Pilze bestimmen: Wie man essbare von giftigen Sorten unterscheidet

Die Pilzsaison ist bereits in vollem Gange. Doch gerade Neulinge sollten beim Sammeln vorsichtig sein. In Mitteleuropa gibt es laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM) über 10.000 verschiedene Arten Großpilze. Das sind Pilze, die mit dem bloßen Auge erkennbar sind. Davon sind circa 200 Arten essbar und 150 giftig. Zehn davon, wie beispielsweise der Grüne Knollenblätterpilz, sind sogar tödlich. Das Problem: Viele giftige Exemplare haben einen essbaren Doppelgänger. Was vor einer Pilzvergiftung schützt? "Nur das eigene Wissen", erklärt Dietmar Krüger von der DGfM der Nachrichtenagentur spot on news.
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Pilze bestimmen: Es gibt keine allgemeine Regel
Dennoch müssen Sammler keine absoluten Pilzexperten sein, um sich auf die Suche zu begeben: "Natürlich vorkommende Pilze können je nach Wissensstand auch von Anfängern erkannt werden", so Krüger. Allgemeingültige Regeln, um giftige von genießbaren Pilzen zu unterschieden, gibt es nicht. Allerdings sind Pilze anhand bestimmter Merkmale identifizierbar. Die DGfM empfiehlt deshalb, unbekannte Pilze herauszudrehen und nicht abzuschneiden. Damit ist gewährleistet, dass alle Merkmale zur Bestimmung vorhanden sind. Gerade an der Stilbasis lassen sich einige Pilzarten identifizieren.
Pilzführer und entsprechende Pilz-Apps können bei der Bestimmung helfen. Aber: "Um ein Pilzbuch oder eine App richtig zu benutzen, bedarf es Fachkenntnisse und einer richtigen Bedienung", so der Experte. "Denn das sind Fachbücher und keine Bilderbücher." Wichtig sei Krüger zufolge: Immer einen Pilzsachverständigen aufsuchen, "wenn ich Pilze gefunden habe und unsicher bin."
Zu Hause in Ruhe bestimmen
Unter den Röhrenpilzen gibt es keine tödlich giftigen Exemplare, wie die DGfM im Flyer "Kleines 1x1 des Pilzesammelns" beschreibt. Um sie zu bestimmen, reicht meist ein Bildervergleich im Pilzführer. Bei Lamellenpilzen ist die Identifizierung hingegen deutlich schwerer. Die Merkmale sollten Pilzsammler deshalb genau und sorgfältig studieren. Kontaktgiftige Pilze gibt es in Deutschland nicht.
Ist sich ein Sammler bei einem Pilz unsicher, empfiehlt die DGfM, diesen mit nach Hause zu nehmen und dort in aller Ruhe zu bestimmen. Den unbekannten Pilz unbedingt getrennt von den restlichen transportieren. Stellt sich der Pilz im Nachgang als giftig heraus, müssen sonst alle Pilze in den Mülleimer wandern. Denn selbst kleine Teile des Pilzes könnten eine Vergiftung hervorrufen.
Was bei einer Pilzvergiftung zu tun ist
Trotz der alljährlichen Warnungen kommt es in Deutschland jedes Jahr zu Pilzvergiftungen. "Die Dunkelziffer ist unbekannt. In Deutschland kann aufgrund der Verknüpfung zwischen Gift-Notrufzentralen und Sachverständigen allerdings schnell Abhilfe geschaffen werden", weiß Krüger. Die Symptome seien je nach Pilzart unterschiedlich: "Sie reichen von Unwohlsein über Erbrechen, Schwindel bis hin zu Durchfall, Koliken aber auch Rauschzuständen." Im schlimmsten Fall könne eine Vergiftung zum Tod führen. Deshalb "unbestimmte Pilze einfach nicht essen", rät der Pilzsachverständige.
Kommt es zu einer Vergiftung, ist es laut der Deutschen Gesellschaft für Mykologie wichtig, nicht in Panik zu geraten. Kein Hausmittel hilft bei einer Pilzvergiftung, deshalb bei einem Verdacht die Gift-Notrufzentrale alarmieren und sich sofort ins Krankenhaus begeben. Am besten die Reste der gegessenen Pilze zu Diagnosezwecken mitnehmen.
Die häufigste Ursache für Pilzvergiftungen ist allerdings nicht der Verzehr giftiger Exemplare, sondern der von alten beziehungsweise faulen Speisepilzen. Diese wird meist als "unechte Pilzvergiftung" bezeichnet. Die daraus resultierende Lebensmittelvergiftung kann zu Durchfall, Fieber und Übelkeit führen. Ebenfalls wichtig: Bei der Zubereitung die Pilze lange genug braten oder dünsten. Denn die meisten Waldpilze sind roh giftig. Nur wenige Arten, wie beispielsweise Steinpilze oder Zuchtpilze wie Champions, sind roh genießbar.