Welchen E-Book-Reader soll ich kaufen?

Tablet oder Lesegerät? E-Book-Reader gewinnen Marktanteile - das Buch verdrängen können sie (noch). Ein Marktbericht mit Tipps
Über einen Kulturkampf redet auf der jetzt beginnenden Frankfurter Buchmesse inzwischen niemand mehr. Das E-Book erfreut sich wachsender Beliebtheit, auch wenn es bei Weitem nicht den schnellen Siegeszug angetreten hat, der ihm prophezeit wurde. Fünf Prozent des Gesamtumsatzes werden im Jahr 2013 (Vorjahr: 2,4 Prozent) mit den digitalen Büchern gemacht, 95 Prozent entfallen also auf das gedruckte Buch.
Kein Wunder, noch immer können sich drei Viertel aller Deutschen nicht vorstellen, jemals ein E-Book zu nutzen. Andererseits haben viele Kulturpessimisten mit dem E-Book Frieden geschlossen, es ist nicht der Untergang des Abendlandes – und kann auch für Liebhaber edler Bücher bei Gelegenheit vorteilhaft sein, wenn man zum Beispiel auf Reisen sein Gepäck leichter halten möchte.
Der Verkauf von E-Book-Lesegeräten stieg 2012 um 22 Prozent auf 832000 Geräte. Gerechnet hatte die Branche mit 1,4 Millionen Stück. Aber es war nicht die angebliche Technikfeindlichkeit der Leser, die den Höhenflug begrenzte, sondern der Siegeszug der Tablet-Computer, auf denen man, wenn auch mit wesentlich größerer Spiegelung, selbstverständlich auch Bücher lesen kann. „Reine E-Reader haben sich als eigenes Marktsegment etabliert, weil sie vor allem den Viel-Lesern Vorteile wie lange Akkulaufzeiten und einen besonders augenfreundlichen Bildschirm bieten“, sagt Achim Berg, Vizepräsident vom Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom).
Nach Bitkom-Prognosen werden im Jahr 2013 insgesamt rund 8 Millionen Tablet-Computer in Deutschland verkauft. Im Gegensatz zu ausschließlich für das Lesen konzipierten E-Book-Readern haben die Tablets erheblich mehr Funktionen. Mit ihnen lassen sich Videos anschauen und Fotos machen sowie Musik hören und im Internet surfen.
Insbesondere die leichteren Mini-Tablets mit Bildschirmdiagonalen von 7 oder 8 Zoll stehen im Wettbewerb mit den E-Readern. Etwa die Hälfte dieser Geräte wird zu Preisen unter 200 Euro verkauft, was auf dem Niveau hochwertiger E-Reader-Modelle liegt. E-Reader hingegen bieten im Vergleich zu Tablet Computern einige Besonderheiten: Sie sind mit einem Gewicht von rund 200 Gramm sehr leicht und verfügen über sehr kontrastreiche Schwarz-Weiß-Bildschirme, die selbst bei direkter Sonneneinstrahlung gelesen werden können und die Augen bei längerem Lesen weniger ermüden als andere Displays.
Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen hat die zunehmende Ausstattung deutscher Haushalte mit Tablets auch einen negativen Aspekt: Kinder und Jugendliche verlieren schneller die Lust am Lesen, wenn sie Zugriff auf ein Tablet-Gerät haben, auf dem sie spielen können. Besonders erschreckend: In Großbritannien stieg die Quote der minderjährigen Nichtleser in nur einem Jahr um acht Prozentpunkte auf 28 Prozent.
International betrachtet, ist der deutsche Markt für E-Books noch stark entwicklungsbedürftig. In Großbritannien werden 20 Prozent des Branchenumsatzes mit elektronischen Büchern erzielt, in den USA sind es gar 30 Prozent. In Deutschland aber gibt es – im Gegensatz zu den USA – glücklicherweise noch einen funktionierenden, stationären Buchhandel, bei dem fast die Hälfte des gesamten Umsatzes abgewickelt wird. Und als (Weihnachts)Geschenk ist das gedruckte Buch für viele doch noch attraktiver als eine Datei.
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