Wie man reich wird: Die AZ hat sechs Tipps von einer Expertin

Mit ein bisschen Planung klappt's auch mit der Geldanlage. Was man wissen sollte und womit man am besten anfängt: Die AZ hat sechs Expertentipps.
von  Maria Wabra
Das Wichtigste für Laien im Bereich Geldanlage: sich trauen und anfangen! Finanzexpertin Joana Wollstein hat außerdem sechs Tipps, wie man sich das nötige Wissen schnell aneignet. (Foto-Illustration)
Das Wichtigste für Laien im Bereich Geldanlage: sich trauen und anfangen! Finanzexpertin Joana Wollstein hat außerdem sechs Tipps, wie man sich das nötige Wissen schnell aneignet. (Foto-Illustration) © Illustration: freeslab/Panthermedia/imago; Fotos: imago, Joana Wollstein

Was Geldanlagen betrifft, bleiben die Deutschen konservativ: Nach wie vor wird hierzulande vor allem auf dem Girokonto gespart. Im Rahmen einer Studie der Privaten Bausparkassen aus dem Frühjahr gaben nur 23 Prozent der Befragten an, in Aktien zu investieren, bei den Investmentfonds waren es immerhin 27 Prozent.

Vermögensaufbau schon mit wenig Zeitaufwand

Die Ursachen dafür sind vielfältig: Viele Menschen fühlen sich überfordert von Finanzthemen oder scheuen das damit verbundene Risiko. Andere denken, am Ende des Monats nicht genügend Geld übrig oder zu wenig Zeit zur Verfügung zu haben, um sich mit dem Thema Investition zu befassen.

Dabei ist der Zeitaufwand geringer, als man denkt, und auch mit kleinen Beträgen schon viel erreicht, findet die Münchner Finanzexpertin Joana Wollstein. In ihrem Finanzratgeber "Geld wächst wie Bäume" erklärt sie Anfängern anhand praktischer Beispiele, wie Vermögensaufbau funktioniert ‒ und gibt für den Einstieg die folgenden Tipps.

1. Negative Glaubenssätze loswerden ‒ Money-Mindset 

"Über Geld spricht man nicht”, "Investieren ist für Reiche”, "Börse ist Glücksspiel”: Der ambitionierte Umgang mit Geld ist mit Vorurteilen behaftet. Die sind nicht nur unbegründet, sondern haben auch einen hemmenden Effekt auf das Selbstvertrauen.

Sich positive Ziele zu setzen, kann dabei helfen, negative Glaubenssätze zu überwinden und sich vor Augen zu führen, wozu mehr Geld befähigen könnte ‒ etwa zu finanzieller Freiheit und damit mehr Zeit für die Familie. Oder zu besserer Absicherung und einem sorgloseren Leben.

2. Kassensturz

Um eine finanzielle Standortbestimmung durchzuführen, empfiehlt es sich, zumindest vorübergehend ein Haushaltsbuch zu führen. So lässt sich am Ende des Monats überprüfen, wohin das Geld geflossen ist, und Kostenfallen wie ungenutzte Abonnements lassen sich schneller identifizieren.

Neben Apps wie Finanzguru verfügen mittlerweile auch viele Online-Banken über Tools, mithilfe derer die monatlichen Ausgabenmuster Kategorien zuordnet und etwa als Tortendiagramm dargestellt werden können.

3.  Smarte Ziele

Man kennt's: Anfangs hochmotiviert, verlaufen die ambitionierten Neujahrsvorsätze schon nach wenigen Monaten im Sande. Die SMART-Methode kann dem entgegenwirken: Das Akronym steht für spezifisch (specific), messbar (measurable), erreichbar (achievable), relevant (relevant) und terminiert (time-bound). Anstatt "Ich möchte reich werden" ist es also besser, zu formulieren: "Ich möchte in fünf Jahren 30.000 Euro für den Kauf eines Hauses gespart haben."

4. Die Routine macht's

Bei Sparplänen geht es weniger um die Höhe der Einzahlungen als um ihre Regelmäßigkeit. Je nach Möglichkeit bietet es sich an, zehn bis 20 Prozent des Einkommens nach dem "Pay-yourself-first"-Prinzip zu sparen: Dabei wird noch vor allen anderen Ausgaben ein fixer Prozentsatz zur Seite gelegt.

Am einfachsten geht das mit automatisierten Sparraten, die dafür sorgen, dass das Geld direkt nach Gehaltszahlung weiterwandert: zum Beispiel auf das Sparkonto für das Aktiendepot.

5. Den Zinseszins-Effekt verstehen

Um Sparplänen die Abstraktion zu nehmen, hilft es, zu verstehen, wie regelmäßige Einzahlungen langfristig zu großen Vermögen wachsen können. Für eine bessere Visualisierung des Zinseszinses gibt es im Internet Simulationsrechner, die den Effekt greifbarer machen.

Durch die Eingabe der monatlichen Sparrate, des jährlichen Zinssatzes und des Anlagezeitraums lässt sich eine grafische Darstellung des Wachstumsverlaufs erstellen ‒ und man kommt, auch bei kleinen Beträgen, zu durchaus beachtlichen Ergebnissen.

6. Finanzielle Bildung

Die Auswahl an Investitionsmöglichkeiten ist groß, die individuelle Eignung hängt von Risikoaffinität und geplantem Anlagezeitraum ab. Grundsätzlich gilt: Wer langfristig investieren möchte, ist mit ETFs oder Immobilien gut beraten. Kurzfristig orientierte und risikofreudige Anleger können mit Aktien oder Kryptowährungen experimentieren ‒ wobei das Risiko durch eine Kombination unterschiedlicher Anlageformen auch gestreut werden kann.

Um die für sich passende Strategie zu finden, sollte man neben einem wirtschaftlichen Grundverständnis auch ein solides Wissen über die jeweiligen Eigenheiten und Risiken aufbauen. Das gelingt zum Beispiel durch seriöse Online-Kurse oder Podcasts.

Anfänger können sich außerdem anhand von Musterdepots mit den Prozessen von Kauf und Verkauf von Wertpapieren vertraut machen. Hat man eine Strategie entwickelt, kann in kleinen Schritten mit dem Investieren begonnen werden. Wer sich sicher fühlt, auch Verlustphasen zu überstehen, ist bereit für den ersten Kauf.

Wollstein empfiehlt, am Anfang circa zwei bis drei Stunden pro Woche in die finanzielle Bildung zu investieren. Langfristig könne dann schon eine halbe Stunde pro Woche ausreichen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

Joana Wollstein, "Geld wächst wie Bäume. Wie ich ins kalte Wasser sprang und für die Börse Feuer fing", Wollstein Wegweiser, 340 Seiten, 19,90 Euro

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