sich daher bitte – gerade, wenn Sie denken, keine Zeit dafür zu haben – jeden Tag 15 Minuten, um Ihren Stresslevel zu reduzieren. Sport, Meditieren, über einen lustigen Film lachen, ein Tier streicheln, ein Spaziergang in der Natur – oder die oben genannte Zeitmeditation.
Sich die Zeit zur Freundin zu machen, kann eine gute Partnerschaft auf Lebenszeit werden. Verstehen Sie sich daher bitte nicht als ein "Opfer" von Zeit und probieren Sie stattdessen aus, welche Methoden der "Zeitgewinnung" für Sie funktionieren: Denn Sie haben mehr Macht über die Zeit, als Sie denken!
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