Neue Wahlmöglichkeiten: Was Verbraucher verwirrt

Bankkunden benutzen die Girocard täglich, doch was die Symbole darauf bedeuten, wissen die wenigsten. Jetzt gibt es beim Einsatz der EC-Karte neue Optionen – doch was bringen diese?
Jörn Bender/dpa |
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In Deutschland gibt es rund 100 Millionen Girocards.
dpa In Deutschland gibt es rund 100 Millionen Girocards.

Bankkunden benutzen die Girocard täglich, doch was die Symbole darauf bedeuten, wissen die wenigsten. Jetzt gibt es beim Einsatz der EC-Karte neue Optionen – doch was bringen diese?

Sie haben die Wahl. Esso empfiehlt: Zahlung mit Girocard.“ Was manchen Kunden neuerdings beim Bezahlen an der Tankstelle verwirrt, sollte an Deutschlands Ladenkassen seit Juni eigentlich Standard sein.

Wer mit der landläufig immer noch EC-Karte genannten Girocard zahlt, darf auswählen, ob das Geld per Girocard, Maestro oder VPay vom Konto abgebucht wird. Die EU-Kommission in Brüssel will es so. Doch was bringt das?

Wie sehen die neuen Vorgaben aus Brüssel aus?

Die EU-Verordnung über „Interbankenentgelt für kartengebundene Zahlungsvorgänge“ gibt Verbrauchern die Möglichkeit, beim elektronischen Bezahlen auszuwählen, über welches Unternehmen sie die Zahlung abwickeln wollen. Denn: Auf vielen Zahlungskarten sind die Systeme mehrerer Anbieter hinterlegt. Führend in Deutschland ist die Girocard, die bis 2007 EC-Karte hieß.

100 Millionen Girocards haben Banken und Sparkassen hierzulande im Umlauf. Auf vielen dieser Karten findet sich zusätzlich das Maestro-Logo, eine Marke von Mastercard, oder VPay, das zu Visa gehört. Ähnlich ist es in anderen EU-Staaten.

Was will die EU-Kommission erreichen?

Die EU-Wettbewerbshüter werben: „Die Bestimmungen bieten den Verbrauchern die Möglichkeit, die kostengünstigste Marke zu wählen, und versetzen die Einzelhändler in die Lage, diese Marke zu begünstigen, um die Kosten möglichst gering zu halten.“

Ist die Verordnung in Deutschland schon umgesetzt?

Die Verordnung gilt seit 9. Juni 2016, umgesetzt ist sie im deutschen Einzelhandel bisher nur vereinzelt. „Wenn wir ehrlich sind, wird die neue Wahlmöglichkeit noch nicht flächendeckend im Handel in Deutschland angeboten“, sagt Ulrich Binnebößel vom Branchenverband HDE. In den nächsten Monaten will der Einzelhandel die knapp 800 000 Bezahlterminals in Deutschland mit neuer Software ausstatten.

Warum dauert die Umsetzung so lange?

Die Händler haben an einer Lösung getüftelt, die der Vorschrift gerecht wird, zugleich aber verhindert, dass an Kassen lange Schlangen entstehen, weil das Verfahren für Kunden zu kompliziert wird. „Kunden, die eine Auswahl haben möchten, müssen künftig eine Auswahltaste am Bezahlterminal drücken, alle anderen Kunden können wie bisher bezahlen“, erläutert HDE-Experte Binnebößel. Dieses Modell werde wohl der Großteil der Einzelhändler bevorzugen.

Profitieren die Verbraucher von der Wahlfreiheit?

Für Kunden in Deutschland macht es keinen Unterschied, ob sie per Girocard, über Maestro oder VPay bezahlen. Denn zusätzliche Kosten entstehen für Verbraucher nicht. Auch das Verfahren ist identisch: Karte ins Lesegerät stecken, Zahlung per vierstelliger PIN freigeben – fertig. Allerdings funktioniert das mit der Girocard nur in Deutschland, VPay funktioniert in vielen Ländern Europas, Maestro sogar weltweit.

Bei Esso sind die bisherigen Erfahrungen durchwachsen: „Die Mehrheit der Kunden empfindet das als lästig, weil die Kunden nicht verstehen, warum sie das in anderen Geschäften derzeit noch nicht machen müssen.“

Warum gibt es die neue EU-Regelung überhaupt?

In manchen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, gibt es Zahlungskarten, die zugleich Debit- und Kreditkarte sind. Der Kunde hat dann beim Einkaufen also durchaus die Wahl, ob sein Konto sofort belastet wird oder erst mit Zeitverzögerung. Solche Karten gibt es in Deutschland bislang nicht.

Was bedeutet die Neuregelung für den Handel?

Geschäfte und Tankstellen könnten drauflegen müssen. Denn die Gebühren für das Kreditkartenverfahren sind deutlich höher. „VPay und Maestro kosten den Handel mindestens das Doppelte“, sagt HDE-Experte Binnebößel. Er betont: „Händler sind nicht verpflichtet, Maestro und VPay anzubieten.“ Viele machten das nur wegen der Touristen aus dem Ausland.

Wer könnte von der Neuregelung profitieren?

Eine Chance ist das Auswahlverfahren an der Kasse für Kreditkartenanbieter wie Mastercard und Visa. Zumindest können die US-Kartenriesen darauf hoffen, in Deutschland bekannter zu werden – und vielleicht doch den einen oder anderen Kunden auf ihre Plattformen zu locken.

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