Schnarchen des Partners hält Sie wach? Was man dagegen tun kann

Jeder Zweite ist Schnarcher, beim einen ist es nur ein leises Säuseln, der andere sägt nächstens ganze Regenwälder ab. Ganz abstellen kann man das Schnarchen zwar nicht, aber es gibt Möglichkeiten, das Schnarchen zu reduzieren.
André Wagner |
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Schnarchen kann für das Umfeld zu einer schlaflosen Nacht führen.
Schnarchen kann für das Umfeld zu einer schlaflosen Nacht führen. © IMAGO

Schnarchen kann eine Qual sein, für den Betroffenen selbst, aber auch für die Partnerin oder den Partner. Etwa jeder Zweite setzt im Schlaf zum lauten "Sägen" an, egal ob Mann oder Frau. Je nach Lautstärke ist an einen ruhigen Schlaf nicht mehr zu denken. Zahlreiche Firmen bieten High-Tech-Geräte an, die zu einem ruhigen und entspannten Schlaf verhelfen sollen, doch dafür muss man mitunter ziemlich tief in die Tasche greifen. Aber es gibt auch Hausmittelchen und einfache Alltagstricks, die gegen das Schnarchen helfen können.

Lautes Schnarchen: Was sind die Ursachen?

Doch woran liegt es, dass man schnarcht? Warum gibt es unterschiedliche laute Schnarcher und wieso schnarcht eigentlich nicht jeder?

"Die Ursachen fürs Schnarchen beruhen auf anatomischen Engpässen wie z. B. geschwollenen Mandeln, Polypen, einer gekrümmten Nasenscheidewand oder einem zu langen Zäpfchen", erklärt der Duisburger HNO-Arzt Dr. Uso Walter in der "Bild der Frau".

"Oft liegt Schnarchen aber auch daran, dass das Gehirn Atemantrieb und Muskelspannung nicht mehr funktionsgerecht steuert. Die meisten Erwachsenen schnarchen, weil gleich mehrere dieser Ursachen dahinterstecken. Deshalb wirken sehr viele der gängigen Methoden inklusive der Operationen oft auch nicht", so Dr. Walter weiter.

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Ist bei lautem Schnarchen eine Operation notwendig?

Wichtig ist es, die genauen Ursachen für das Schnarchen herauszufinden. Das kann nur der Hals-Nasen-Ohrenarzt. Dr. Walter empfiehlt anstelle einer Nacht im Schlaflabor, die circa 800 Euro kostet und von der Krankenkasse nur beim Verdacht auf Schlafapnoe bezahlt wird, zu einer neuartigen Propofol-Endoskopie und einem Screening-Gerät, welches zu Hause angewendet werden kann.

"Mit dem Endoskop kann der Arzt beim Patienten, der in kurzem Dämmerschlaf liegt und automatisch anfängt zu schnarchen, genau sehen, woran es liegt", so Walter. Das Home-Screening-Gerät (Kostenpunkt etwa 150 Euro) zeichnet nächtliche Atemstörungen auf.

Tipps gegen Schnarchen: Operationen nur selten notwendig

Operationen sind bei Schnarchern nur in seltenen Fällen notwendig. Etwa 10 Prozent der Schnarch-Patienten müssen sich einer OP unterziehen, wenn z. B. anatomische Anomalien am Zäpfchen, weichen Gaumen oder Zungengrund vorliegen. Der Eingriff wird entweder per Laser oder per Radiofrequenz-Verfahren vollzogen.

Dass Schnarchen plötzlich verschwindet, ist unwahrscheinlich. Selbst durch eine gezielte Behandlung lässt sich das Schnarchen meist nicht komplett unterbinden. Je nach Ursache gibt es aber verschiedene Maßnahmen, die das Schnarchen eindämmen können. 

Ganz kann man das Schnarchen nicht abstellen, aber man kann es mit verschiedenen Hilfsmitteln reduzieren.
Ganz kann man das Schnarchen nicht abstellen, aber man kann es mit verschiedenen Hilfsmitteln reduzieren. © IMAGO/Yuri Arcurs peopleimages.com (www.imago-images.de)

Diese Tipps können gegen das Schnarchen helfen

  • Schräge Schlafposition
    Beim Schlafen schräg liegen, also mit dem Kopf in einer höheren Position als die Beine, kann das Schnarchen reduzieren. Dafür den Lattenrost am Kopfende, sofern einstellbar, etwa eine Handbreit höher stellen. Ist dies nicht möglich, dann kann man auch einfach zwei dicker Bücher unter die Bettbeine stellen. Im Fachhandel gibt es auch Betterhöhungen, pro Bettbein ist mit Kosten von circa 30 Euro zu rechnen. Wichtig: Anti-Schnarch-Kissen sind weniger zu empfehlen. Diese erhöhen nur den Hals-Kopf-Bereich, welches das Schnarchen eher noch fördert, da durch das Kissen die Atemwege abknicken können
  • Schnarchschienen
    Leidet man unter einem verkürzten Unterkiefer, können von Zahnarzt angefertigte Schnarchschienen (Protrusionsschienen) Abhilfe schaffen. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Krankenkassen die Kosten von bis zu 1000 Euro nur in seltenen Fällen übernehmen. Die Schienen halten den Unterkiefer vorn, dadurch wird verhindert, dass die Zunge zurückfällt und dadurch die Mundatmung blockiert wird.
  • Nase mit Meersalzlösung duschen
    Vor dem Schlafengehen die Nase täglich mit einer Meersalzlösung befeuchten. Diese kann man entweder in der Apotheke oder der Drogerie kaufen oder selbst mischen. Für eine 0,9-prozentige Meersalzlösung löst man neun Gramm Meersalz in einem Liter lauwarmen Wasser auf. Zur Anwendung den Kopf über einem Waschbecken zur Seite neigen. Nun die Meersalzlösung mit einer Nasendusche (gibt es für circa zehn Euro im Fachhandel) ins rechte Nasenloch spülen und durch das linke wieder abfließen lassen. Dabei weiter durch den Mund atmen. Anschließend diese Prozedur am linken Nasenloch durchführen. Dies bis zu dreimal wiederholen. Auch befeuchtende Nasensprays und Klebe-Strips zur Erweiterung des Nasenraums können einen Einfluss auf den Schnarchlärmpegel haben.
  • Abnehmen
    Auch Körperfett kann ursächlich für Schnarchen sein, denn es setzt sich am ganzen Körper fest, damit auch am Zäpfchen, im Hals und im Rachen. Dadurch werden die Atemwege verengt und beim Schlafen sorgen flatternde Gewebestrukturen für das Schnarchgeräusch. Abnehmen reduziert also nicht nur das Gewicht, sondern kann sich auch positiv auf das Schnarchen auswirken.
  • Passendes Raumklima im Schlafzimmer
    Die Schleimhäute im Rachen und in der Nase bevorzugen eine feuchte und kühle Umgebung. Ist es zu trocken, schwellen sie an und beginnen im Schlaf zu "rasseln". Die perfekten Bedingungen im Schlafzimmer sind eine Temperatur von 18 Grad und eine Raumluft-Feuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent. Dauerhaft sind solche Bedingungen nur durch entsprechend große Luftbefeuchter zu erzeugen, diese sind im Fachhandel ab 100 Euro erhältlich. Was nicht zu empfehlen ist, sind Eiseskälte und Zugluft am Bett.
  • Richtiger Hormonspiegel
    Bei Frauen in den Wechseljahren lässt ein Hormonmangel die Schleimhäute austrocknen und das Gewebe erschlaffen. Frauen sollten in diesem Fall ihren Arzt aufsuchen und über eine Hormonersatztherapie sprechen. Bei dieser sollte allerdings darauf geachtet werden, dass sie nicht zu hoch dosiert wird. Andernfalls lockern Schleimhäute und Gewebe zu stark auf, was einen steigenden Schnarchpegel zur Folge haben kann.
  • Schlafen in der stabilen Seitenlage
    Wer in der Seitenlage schläft, verhindert, dass Zunge und Unterkiefer in Rückenlage zurückrutschen, was das Schnarchen verstärkt. Für eine stabile Seitenlage gibt es mehrere erfolgreiche Hilfsmittel. Entweder ein zusammengerolltes Handtuch oder ein Seitenschläferkissen (gibt es ab 20 Euro im Fachhandel oder im Internet). Auch hilfreich, aber deutlich unbequemer ist ein Schlafshirt, welches am Rücken einen Tennisball eingenäht hat.
  • Gezieltes Entspannen
    Eine entspannte Muskulatur kann gegen das Schnarchen helfen. Vor dem Schlafen am Abend einfach 20 bis 30 Minuten gezielt relaxen, ganz egal, ob man sich dafür sanfte Klänge klassischer Musik anhört und dem Rauschen des Meeres lauscht. Wichtig ist nur, dass man dabei entspannen kann. Von heißen Entspannungsbädern vor dem Einschlafen sollte man besser Abstand nehmen, denn diese dehnen die Schleimhäute aus.
  • Richtige Ernährung
    Auch die Ernährung kann sich auf das Schnarchen auswirken. So sollte man nach 18 Uhr keine schwere Mahlzeit mehr zu sich nehmen bzw. drei bis vier Stunden, bevor man ins Bett geht. Durch die schwere Mahlzeit wandert das Blut für mehrere Stunden aus den Schleimhäuten in die Verdauungsorgane. Ein lautes Schnarchen ist dann schon vorprogrammiert. Besser nur leichte Kost zu sich nehmen.
  • Keine Müdemacher zu sich nehmen
    Alles, was schläfrig macht, lässt auch die Muskulatur im Nasen-Rachen-Raum erschlaffen und fördert das Schnarchen. Typische Müdemacher sind unter anderem Alkohol, Schlaf- und Beruhigungsmittel, Antihistaminika der älteren Generation, dazu bestimmte Hustenblocker oder Antidepressiva.

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Was tun, wenn der Partner oder die Partnerin schnarcht?

Wenn in einer Beziehung der Partner oder die Partnerin schnarcht, sollte man gemeinsam nach einer Lösung suchen. Dies kann einer der oben genannten Tipps sein oder auch das nächtliche Tragen von Ohrstöpseln. Diese könnten allerdings manche als unangenehmen Fremdkörper im Ohr empfinden.

Schnarchen kann zur Belastungsprobe in der Beziehung werden.
Schnarchen kann zur Belastungsprobe in der Beziehung werden. © imago

Sollte dies nicht helfen, wäre auch der gemeinsame Besuch beim Hals-Nasen-Ohrenarzt eine Alternative. Für die Diagnose ist die Außenperspektive des Partners oder der Partnerin hilfreich: Sie oder er kann dem Arzt beispielsweise Auskunft darüber geben, wie häufig Schnarchen vorkommt, ob es von der Schlafposition abhängt und wie laut und regelmäßig es ist.

Aufgrund dieser Hinweise kann der HNO-Arzt besser einschätzen, um welche Art von Schnarchen es sich handelt, was die Ursache sein könnte und entsprechende Maßnahmen vorschlagen.

Was tun bei Schlafapnoe?

Hat man im Schlaf immer wieder längere Atempausen, dann könnte man unter obstruktive Schlafapnoe leiden, die für Betroffene durchaus gefährlich sein kann. 

Etwa zehn Prozent der starken Schnarcher leiden unter obstruktiver Schlafapnoe. Das heißt, man atmet während des Schlafs flach und hat Atemaussetzer (Apnoen), die länger als zehn Sekunden dauern. Ab dem 45. Lebensjahr nimmt die Wahrscheinlichkeit für obstruktive Schlafapnoe zu.

Für den Körper sind diese kurzzeitigen Atemaussetzer Stress – schließlich bekommt er immer wieder signalisiert, dass ihm bald die Luft ausgehen könnte. Dies kann zu Panik führen: Die Betroffenen wachen dann nachts plötzlich auf, manchmal mit Herzrasen und Luftnot.

Wer unter Schlafapnoe leidet, dem kann eine CPAP Nasenmaske helfen.
Wer unter Schlafapnoe leidet, dem kann eine CPAP Nasenmaske helfen. © Imago

Weitere Anzeichen für eine Schlafapnoe können Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwitzen im Schlaf und aufwachen mit trockenem Mund sein. Menschen mit obstruktiver Schlafapnoe leiden zudem häufig an hohem Blutdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Bei Verdacht auf eine obstruktive Schlafapnoe sollten Betroffene unbedingt zu einem Arzt oder einer Ärztin gehen.  

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