So kommt der Strompreis zustande

Es droht eine drastische Preiserhöhung beim Strom – ist der Atomausstieg schuld? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.  
von  Matthias Maus

Es droht eine drastische Preiserhöhung beim Strom –  ist der Atomausstieg schuld? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema.

München Die Energiewende wird teuer, und die Verbraucher sollen zahlen. Wie viel, wie lange und warum eigentlich? Die Bundesregierung fürchtet den Zorn der Wähler. Und die Lobby für saubere Energie ein Wiederaufleben der Atomdebatte. Droht im Wahljahr eine drastische Strompreiserhöhung? Und ist die Energiewende wirklich schuld daran? Die AZ gibt Antworten.

Steigt der Strompreis 2013?
„Das ist im Moment noch Kaffeesatzleserei”, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel auf die Frage, ob die Umlage für erneuerbare Energien 2013 auf fünf Cent pro Kilowatt steigen werde. Genau das muss die Wahlkämpferin Merkel befürchten, und genau das ist realistisch, wenn die erneuerbaren Energien weiter so boomen wie bisher. Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Stromverbrauch im Jahr wäre das ein Plus von rund 60 Euro pro Jahr auf der Stromrechnung – selbst wenn die Preise für Erzeugung, Transport und Vertrieb stabil blieben. Aber das ist angesichts unsicherer Öl- und Gaspreise fraglich. Die Entscheidung über die neue Umlage fällt am 15. Oktober.

Ist die Energiewende in erster Linie ein Preistreiber?
„Der Strompreis steigt seit 15 Jahren im Schnitt um vier Prozent im Jahr, lange bevor die Energiewende ausgerufen wurde”, sagt Eicke Weber, Sprecher der Fraunhofer Allianz für Energie. „Von den aktuell 23Cent pro Kilowattstunde fließen derzeit 3,59 Cent in den Aufbau erneuerbarer Energie. In absoluten Zahlen sind das 14,11 Milliarden Euro, die vom Stromverbraucher aufgebracht werden. Nach Auskunft des Bundesverbands für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist der Strompreis von 1998 bis 2012 um 50 Prozent gestiegen. Der Anteil von Steuern und Gebühren sogar um 178 Prozent.

HIntergrund: Das sind die Vielfraße in Küche und Wohnzimmer

Zahlen alle Stromverbraucher?
Nein, die besonders energie-intensive Aluminium- und Stahl-Industrie ist von der Umlage ausgenommen. Die Bundesregierung hat heuer die Ausnahme-Liste erweitert. Eine Milliardensubvention zulasten der Verbraucher.

Sinkt die Akzeptanz für die Wende durch Preiserhöhung?
„Nach allen Umfragen sind die Menschen bereit, mehr zu bezahlen, wenn die Energiewende umgesetzt wird”, sagt Daniel Kluge vom Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) zur AZ: „Die größere Gefahr sind Politiker, die täglich neue Katastrophenszenarien malen.” Die Kostendiskussion sei „höchst unredlich”, sagt Kluge: „Es wird nicht geredet über Arbeitsplätze, über Wertschöpfung im Land und in der Region durch die Energiewende.” Es werde auch „nicht geredet über die wahren Kosten der Kohle und Atomenergie, die auch von den Verbrauchern zu zahlen sind”.

Ist die Kostensteigerung unausweichlich?
Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale Bundesverband regt einen Verzicht auf die Stromsteuer an. Mit der könnten Preiserhöhungen durch die Öko-Energieförderung aufgefangen werden. 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.