Strom: Die Fallen beim Wechseln
Wer angesichts der anstehenden Strompreis- Erhöhungen einen neuen Anbieter sucht, muss einiges beachten. Die AZ erklärt, wie’s geht und worauf man nicht reinfallen sollte
MÜNCHEN Strom ist so teuer wie nie. Und der nächste Preisschock steht vor der Tür: Zum Jahreswechsel wollen über 480 Versorger mehr Geld – gerade verschickt Eon seine Briefe im Münchner Umland. Auch die Stadtwerke werden ihre Preise wahrscheinlich auf absehbare Zeit erhöhen, wenn auch nicht gleich im Januar. Im Schnitt müssen sich die Bürger 2013 auf zwölf Prozent Mehrkosten einstellen. Für einen Zwei-Personen-Haushalt sind das 120 Euro im Jahr. Da kommen viele auf die Idee, den Anbieter zu wechseln. So lässt sich in der Tat viel Geld sparen, doch es lauern auch Fallstricke – manche Anbieter sind auf Abzocke aus.
Wer kann wechseln? Am meisten profitieren Bürger, die seit Jahr und Tag beim gleichen Lieferanten sind, sagt Fabian Fehrenbach, Energieexperte der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Also gut 60 Prozent aller Haushalte. Jeder, der einen eigenen Vertrag mit einem Stromversorger hat, kann aussteigen und sich eine billigere Lösung suchen. Das gilt auch für Studenten oder Senioren im Wohnheim. Wer in einem Grundversorgungstarif steckt (bei den örtlichen Stadtwerken, bei RWE oder Eon), kann zu jedem x-beliebigen Tag mit einer Frist von zwei Wochen zum Monatsende umsatteln. Die Kündigung erledigt der neue Anbieter. Wer schon einmal gewechselt hat, muss die Ausstiegsfristen seines Vertrags beachten. Ausnahme: Ändern sich die Preise, eröffnet das ein Sonderkündigungsrecht.
Wann muss es schnell gehen? Kunden mit Sondervertrag (im Vertrag stehen Begriffe wie „Sonderpreis“, „Sondertarif“ etc) sollten sich jetzt beeilen. Wer jetzt von der neuen Preiserhöhung erfährt, hat nur noch bis 30. November Zeit, sich einen neuen Versorger zu suchen und beim alten rechtzeitig zu kündigen. Wer die Frist verpasst, kann nicht zum 31.12. raus. Die Folge: Der teure Vertrag läuft noch ein Jahr weiter.
Wie findet sich was Billigeres? Am schnellsten mit Vergleichsrechnern im Internet. Viele haben auch eine Telefon-Hotline. Die eigene Stromrechnung ist wichtig zum Preisvergleich. Abgefragt werden der Jahresverbrauch und die Postleitzahl – und schon erscheinen billigere Alternativen. Verbraucherschützer empfehlen unter anderem die Portale check24, verivox oder toptarif. Kunden ohne Internetzugang können sich auch bei der Verbraucherzentrale Bayern Rat holen. Wer nicht komplett wechseln will, kann seinen bisherigen Anbieter nach günstigeren Tarifen fragen.
Die Tricks mancher Anbieter
Achtung „Vorkasse“. Günstig ist gut. Sensationell Günstiges sollte links liegen gelassen werden, warnt Fehrenbach. Billige Tarife, die Vorauskasse oder Kaution verlangen – zum Teil in Höhe des Jahresbetrags – können riskant sein. Das Beispiel Teldafax hat gezeigt: Geht der Versorger insolvent, ist das Geld weg. Bei den Vergleichsrechnern gibt es die Option, Tarife mit Vorkasse erst gar nicht zu berücksichtigen.
Achtung Paket-Preis oder „Preisgarantien“. Vorsicht ist auch bei Fest- oder Paketpreisen angebracht. Liegt der Verbrauch darunter, verfällt der bezahlte Rest. Wird mehr verbraucht, muss teuer nachgekauft werden. Wer sich auf einen Fixpreis einlässt, muss seinen Bedarf sehr genau einschätzen können. Zusatzhaken: Pakettarife müssen ebenfalls im Voraus bezahlt werden. Preisgarantien klingen gut, werden aber oft im Kleingedruckten eingeschränkt, dass sich die Garantie nur auf einen Teil des Strompreises bezieht. Steigen Abgaben wie die EEG-Umlage oder Netzentgelte, muss der Kunde sie zahlen.
Achtung Lockvogel. Bei attraktiven Lockangeboten wie einem Willkommens-Bonus von 200 Euro ist immer Skepsis angebracht. Damit wird der Preis schöngerechnet. Die Prämie gibt es in der Regel erst nach einem Jahr. Wer vorher kündigt, geht leer aus. Nur geübte Sparfüchse schaffen es, das Geld mitzunehmen und rechtzeitig weiterzuziehen, so Fehrenbach. Für die meisten Kunden komme im zweiten Vertragsjahr ohne Bonus das böse Erwachen. Anbieter mit Willkommensgeld seien oft nicht die günstigsten. Ähnlich ist es mit Freikilowattstunden: Sie werden meist mit der ersten Jahresabrechnung verrechnet. Danach kommt oft der Preishammer, wenn Kunden nicht schnell genug wechseln.
Auf was muss ich achten? Länger als ein Jahr sollte der neue Vertrag nicht dauern. So lässt sich schnell wieder wechseln, wenn die nächste Teuerung ansteht. Die Kündigungsfrist sollte nicht mehr als einen Monat betragen. Ein Sonderkündigungsrecht bei Preiserhöhungen muss garantiert sein. Bei vielen Tarifrechnern können Kunden die Anbieter bewerten. Gibt es viele Negativreaktionen: Finger weg.
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