Kampf dem Gelenkverschleiß
Bei Arthrose wirken Muskelaufbau und auch gezielte Bewegung
Es knackt, knirscht und zieht im Knie – das Gelenk scheint wie eingerostet. Mit zunehmender Belastung treten zudem Schmerzen auf, das Knie schwillt an und verursacht ein unangenehmes Spannungsgefühl. Im Extremfall kann es sogar rot und heiß werden. „Das sind die typischen Beschwerden, die bei einer Arthrose, der häufigsten Gelenkerkrankung, auftreten“, sagt Joachim Grifka, Professor für Orthopädie und Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Regensburg.
In Deutschland leiden etwa 15 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Form der Arthrose, bei der sich der Knorpel zwischen den Gelenkknochen abnutzt. Normalerweise umhüllt er die Knochenenden mit einer schützenden, glatten Schicht und ermöglicht so die reibungslose Bewegung des Gelenks. „Wie ein Stoßdämpfer federt der Knorpel bei den Bewegungen mit“, erklärt Joachim Grifka. „Da er keine Blutgefäße besitzt, wird er durch die Flüssigkeit des Gelenks ernährt. Das funktioniert durch eine regelmäßige Be- und Entlastung.“ Durch zu starke Belastungen oder durch Bewegungsmangel entsteht jedoch ein Dauerdruck auf den Knorpel: Er wird nicht mehr ausreichend versorgt und degeneriert. Schließlich reiben die Knochen aufeinander, bilden verstärkt Knochensubstanz und verformen sich.
Der Verschleiß kann grundsätzlich in jedem Gelenk auftreten, erläutert Grifka. Meist sind es aber die Gelenke der Beine, die sich infolge der hohen Beanspruchung stärker abnutzen. Besonders ältere Menschen leiden unter den schmerzhaften Veränderungen, Frauen häufiger als Männer. „Nach der Menopause, ab dem 55. Lebensjahr, treten bei ihnen vor allem Arthrosen der Knie- und Fingergelenke auf“, berichtet Siegfried Götte, Orthopäde und ehemaliger Präsident des Berufsverbands der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Neben dem natürlichen, alterungsbedingten Verschleiß können jedoch auch Fehlstellungen wie zum Beispiel X-Beine eine Arthrose auslösen. Auch frühere Verletzungen oder Knochenbrüche sind Risikofaktoren.
„Entscheidend für den Patienten ist die zeitnahe Beurteilung durch den Facharzt, um die Beschwerden richtig einzuordnen, zu lindern und weitere schädigende Einflüsse zu reduzieren“, betont Götte. Zu klären ist: Gibt es Belastungen durch den Beruf oder durch sportliche Aktivitäten? Liegt eine familiäre Veranlagung vor? Letzte Klarheit bringen die genaue Befragung des Patienten, die Untersuchung des betroffenen Gelenks sowie eine Röntgenaufnahme oder Kernspintomographie.
Arthrose ist nicht heilbar, aber durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen und Medikamente lassen sich die Beschwerden lindern und der Krankheitsprozess kann verzögert werden.
„Verhaltensmaßnahmen und Muskeltraining sind die beiden Säulen der Arthrosebehandlung“, erklärt Joachim Grifka. Die Arthrose verläuft meist in Schüben, bei denen auf schmerzhafte Phasen inaktive, beschwerdearme Zeiten folgen. Bei Schmerzen ist der Verzicht auf Sport angesagt, weil das die Beschwerden verschlimmert. Dafür steht in den beschwerdearmen Phasen gezielter Muskelaufbau an, um die Gelenke zu stabilisieren. Regelmäßige Bewegung – etwa Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking – und weniger Pfunde beugen zusätzlich einem Fortschreiten der Arthrose vor.
Götte empfiehlt ebenfalls physiotherapeutische Maßnahmen zur Stabilisierung der Muskulatur. Die Gelenke sollten täglich trainiert werden, so sein Rat. Auch Wärme tue den Gelenken gut, vor allem in den Zeiten zwischen den akuten Schüben.
Während der schmerzhaften Phasen heißt es hingegen: Finger weg von der Wärme. „Bei akuten Reizzuständen helfen Kältekompressen“, sagt der Experte. „Ist die Abnutzung des Gelenkknorpels jedoch weit fortgeschritten, hilft nur noch eine Operation“, erklärt Joachim Grifka. Bei einer solchen Arthroskopie werden oberflächliche Knorpelschäden behandelt und mögliche Abriebpartikel ausgespült. Die absolut letzte Maßnahme in der Arthrosebehandlung ist der künstliche Gelenkersatz.
Infos: arthrose-im-knie.de
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