Lust statt Frust: So macht der Job wieder Spaß!
Jeder Vierte denkt, sein Job könne ihm nie wieder Spaß machen. Wie es im Berufsalltag wieder besser laufen kann und wie Münchner sich motivieren.
MÜNCHEN Montagmorgen nach einem strahlend schönen Sonntag. Bei vielen Beschäftigten stellen die ersten Arbeitsstunden zum Wochenbeginn die Einsatzbereitschaft auf eine harte Probe. Umso schlimmer, wenn Beschäftigte innerlich schon gekündigt haben. Was tun, wenn die Arbeit nur noch nervt?
Sie sind nicht allein. Die gute Nachricht: Wer schon am Vormittag wiederholt auf die Uhr schielt und sich ausrechnet, wie viele Stunden es bis zum Feierabend sind, muss sich nicht als Außenseiter fühlen. 23 Prozent aller Arbeitnehmer, also fast jeder vierte Beschäftigte, haben innerlich gekündigt, hat eine Studie der Unternehmensberatung Gallup ergeben. Die schlechte Nachricht: Macht die Arbeit keinen Spaß, leidet nicht nur der Beschäftigte selbst, sondern auch der Gewinn der Firma.
Menschen ohne emotionale Bindung zum Arbeitgeber fehlen im Schnitt 3,5 Tage mehr pro Jahr als solche, die sich mit ihrer Firma identifizieren. Das verursacht pro Jahr einen Schaden von 10,5 Milliarden Euro, haben die Experten hochgerechnet.
Die AZ gibt Tipps für mehr Spaß in der Arbeit:
Die lästige Pflicht, in neuem Licht gesehen. Es geht auch anders. Hugo Kehr, Motivationsforscher und Professor für Psychologie an der TU München, ist davon überzeugt, dass jede Tätigkeit so verpackt werden kann, dass sie zu den eigenen Vorlieben passt. Als Beispiel wählt er die ungeliebte Steuererklärung. Hat ein Steuerzahler beispielsweise großen Spaß am Fußballspielen, könnte er die jährliche Erklärung als Spiel sehen – mit dem Ziel, sein Formular früher als der Gegner beim Finanzamt abzugeben.
Hüten Sie sich vor zu geringen Ansprüchen! Arbeit macht sowieso nie Spaß? Wer sich von vorneherein zu wenig von seinem Job erhofft, vergibt viele Chancen – vor allem die, die Arbeit wenigstens ab und zu auch zu genießen. Wem der Arbeitsalltag grau vorkommt, der sollte sich deswegen ruhig einmal ausmalen, wie ein perfekter Job für ihn aussähe. Sofort fällt Ihnen der Unterschied zum Ist-Zustand auf. Schreiben Sie sich die Minuspunkte auf, überlegen Sie, welche Sie davon am leichtesten ändern können.
Hüten Sie sich vor zu hohen Ansprüchen! Mit der Arbeit ist es ähnlich wie mit einer Liebesbeziehung – wer sein Leben lang vom Märchenprinzen beziehungsweise vom Superweib träumt, wird nie glücklich. Seien Sie realistisch: acht Stunden am Tag, fünf Tage pro Woche kann keine Tätigkeit Freude bringen. Wertschätzen Sie Ihre Kollegen. Sie müssen Sie nicht lieben. Ein Mindestmaß an Respekt und Freundlichkeit reicht auch – und stößt garantiert auf positive Resonanz. Sie vergeben sich nichts, wenn Sie ab und zu ein paar Blumen mit in die Arbeit bringen und sich nach dem Wohlergehen der Familie erkundigen.
Von Ihren Kollegen menschliche Perfektion zu erwarten, ist Unfug – Sie selbst sind ja auch nicht ohne Fehler. Lassen Sie sich umgekehrt aber auch nicht vereinnahmen, wenn Sie es nicht wollen: Kollegen, die Sie ausfragen, die unnötige persönliche Bemerkungen über Sie machen oder Sie unbedingt nach Hause einladen wollen, können Sie ruhig sagen, dass Sie Arbeit und Privates lieber trennen wollen.
Machen Sie konstruktive Vorschläge. Vor sich hin muffeln bringt nichts – Ihnen nicht und Ihrem Chef auch nicht. Sie fühlen sich gegängelt und bevormundet? Fordern Sie mehr Eigenverantwortung ein, überlegen Sie so konkret wie möglich, welche anderen Aufgaben Sie in Ihrer Firma übernehmen können. Seien Sie nicht zu bescheiden, auch wenn Sie einen niedrigeren Schulabschluss als andere mitbringen: Betriebs-Insider haben oft bessere Chancen, attraktive Positionen in der Firma zu besetzen als Bewerber, die von außen kommen. Oft ist ein Vorgesetzter auch ganz froh, wenn er einen Teil seiner Verantwortung delegieren kann.
Haben Sie ein Auge für die Rolle, die Ihr Chef im Betrieb spielt. Ist er ein ängstlicher Typ, der selbst von der Sorge getrieben ist, beim Vorgesetzten anzuecken? Dann vermitteln Sie ihm das Gefühl, dass Sie seine Sorgen ernst nehmen – auch wenn Sie es vielleicht trotzdem nicht schaffen, die Vorgaben der Zentrale einzuhalten. Führungskräfte in einer Sandwich-Position – Druck von oben, Druck von unten – schlagen im schlimmsten Fall irgendwann unkontrolliert um sich. Das erhöht den Druck in der Arbeit nur.
Loten Sie Alternativen aus. Auch wenn Sie nicht von heute auf morgen kündigen wollen: Horchen Sie im Bekanntenkreis herum, wo es berufliche Alternativen für Sie gäbe. Pflegen Sie über Ihre Firma hinaus berufliche Kontakte – besuchen Sie beispielsweise Fachmessen. Schreiben Sie eine Blindbewerbung aufs Geratewohl, wenn Sie eine andere Firma interessant finden. Dabei vergeben Sie sich nichts. Im Gegenteil: Sie üben sich darin, Ihre Fähigkeiten ins rechte Licht zu rücken. Und wer merkt, dass sein Können und seine Erfahrung nötigenfalls auch in anderen Unternehmen geschätzt würden, geht möglicherweise mit neuem Selbstbewusstsein und Spaß an seinen bisherigen Arbeitsplatz.
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