Jetzt wird's heiß! Tipps gegen die Hitze und Sommer-Mythen im Check
Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme und allgemeines Unwohlsein – typische Symptome der Hitze, die uns in den kommenden Tagen zum ersten Mal in diesem Jahr erwartet. Bei all der Freude über Wärme, Sonne und das - wohl bei den allerwenigsten - erste Eis im Park: Die hohen Temperaturen fordern den Körper heraus. Vorsicht ist geboten, nicht nur, um die eigene Gesundheit zu schonen.
Besonders Kinder, ältere Menschen sowie Vorerkrankte brauchen besondere Aufmerksamkeit, wenn die Temperaturen steigen. Das weiß auch Hans Ulrich Kreider-Stempfle, Chefarzt für Innere Medizin I an der Asklepios Stadtklinik Bad Tölz. "Bei hohen Temperaturen muss das Herz mehr Blut durch den Körper pumpen, daher macht die Hitze Patienten mit einer verminderten Pumpfunktion des Herzens besonders zu schaffen", erklärt der Mediziner.
Das A und O im Sommer: Flüssigkeit! Da vor allem im Alter das spontane Durstgefühl nachlässt, lautet eine der goldenen Regeln "Trinken Sie über den Durst", teilt Kreider-Stempfle mit. Klar, damit ist kein Alkohol gemeint. Auch zu kalt sollten die Getränke besser nicht sein.
Vor allem Kinder und Senioren sollten bei Hitze dem Arzt zufolge:
- Luftige Kleidung und eine helle Kopfbedeckung in der Sonne tragen
- Sich möglichst die meiste Zeit in kühlen Räumen aufhalten
- Körperliche Anstrengung in ungewohntem Ausmaß vermeiden
- Die pralle Sonne meiden (etwa bei der Gartenarbeit)
- Leichte Kost auf den Speiseplan setzen: Fisch, Gemüse, Obst
- Sich eine Siesta gönnen, eine längere Mittagspause
- Als Faustregel gilt: Pro Stunde ein Glas Wasser trinken - auch, wenn man keinen Durst hat.
Sommer-Mythen im Check: Von Mücken über Bäuche bis zu Luftmatratzen
Licht aus – sonst kommen die Mücken! Jeder kennt diese und viele weitere Sommer-Weisheiten. Aber stimmen sie überhaupt? Und wie ist es mit eiskalten Erfrischungen und dem vollen Bauch, mit dem man tunlichst nicht ins Wasser gehen sollte?
Behauptung: Bei Hitze helfen kalte Getränke – FALSCH
Im ersten Moment wirkt eine eiskalte Limo erfrischend, klar. Doch der Körper erhält dadurch das Signal: Achtung, Kälte! Also fährt er die Wärmeregulierung hoch, und man schwitzt noch mehr. Am besten trinkt man bei Hitze tatsächlich lauwarmes Wasser – regelmäßig und in ausreichender Menge. Auch beim Duschen gilt: Lauwarm ist besser als kalt, wenn man nicht gleich danach wieder schwitzen möchte.
Behauptung: Auf dem Wasser bekommt man schneller Sonnenbrand – STIMMT
"Wasser wirkt in gewisser Weise wie ein Spiegel", erklärt Physikprofessor Frank Stienkemeier von der Universität Freiburg. So bekomme man die reflektierte Strahlung aus verschiedenen Richtungen und damit viel mehr davon ab – wenn man etwa auf einer Luftmatratze über den See dümpelt. Diesen Effekt sollte man also berücksichtigen, um sich auf dem Wasser angemessen gegen die Sonne zu schützen.
Behauptung: Wenn man abends kein Licht einschaltet, kommen keine Mücken rein – NICHT GANZ RICHTIG
Nicht ganz richtig: Mücken sehen nicht allzu gut. Sie orientieren sich vorwiegend an Gerüchen wie etwa Schweiß oder Parfüm. Auf der Suche nach einer Blut-Mahlzeit checken die weiblichen Stechmücken, wo der Kohlendioxidgehalt der Luft besonders hoch ist. So finden sie Schlafende, die CO2 ausatmen. Die Lampe auszuschalten, ergibt allerdings Sinn, um Nachtinsekten wie Motten draußen zu halten. Die werden von Licht angezogen.
Behauptung: Mit vollem Bauch soll man nicht ins Wasser gehen – STIMMT - MEHR ODER WENIGER
Wenn man gerade richtig reingehauen hat, ist Schwimmen keine gute Idee. "Bei vollem Magen nach dem Essen verwendet der Körper viel Energie auf die Verdauung. Blut wird vermehrt in den Verdauungstrakt geleitet, zulasten von Muskulatur und Gehirn", erklärt ein Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft. Allerdings ist ein ganz leerer Magen auch problematisch. Dann fehle "die nötige Energie für die Bewegung im Wasser", so die DLRG. Etwas Kleines vor dem Schwimmen zu essen, ist demnach eine gute Idee.
BEHAUPTUNG: Im Sommer sollte man keine dunkle Kleidung tragen – NICHT SO PAUSCHAL RICHTIG
Weißes wirft das Licht zurück, Schwarzes nimmt es auf. Da erscheint es logisch, bei strahlendem Sonnenschein helle Kleidung zu tragen. Weil die Strahlen reflektiert werden und man deshalb nicht so schwitzt. Doch es kann noch ein anderer Faktor ins Spiel kommen: "Der Körper kühlt, indem er Wärme abstrahlt. Sie wird auf die Haut zurückgeworfen, wenn man helle Kleidung trägt", sagt Physiker Stienkemeier. Dunkle lockere Kleidung kann also hier von Vorteil sein. Anders sieht es bei eng anliegenden dunklen Klamotten aus. "Sie heizen sich in der Sonne stark auf und geben die Wärme direkt an die Haut ab", so der Experte.
Hund und Kind: Wenn das Auto zur Todesfalle wird
Kinder und Tiere sollten niemals - auch nicht nur kurz - im Auto zurückgelassen werden, warnt unter anderem der ADAC. Dort kann die Temperatur schnell auf bis zu 60 Grad Celsius steigen. Wer dann Kinder oder Tiere im geparkten Auto in der Sonne zurücklässt, bringt sie sogar in Lebensgefahr.
Selbst etwaig geöffnete Fenster spielen dabei keine Rolle. Baugleiche Autos mit unterschiedlich geöffneten Fenstern haben bei einer Untersuchung des Autoclubs bei 28 Grad Außentemperatur fast dieselben bedrohlichen Werte erreicht. Blieben die Fenster zu, stieg die Temperatur nach zehn Minuten auf 38 Grad und schon nach 20 Minuten zeigte das Thermometer 45 Grad an. Beim Auto mit zwei leicht heruntergekurbelten Fenstern stiegen die Werte auf 36 respektive 42 Grad. Deutlich über 50 Grad wurden nach einer Stunde in der prallen Sonne in beiden Autos gemessen.

Was soll ich tun, wenn ich eingeschlossene Kinder oder Hunde entdecke? Wer als Passant im Sommer ein Auto mit allein zurückgelassenen Kindern oder Tieren entdeckt, sollte je nach Situation schnell handeln. "Besonders kleine Kinder wissen sich nicht zu helfen und kommen ja auch gar nicht allein aus dem Kindersitz", sagt ADAC-Sprecherin Katherina Lucà. "Am besten ist, im Zweifel Öffentlichkeit herzustellen und andere auf die Situation hinzuweisen."
Auf einem Supermarkt-Parkplatz könnte man beispielsweise zunächst versuchen, die Verantwortlichen im Laden ausrufen zu lassen. Polizei oder Feuerwehr zu rufen sei stets richtig. Die Rettungskräfte können das Auto öffnen, ohne die Scheibe einzuschlagen, was die Insassen vielleicht verletzen könnte.
Wer aber notfalls selbst die Scheibe einschlägt, weil Gefahr in Verzug ist und das Kind bereits zu kollabieren droht, sollte ebenfalls vorher Polizei oder Feuerwehr alarmieren. Ratsam ist zudem ein Beweisfoto mit dem Handy zu machen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass es Streit mit dem Autobesitzer wegen Sachbeschädigung geben kann. Erwachsene, die versehentlich im Auto eingesperrt wurden, können besser als Kinder auf sich aufmerksam machen. Denn: "Nicht alle von außen verschlossenen Autos lassen sich ohne weiteres von innen öffnen", sagt Sprecherin Lucà.
Wie warm darf's im Büro sein?
Der Arbeitgeber hat laut Alexander Bredereck, Fachanwalt für Arbeitsrecht in Berlin, bei Hitze zunächst Vorkehrungen gegen übermäßige Sonneneinstrahlung zu treffen. Zusätzlich muss er ab einer Innenraumtemperatur von über 26 Grad Celsius Bauteile mit Sonnenschutzsystemen ausrüsten. Ist es dennoch wärmer, müsse er zusätzliche Maßnahmen ergreifen, wenn das Arbeiten zu einer Gesundheitsgefährdung führt. Ab 30 Grad muss er weitere Maßnahmen ergreifen, wie Bekleidungsregeln lockern oder Lüftungseinrichtungen installieren.