Wenn ein Bissen Brot Beschwerden macht
Die Gluten-Intoleranz (Zöliakie) zählt zu den häufigsten nichtinfektiösen Darmkrankheiten. Doch sehr viele Betroffene kennen ihre Krankheit nicht – das kann weitreichende Folgen haben
Eigentlich ist Getreide sehr gesund. Doch für manche Menschen ist bereits ein Bissen Brot zu viel: Kurze Zeit später krampft sich ihr Bauch zusammen, Übelkeit breitet sich aus, Durchfall und Blähungen folgen. Das sind typische Zeichen für eine Gluten-Intoleranz (Zöliakie). Aktuelle Studien gehen davon aus, dass jeder 300. Bundesbürger daran leidet. Doch viele Betroffene wissen überhaupt nicht, dass sie krank sind. Häufig mit weitreichenden Konsequenzen.
Was ist eine Gluten-Intoleranz?
Eine so genannte Zöliakie entsteht, wenn Menschen kein „Gluten” vertragen. Das Problem: „Dieses Kleber-Eiweiß ist ein Bestandteil fast aller Getreidesorten, aus denen Brot und Nudeln hergestellt werden”, erklärt Florian Lippl von der Gastroenterologischen Ambulanz der Universität München (LMU): „Dazu zählen Weizen, Gerste, Roggen und Dinkel.” Aber auch in vielen Fertigprodukten, Schokolade, Wurst, Fruchtjoghurts oder Pizza können Gluten enthalten sein, weil es oft bei der Herstellung beigemischt wird.
Worin die Unverträglichkeit besteht
„Bei Menschen, die kein Gluten vertragen, entzünden sich die Dünndarmzotten, die Schleimhaut bildet sich zurück”, sagt Lippl. Dadurch wird die Aufnahmefläche des Darms, der ausgebreitet so groß wie ein Fußballfeld ist, flacher und geringer. Die Folge: „Der Körper wird auf Dauer mit Nährstoffen unterversorgt”, warnt Lippl. Bei Erwachsenen sprechen Fachleute bei einer Zöliakie auch von Sprue. Übrigens: „Frauen sind davon etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer”, so Lippl.
Ein langer Leidensweg
„Bleibt die Krankheit unerkannt, können schwere Mangelerscheinungen die Folge sein”, warnt Lippl: „Zu uns kommen oft Patienten, die zum Beispiel an Blutarmut oder Osteoporose leiden. Doch eigentlich steckt eine Zöliakie dahinter.” Und diese Gefahr ist groß: „Nur bei ungefähr jedem dritten Betroffenen drückt sich die Unverträglichkeit durch direkte Beschwerden wie Übelkeit, Krämpfe oder Durchfall aus. Viele Betroffene stellen deshalb keine Verbindung zwischen ihren Beschwerden und dem Konsum von Getreide her”, stellt Lippl fest. Gerade für Kinder kann das schwerwiegende Folgen haben: Bei vielen wird die Krankheit zu spät entdeckt. Deshalb sollten Eltern bei folgenden Symptomen aufmerken und rasch reagieren: Typisch für eine Zöliakie sind Gedeih- und Wachstumsstörungen, die sich nach der Umstellung von Muttermilch auf getreidehaltige Breikost zeigen.
Diagnose und Therapie
Für eine eindeutige Diagnose gibt es verschiedene Methoden: Zum Beispiel der Nachweis bestimmter Antikörper im Blut (bei Kindern unter zwei Jahren nur bedingt anwendbar). Oder eine Magenspiegelung mit einer Gewebeprobe aus dem Dünndarm.
Heilbar ist eine Gluten-Intoleranz leider nicht. „Die Betroffenen müssen ihr Leben lang auf Gluten verzichten”, sagt Lippl. Sonst können Mangelerscheinungen auftreten.”
Aber auch Betroffene, die sich nicht konsequent „glutenfrei” ernähren, riskieren gesundheitliche Konsequenzen: „Viele machen den Fehler, dass sie nach einem Jahr Abstinenz wieder nachlässig werden”, warnt Lippl. Konsequente Ernährungsumstellung heißt die Devise: Auf abgepackten Lebensmitteln muss seit 2005 angegeben sein, ob Gluten enthalten sind. Heute gibt es sehr viele glutenfreie Lebensmittel, sogar Brot. Sie sind mit einem klaren Symbol gekennzeichnet: Mit einer durchgestrichenen Ähre.