Warum auch Männer Komplimente brauchen

Nicht nur Frauen lieben Nettigkeiten. Männer brauchen sie wie die Luft zum Atmen. Welche Sätze sie glücklich machen – und warum gezieltes Lob sogar Seitensprünge verhindert
Interview: Irene Kleber |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

Nicht nur Frauen lieben Nettigkeiten. Männer brauchen sie wie die Luft zum Atmen. Welche Sätze sie glücklich machen – und warum gezieltes Lob sogar Seitensprünge verhindert.

'Sein Namens-Buch „Heirate niemals einen Udo“ wurde zum Bestseller. Jetzt hat der Gießener Beziehungs-Coach Clemens Beöthy einen Dating- und Liebes-Ratgeber geschrieben: „Amor ist ein Arschloch“ (Knaur Verlag).

AZ: Hallo, Herr Beöthy, schön dass Sie Zeit für dieses Gespräch haben.

CLEMENS BEÖTHY: Gerne doch. Ich bin nur leider ziemlich heiser. Mich hat dieser neue Influenzavirus erwischt, der legt einen ziemlich flach.

Tut mir leid. Ihrer Stimme hat das aber nicht geschadet. Tiefe Stimmen machen ja sehr männlich.

Das ist jetzt aber ein nettes Kompliment, vielen Dank.

Bitte, gerne. Wollen wir über Komplimente sprechen?

Unbedingt! Auch Männer brauchen die nämlich – wie Blumen das Wasser. Wenn ein Mann keine Komplimente mehr bekommt, vertrocknet er emotional.

Ach, das ist gar keine Frauendomäne?

Überhaupt nicht. Männer haben zwar ein besseres Selbstwertgefühl, um nicht zu sagen: sie sind selbstgefälliger als Frauen. Trotzdem brauchen sie das, dass ihre Herzdame ihnen immer wieder das Gefühl vermittelt, dass sie einzigartig, kompetent und unentbehrlich sind.

Kurzum: grandios.

Ganz genau. Gerade in langen Beziehungen können Frauen Männer mit Komplimenten gut bei der Stange halten, das predige ich in meinen Paar-Beratungen immer wieder.

Was passiert denn, wenn Männer darben müssen?

Dann bekommt die Frau das zu spüren: in Form von Gefühlskälte, mangelndem Einsatz für die Beziehung. Und typisch männlichem Rückzugsverhalten.

Männer werden zum Ekel, weil ihre Frau sie zu wenig lobt?

Sicher, Männer-Egos brauchen Lob. Andernfalls wächst ihre Bereitschaft, sich die Anerkennung, die sie zuhause nicht kriegen, in einer Affäre zu holen.

Komplimente als Seitensprung-Verhinderer? Das meinen Sie nicht ernst!

Doch. Ich glaube, jeder zweite Seitensprung würde nicht stattfinden, wenn der Mann von seiner eigenen Frau mehr Komplimente bekäme. Es sind nämlich oft gerade die kleinen Nettigkeiten, mit denen die Konkurrentinnen erfolgreich Männer ausspannen. Mit Komplimenten lässt sich die Herrenwelt wunderbar subtil beeinflussen.

Klappt das in langen Beziehungen auch?

Klar. Angenommen die Frau wünscht sich eine neue Wandfarbe im Schlafzimmer und der Mann brennt nicht gerade drauf, ihr den Wunsch zu erfüllen: Ein kleiner Verweis, wie toll ihm das malern beim letzten Mal gelungen ist, wirkt Wunder.

Wie viele Komplimente pro Woche empfehlen Sie?

Mindestens eins. Aber besser eins jeden Tag.

Langweilt das einen Mann nicht bald?

Nicht, wenn es ehrlich ist und auch so rüberkommt. Wenn man will, findet man jeden Tag etwas Schönes, das man sagen kann. Über sein Aussehen, seine Tagesleistungen, seine Ausstrahlung oder seine Zärtlichkeiten. Das schafft Verbundenheit, stärkt das Selbstwertgefühl und ist ein Motivationsfaktor par excellance!

„Du bist ein toller Mann“ – in der Art?

Das geht immer wieder runter wie Öl, natürlich. „Bei dir fühle ich mich so geborgen“ ist auch schön, durch das Kompliment, Stärke, Sicherheit und Souveränität auszustrahlen, fühlt sich jeder Mann geadelt.

Sind Sex-Komplimente Männern wichtig?

Selbstverständlich. „Ich hatte nie so guten Sex wie mit dir“ – also die Versicherung an den Mann, dass er die Nummer Eins im Bett ist, kann kaum getoppt werden.

Dann vermutlich auch: „Seit ich dich kenne, brauch ich im Bett keine Socken mehr“?

Super. Die Andeutung, heißblütig zu sein, kommt bei jedem Mann bestens an. Männer lieben es, einen tiefen Eindruck zu hinterlassen. Da kann eine Frau schon mal schön bildlich sagen: „Du löst emotional bei mir ein mittleres Erdbeben aus.“

Was passt beim ersten Date – oder in der noch jungen Kennenlernphase?

„Wahnsinn, was du aus deinem Leben gemacht hast“, zum Beispiel. Männer sind leistungsorientiert, auf dem Gebiet sind sie komplimentetechnisch leicht zu beeindrucken.

„Du bist wirklich nett“ reicht nicht, oder?

Nein! So ein Satz ist für Männer die kalte Dusche, weil sie inzwischen wissen, dass danach bloß die Nummer folgt: Freunde ja – aber bitte nicht mehr.

Weitere Flops, die man sich sparen sollte?

„Schön, dass ich mit dir über alle meine Probleme sprechen kann“ ist beim Dating ein Total-Flop. Ein kluger Mann weiß, dass er hier die Rolle des seelischen Mülleimers übernehmen soll, da gilt das Motto: Wo gekotzt wird, wird nicht gegessen. Und „du bist zu gut für mich“ ist auch ganz schlecht. Ein einigermaßen cleverer Mann hört da raus: „Du bist ein Langweiler“. Zurecht.

Der Paar- und Single-Coach Clemens Beöthy (46) und Autor gibt seit 16 Jahren Einzel- und Gruppenseminare für Singles und Paare und veranstaltet Kennenlern-Events. Clemens Beöthy wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Gießen.

 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.