Mit Kindern richtig über Terror sprechen

Der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt bestimmt die Nachrichten. Zerstörung, Leid und Trauer sind zu sehen. Bilder und Berichte von Unglücken können gerade für Kinder belastend und verstörend sein. Die AZ gibt deshalb zusammen mit der Initiative "Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht" Tipps, worauf Eltern achten sollten und wie sie einfühlsam über Ängste sprechen.
Nicht alleine lassen
Kinder erfahren unweigerlich durch Medien oder Gespräche von schlimmen Ereignissen. Eltern sollten sie damit nicht alleine lassen. "Bekommen Kinder von den Ereignissen mit, ist es wichtig, dass Eltern mit ihnen darüber reden und mögliche Ängste ansprechen", meint "Schau hin!"-Mediencoach Kristin Langer. Denn viele Kinder sorgen sich, dass solche Attentate auch ihnen passieren können.
Sachlich bleiben
Eltern sollten ihre eigene Besorgnis nicht verschweigen, sondern diese lieber erklären. "Sie dürfen sich allerdings nicht von den eigenen Gefühlen mitreißen lassen und diese direkt weitergeben. Das versetzt Kinder nur in Panik, gerade wenn sie merken, dass diejenigen, die auf sie aufpassen sollen, selbst schutzlos sind", erklärt Langer. Auch wilde Spekulationen verunsicherten Kinder unnötig. Deshalb sei es wichtig, möglichst nüchtern zu bleiben.
Alle aktuellen Infos live: Newsblog zum Anschlag in Berlin
Erklärungen finden
"Egal wie alt ein Kind ist, es will mit seinen Gefühlen ernst genommen werden", sagt Medienpädagogin Langer. Statt also Trauer, Angst und Wut zu beschwichtigen, sollten Eltern besser fragen, was das Kind genau traurig macht. Allein schon dieses Wahrnehmen und Interesse sei tröstlich.
Besonders Klein- und Vorschulkinder könnten sich von schrecklichen Ereignissen schwer distanzieren. "Deshalb reagieren sie meist emotionaler als ältere Kinder", erklärt die Medientrainerin. "In diesem Alter fürchten sich Kinder vor allem davor, ihre Eltern zu verlieren oder von ihnen getrennt zu werden", sagt Langer. Deshalb sei es für die Kinder wichtig, zu wissen, dass ihre Eltern alles tun, um sie zu schützen und sicher zu sein. Um den Kleinen die Ängste zu nehmen, sollten Eltern betonen, dass solche Anschläge relativ unwahrscheinlich sind.
Schulkinder hingegen verstünden bereits, dass terroristische Anschläge sehr selten passieren, dass die Regierung versucht, so etwas zu verhindern, zum Beispiel mithilfe von Polizisten. "Moralische Fragen von Schuld und Strafe stehen bei ihnen oft im Mittelpunkt. Sie fragen nach, wie es wäre, wenn so etwas bei ihnen vor Ort passieren würde, und wollen Verantwortlichkeiten geklärt wissen", erklärt Langer. Eltern sollten hier auf kindgerechte Informationen und die Schule verweisen.
Teenager hingegen würden dazu tendieren, die Ereignisse auf ihr eigenes Leben umzumünzen. "Sie fühlen sich manchmal betrogen, weil sie spüren, dass niemand Sicherheit garantieren kann", weiß die Medientrainerin.
In diesem Alter kämen auch größere politische Fragen auf. "Hier kann man gut Diskussionen über die Art der Berichterstattung anstoßen und wie Populisten die Nachrichten für ihre Zwecke nutzen", rät Langer. Auch sei es wichtig, dass die Jugendlichen lernen, Falschmeldungen zu erkennen sowie im Zweifel Fakten oder Bilder nachzurecherchieren.
Kinder-Angebote nutzen
"Besonders für Kinder bis etwa zehn Jahren sind Nachrichten für Erwachsene nicht geeignet, da sie diese kaum verstehen und verarbeiten können", erklärt Mediencoach Langer. Sie rät zu kindgerechten Angeboten wie
- "logo!" (ZDF/KiKA),
- "neuneinhalb" (ARD) oder
- den Kinderradiokanal
oder zu Infoseiten wie