Was taugen Senioren-Handys?

Vorlesefunktion und extra große Tasten: Stiftung Warentest hat getestet, wie gut sich spezielle Mobiltelefone und beliebte Smartphones auch für ältere Menschen eignen
MÜNCHEN Die Tasten sind zu klein, was auf dem Bildschirm steht, lässt sich nicht zweifelsfrei entziffern, und die Tastensperre rauszukriegen ist ein Rätsel: Ältere Handynutzer haben oft Probleme mit Mobiltelefonen. Das haben auch immer mehr Hersteller erkannt und bieten spezielle Handys für Senioren an. Die Stiftung Warentest testete jetzt die jüngste Generation von Seniorenhandys.
Gleichzeitig wurden die neuesten Smartphones auf ihre Seniorentauglichkeit überprüft. Die Smartphone-Vertreter im Test sind das „Apple iPhone 5“ und das „Samsung Galaxy S III“. Beide eignen sich nur sehr bedingt für ältere Nutzer, die aufgrund ihres Alters eingeschränkt sind. Der Touchscreen bereitet vielen motorische Schwierigkeiten, und das Bedienkonzept wird allgemein als nicht sehr intuitiv empfunden. Zumindest für Sehbehinderte haben beide Modelle aber integrierte Hilfestellungen: eine Vorlesefunktion, die sowohl die Menüs als auch ganze Webseiten vorlesen kann. Das iPhone schneidet hier aber deutlich besser ab, technikaffine Blinde und Sehbehinderte können viel damit anfangen. Bei Samsung ist die Funktion nicht wirklich ausgereift. Das iPhone hat zudem eine spezielle Lupenfunktion. Bessere Alternativen für Senioren bieten die speziell für sie angepassten Seniorenhandys.Die Testergebnisse nach Kategorien:
Sehschwäche: Hier wurden große, gut beschriftete Tasten und helle, kontraststarke Displays als positiv bewertet. Sieger in dieser Kategorie sind die beiden Geräte „TiptelErgophone 6020+“ und das „Amplicomms PowerTel M7000“. Nicht zu empfehlen sind das „Auro C2030“ und das „Olympia Chic“. Kurios bei dem Gerät von Auro: Die Tasten sind mit Brailleschrift für Blinde ausgestattet – mit Hintergrundbeleuchtung. Für Blinde ergibt das keinen Mehrwert, und Nutzer, die nur etwas schlechter sehen, erkennen so nicht mehr was auf den Tasten steht.
Hörschwäche: Die schwächere Hörleistung kann mit Lautstärke kompensiert werden. Ein Clou, den viele Seniorenhandys aber zusätzlich haben: Die Möglichkeit, über Induktion direkt Gespräche auf Hörgeräte zu schicken. Vorteil: keine Hintergrundgeräusche. Hier sind fünf Handys von den Nutzern als gut befunden worden: das „Doro PhoneEasy 612“, das „Doro PhoneEasy 515“, das „Tiptel Ergophone6020+“, das „Amplicomms PowerTel M7000“ und das „Emporia Click“. Alle anderen Handys sind in dieser Kategorie als befriedigend eingestuft worden.
Notruffunktion mit Tücken
Motorikschwäche: Gummierte Oberflächen erhöhen die Griffigkeit, große Tasten mit klarem Druckpunkt sorgen für Bedienkomfort. Sieger mit „sehr gut“ sind das „Panasonic KX-TU327“ und das „Doro PhoneEasy 612“. Als „gut“ bewertet wurden das „Doro PhoneEasy 515“, das „Tiptel Ergophone 6020+“ und das „Amplicomms PowerTel M 7000“. Das „Olympia Chic“ und das „Emporia Click“ schneiden durch verwirrende Druckpunkte am schlechtesten bei der Motorikprüfung ab.
Notruffunktion: Beim Auslösen ruft das Gerät nacheinander verschiedene vom Nutzer vorher selbst festgelegte Rufnummern an. Bei vielen Handys wird der Notruf abgebrochen, wenn ein Anrufbeantworter drangeht. Gelöst wird das von einigen Handys, indem sie den Angerufenen auffordern, durch drücken einer Nummer den Notruf anzunehmen – so bleibt man nicht bei einer Maschine stecken. Am besten gelöst ist die Notruffunktion beim „Amplicomms powerTel M7000“ und beim „Alcatel OneTouch 536“.
Gesamtergebnis: Sieger ist das „Panasonic KX-TU327“ (etwa 90 Euro). Platz zwei belegt das „Doro PhoneEasy 612“ (etwa 120 Euro), gefolgt vom „Doro PhoneEasy 515“ (etwa 100 Euro). Platz vier und fünf machen das „Tiptel Ergophone 6020+“ (etwa 105 Euro) und das „Amplicomms PowerTel M 7000“ (etwa 80 Euro).