Kiechle: "HPV-Infektion bleibt anfangs häufig unbemerkt"

München - Vorbeugen, schützen, impfen - unter diesem Motto findet noch bis zum Sonntag die Europäische Impfwoche statt. Eine Impfung, bei der es noch viel Nachholbedarf gibt, ist die gegen sogenannte HPV-Viren, die besonders für junge Frauen sinnvoll sein kann. Was dahinter steckt, erklärt die neue Bayerische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst.
Interview mit Marion Kiechle
Die 58-Jährige war Direktorin der Frauenklinik rechts der Isar und ist die neue bayerische Wissenschaftsministerin.
Frau Professor Kiechle, was genau ist HPV und wie kommt man mit den Viren überhaupt in Kontakt?
MARION KIECHLE: Die Abkürzung HPV steht für Humane Papillomviren. Von diesen Viren gibt es viele unterschiedliche Typen. HPV gehört zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen. Rund 80 Prozent aller sexuell aktiven Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit diesen HP-Viren in Kontakt. Über Haut- und Schleimhautkontakte kann man sich anstecken. In erster Linie geschieht das durch Geschlechtsverkehr. HP-Viren können bestimmte Erkrankungen im Genital-, Anal- und Kopf-Hals-Bereich verursachen.

Was können die Folgen von HPV sein?
Eine anhaltende HPV-Infektion kann zu Zellveränderungen an den Schleimhäuten führen, zum Beispiel im Genitalbereich. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören hierbei Feigwarzen, Gebärmutterhalskrebs, Vulvakrebs und die jeweiligen Vorstufen sowie Kopf-Hals-Tumore. Bei Frauen sind ganz bestimmte krebsfördernde HPV-Typen zu 99 Prozent Verursacher von Gebärmutterhalskrebs. Im Durchschnitt dauert es 15 Jahre, bis sich aus einer Infektion mit krebsfördernden HPV-Typen Gebärmutterhalskrebs entwickeln kann. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 5 200 Frauen an Gebärmutterhalskrebs. Fast jede Dritte stirbt an den Folgen dieser Krebsart.
Wie merke ich, dass ich mich mit den Viren angesteckt habe?
Eine Infektion mit HPV bleibt anfangs häufig unbemerkt, da sie zunächst beschwerdefrei verläuft. Meistens heilen diese Infektionen von alleine wieder ab.
Wie häufig sind operative Eingriffe zur Diagnostik und Behandlung von krebsverdächtigen Befunden am Gebärmutterhals?
Hochrechnungen zufolge werden jährlich etwa 140 000 operative Eingriffe zur Diagnostik oder Behandlung verdächtiger Befunde von Krebs und Krebsvorstufen am Gebärmutterhals durchgeführt. Als Folge solch eines Eingriffs kann es bei nachfolgenden Schwangerschaften unter anderem zu einem erhöhten Risiko für Früh- und Fehlgeburten kommen.
Wie kann ich mich vor HPV schützen?
Kondome können zwar die Ansteckungsgefahr verringern, aber sie bieten keinen vollständigen Schutz. Deshalb ist es umso wichtiger, sich gut aufklären zu lassen, um einer Infektion mit HPV vorzubeugen. Eine Impfung beispielsweise kann vor einer Infektion mit bestimmten HPV-Typen und bestimmten Folgeerkrankungen schützen.
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