Stau-Wochenende: Das sollten Sie wissen
Achtung Autofahrer: An diesem Wochenende drohen wieder Mega-Staus. Besonders um München werden die Fahrzeugewieder Schlange stehen. Die AZ erklärt das Stau-Phänomen.
München - Der Mond ist ungefähr 400 000 Kilometer von der Erde entfernt. Auf die gleiche, unvorstellbare Länge haben sich im vergangenen Jahr auf deutschen Autobahnen die Fahrzeuge gestaut. Insgesamt 185 000 Staus zählte der ADAC. Durchschnittlich 60 Stunden pro Jahr steht jeder Deutsche jährlich im Stau, heißt es in einer BMW-Studie.
An diesem Wochenende ist es wieder so weit: Weil die diesjährige Sommerreisewelle ihren ersten Höhepunkt erreicht, wird es eng werden – auch um München herum. Mit zig-Kilometer langen „Stop and go“ rechnet der ADAC unter anderem auf der A99, der Umfahrung von München, auf der gesamten A 8 zwischen Stuttgart und Salzburg und vor allem auf der A 93 zwischen Inntaldreieck und Kiefersfelden.
Der Grund ist der Ferienbeginn in Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Insgesamt haben dann 13 Bundesländer Sommerferien. Die einen strömen erstmals in den Süden – die anderen wollen schon wieder heim. Zu Mega-Staus muss es nicht kommen – denn es gibt auch gute Nachrichten für Autofahrer: Seit einer WocheTagen ist das Nadelöhr des Tauerntunnels entschärft. Dort wurde eine zweite Röhre inBetrieb genommen, die die gefürchtete Blockabfertigung hinfällig macht.
Warum entstehen eigentlich immer wieder Staus, wie lassen sie sich vermeiden und wie kann man die Wartezeiten – vor allem für die Kinder – verkürzen? Darüber gibt dieser AZ-Report Auskunft.
Mit welchen Maßnahmen versucht wird, stundenlanges Stehen zu verhindern.
GPS, Verkehrsleitsysteme, mehrspuriger Autobahnausbau: Viele Maßnahmen tragen zur Entlastung bei, ohne sie wäre es oft noch viel schlimmer. Und das sind die wichtigsten Methoden zur Registrierung und Vermeidung von Staus:
- Die „Temporäre Seitenstreifenfreigabe (TSF)“: Bundesweit könne bereits 210 Kilometer Seitenstreifen binnen Sekunden freigegeben werden. Bis 2015 folgen weitere 350 Kilometer, verspricht Verkehrsminister Peter Ramsauer. Das System funktioniert so: In Verkehrsrechnerzentralen wird der Verkehrsfluss beobachtet. Wenn der über einen Schwellenwert hinaus stockt, wird der Seitenstreifen mittels Mausklick geöffnet: An den Schilderbrücken wird aus dem roten X ein grüner Pfeil, der die Spur freigibt. Vorteil von TSF: Die Kosten für eine so ausgebaute Strecke betragen nur ein Zehntel eines kompletten Autobahn-Ausbaus.
- Die Staumelder: Der ADAC beispielsweise nutzt für die eigenen Verkehrsinformationen unter anderem die Angaben von rund 100 000 registrierten Staumeldern, also Autofahrern, die sich bei einer kostenlosen Hotline melden, wenn ihnen eine Verkehrsstörung auffällt. Ergänzend wertet der ADAC die Daten von rund 100 000 Fahrzeugen der eigenen Club-Flotte aus.
- Die GPS-Überwachung: Es gibt rund 25 000 Besitzer von Smartphones mit GPS-Funktion, die über eine spezielle App als Verkehrsdatenlieferant dienen. Deren anonymisiertes Bewegungsprofil wird – unter anderem vom ADAC – genutzt, um Verkehrsströme und auch voraussichtliche Engstellen und damit Staupotentiale zu berechnen. Der holländische Navigationsgeräte-Hersteller TomTom wiederum greift dafür auf die Handy-Daten der circa 35 Millionen Vodafone- Nutzer in Deutschland zurück.
- Connected Drive: Nach einem ähnlichen System funktioniert das BMW Connected Drive, das ab Herbst 2011 wesentlich ausgeweitet werden soll. So bekommt der BMW-Fahrer künftig zusätzlich zur eigentlichen Stauwarnung auf seiner aktuellen Route auch präzise Angaben über die Verkehrslage auf einer möglichen Umleitungsstrecke geliefert. Während bisher neben den Verkehrsmeldungen der Polizei lediglich eine begrenzte Zahl von Sensoren auf Autobahnen und Schnellstraßen zur Verfügung stand, fungieren bei Connected Drive künftig die Fahrzeuge selbst als Indikatoren für fließenden oder stockenden Verkehr – das ist viel präziser. Neben Lkw-Flotten von Speditionen und Taxis, deren Navigationssysteme mit einer Leitstelle verbunden sind, liefern auch die in Fahrzeugen mitgeführten Handys zusätzliche Daten, die auf Staus oder stockenden Verkehr hinweisen.
Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, Staus zu vermeiden – oder den Stress besser zu ertragen. Das empfiehlt ADAC-Stauberater Alfred Ossendorf:
- Antizyklisch fahren, also möglichst nicht am Freitag oder am Wochenende. Ballungsräume am besten nachts passieren.
- Vor der Abfahrt Verkehrsinfos einholen.
- Genug Zeit einplanen und häufiger Pause machen. Reichlich Proviant einpacken.
- Die Autobahn zu verlassen lohnt sich trotz entsprechender Navi-Empfehlungen meist nur bei Vollsperrung.
- Für Kinder unbedingt Spiele, Malsachen oder Hörbücher mitnehmen.
- Tank nie ganz leerfahren – im Stau frisst vor allem die Klimaanlage Sprit.
- Das Wichtigste: gelassen bleiben.
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