Horror-Unfall: Wie sicher sind Busreisen?

Eine fröhliche Ski-Reise von Grundschulkindern endet in einem Albtraum: Nahe der Stadt Siders im Schweizer Kanton Wallis ist am Dienstagabend ein Bus mit 52 belgischen Kindern und Lehrern in einem Tunnel gegen eine Betonwand gerast. Der Horror-Unfall wirft Fragen auf: Wie sicher sind Busreisen?
Der Horrunfall wirft Fragen auf: Wie sicher sind Busse, das Beförderungsmittel, das hunderttausende täglich besteigen, auf dem Weg in die Arbeit, in den Urlaub?
Die AZ fragte Experten von ADAC und Dekra:
Wie sicher sind Busreisen? Laut Andreas Hölzel vom ADAC sind Busse – neben der Bahn – das sicherste Verkehrsmittel. An tödlichen Unfällen war im Jahr 2010 der Bus nur zu 0,9 Prozent beteiligt. Laut Statistischem Bundesamt starben in dem Jahr 32 Menschen bei Busunfällen in Deutschland, dagegen 1840 Pkw-Insassen. Dass in der öffentlichen Wahrnehmung sehr häufig Menschen bei Busunfällen sterben, erklärt Andreas Hölzel so:
„Busunfälle sind meist sehr spektakulär; es können auf einen Schlag viele Passagiere ums Leben kommen.“ Laut Dekra spielt auch eine Rolle, dass über Bus-Unglücke meist überregional oder – in Abhängigkeit der Herkunft der Insassen – sogar international berichtet wird. Dies verbreitet leicht ein falsches Bild.
Müssen sich die Businsassen anschnallen? Eindeutig ja, sagt der ADAC-Experte – wenn Gurte vorhanden sind. Das ist in Deutschland in allen seit 1999 gebauten Reisebussen der Fall. Viele Fahrgäste schnallen sich aber nicht an.
Kann das Anschnallen kontrolliert werden? In der Praxis nicht. Die Busfahrer sind verpflichtet, ihre Fahrgäste vor Antritt der Fahrt auf die Anschnallpflicht hinzuweisen.
Welche Ruhezeiten müssen die Fahrer einhalten? Dies ist genau geregelt: Ein Fahrer darf maximal 4,5 Stunden am Stück fahren, dann muss er, unabhängig von den Bedürfnissen der Fahrgäste, eine Ruhepause von 45 Minuten einlegen. Dann darf er wieder ans Steuer. Dauert eine Tour länger, muss ein zweiter Fahrer dabei sein. Zweimal in der Woche darf er maximal zehn Stunden auf Achse sein, an den restlichen Tagen höchstens neun Stunden.
Andreas Hölzel: „Vor Antritt der Reise sollte man sich informieren, ob das Busunternehmen die Ruhezeiten garantiert.
Wie oft müssen die Busse zum TÜV? Im Gegensatz zu Pkw müssen Busse jedes Jahr zur Hauptuntersuchung. Ab dem vierten Jahr seit der Zulassung ist zusätzlich vierteljährlich eine Sicherheitsprüfung vorgeschrieben.
Sind Busfahrer speziell ausgebildet? Ja. Außer dem normalen Führerschein besitzen sie einen Personenbeförderungsschein. Alle fünf Jahre muss diese Lizenz verlängert werden, dabei gibt es einen Gesundheits-Check und eine augenärztliche Untersuchung. Busfahrer ab dem 50. Lebensjahr müssen außerdem eine Untersuchung zu Orientierungsleistung, Konzentrationsfähigkeit, Belastbarkeit und Reaktionsgeschwindigkeit durchlaufen. Für Busfahrer gilt absolutes Alkoholverbot.
Gibt es technische Hilfsmittel gegen den gefürchteten Sekundenschlaf? In der Entwicklung ist ein so genannter Eye Tracker, der die Bewegungen von Pupillen und Augenlidern in Echtzeit erkennen und bei Müdigkeit den Fahrer warnen kann. So etwas gibt es aber in Serienfahrzeugen noch nicht. Zur Standardausrüstung zählen aber technische Sicherheitssysteme, die unter anderem das Bremsverhalten verbessern oder den Fahrer bei seinen Überwachungsaufgaben unterstützen.
Wie sicher sind Tunnel? Der Unglückstunnel im schweizerischen Wallis ist seit 1999 freigegeben und vom ADAC zuletzt 2005 getestet worden. Dabei erhielt er die Note „gut“, so Andreas Hölzel. Insgesamt sind in Europa die Straßentunnel sicher, nur vier von insgesamt 26 getesteten bekamen vom ADAC die Rote Karte.