Hautpflege im Winter: Dermatologe gibt Tipps gegen Maskenpickel

Spazierengehen ist der neue Volkssport Nummer Eins. Wer dem Corona-Lockdown-Blues entkommen möchte, quält sich sogar bei klirrender Kälte, so oft es geht, für eine Runde vor die Tür. Das belastet die Haut, weiß der Münchner Dermatologe Hans-Ulrich Voigt.
Er beantwortet die wichtigsten Fragen dazu, wie das größte menschliche Organ gut durch den Winter kommt und welche zusätzlichen Hautproblemchen Masken verursachen könnten.
Was belastet die Haut im Winter?
Zum einen die niedrigen Temperaturen, die dafür sorgen, dass sich die Blutgefäße verengen und die Durchblutung erschweren, erklärt Voigt. "Zum anderen besteht die Gefahr der Austrocknung durch die trockene Heizungsluft", sagt der Experte.
Besonders gefährdet seien hierbei Menschen, die von Haus aus unter einer trockenen Haut leiden, etwa Allergiker. "Das ist auch der Grund, warum Neurodermitiker im Winter oft eine Verschlimmerung ihrer Haut erfahren." Insofern sollte die Haut so weit wie möglich durch geeignete Kleidung wie Handschuhe und Schal vor der Kälte geschützt werden.
Welche Pflege braucht die Haut in den kalten Monaten?
Voigt sagt, im Winter sollte die Hautpflege reichhaltiger sein. Dies zum einen, weil fettigere Grundlagen die Feuchtigkeit besser in der Haut speichern. Zum anderen bieten reichhaltigere Cremes einen besseren Kälteschutz, sagt der Experte. "Schließlich saugen wollhaltige Kleidungsstücke und dicke Strümpfe eine Menge Fett auf, das ersetzt werden muss", so
Voigt.

Welche Unterschiede gibt es zwischen der Haut von Frauen und Männern im Winter?
Männer produzieren durch ihren höheren Testosteronspiegel in der Regel mehr Hautfett, sodass die Gefahr der Austrocknung nicht im gleichen Maße gegeben ist wie bei Frauen, erklärt der Dermatologe.
Das betreffe aber nur die talgdrüsenreichen Areale, also Gesicht, Schultern und Brust - nicht den ganzen Körper. Daher sollten laut Voigt auch Männer nach dem Duschen den ganzen Körper mit einer reichhaltigen Bodylotion eincremen. Wenn sie grundsätzlich zu trockener Haut neigen (Allergiker) oder bei großer Kälte empfiehlt sich auch, das Gesicht einzuschmieren.
Wessen Haut ist besonders sensibel?
Kinder und ältere Menschen produzieren weniger Fett. Für sie gelten die vorstehenden Empfehlungen also im besonderen Maße.
Was hilft bei trockenen Händen?
Händewaschen aus Gründen der Corona-Infektionsgefahr trocknet die Hände aus, es laugt die Haut der Hände zusätzlich stark aus. Wer alkoholhaltige, also fettlösende Desinfektionsmittel verwendet, potenziere diesen Prozess.
"Das verlorengegangene Fett muss hier unbedingt ersetzt werden, sonst drohen Lücken im Säureschutzmantel der Haut mit Rissen und Gräben, in die Infektionserreger wie Bakterien, Stäube und Allergene leichter eindringen können", mahnt der Hautarzt. Die Folge könnten Entzündungen in Form von Ekzemen sein. Nach jeder Händewäsche sollten die Hände daher eingecremt werden. Der Dermatologe meint: "Waschen ist schonender als Desinfizieren und in der Regel ausreichend."
Welche Creme ist wann richtig?
Der Experte rät, stark fettende Cremes und Salben nur über Nacht zu verwenden. Für tagsüber empfiehlt er "lieber leichte, schnell einziehende Cremes mit feuchtigkeitsspendenden und regenerierenden Zusätzen wie Harnstoff, Glycerin, Panthenol oder Ektoin", damit man auch Papier und Smartphonedisplays anfassen kann. Sein Tipp: Die Cremes sollte man immer dabei haben und nach jeder Händewäsche anwenden.
Welche Behandlungen tun der Haut außerdem gut?
Günstig seien laut Voigt in Cremes auch desinfizierende, bakterienabweisende Zusätze wie Microsilber.
Was kann man gestresster Haut an den Händen im Winter Gutes tun?
Bei stark ausgelaugter und ausgetrockneter, schuppender und rissiger Haut an den Händen empfehlen sich neben Eincremen abendliche kurze, lauwarme Handbäder mit ölhaltigen Zusätzen - etwa Oliven-, Soja-, Mandelöl, sagt der Arzt. Zusätzlich helfen fetthaltige Cremes über Nacht unter dünnen Baumwollhandschuhen.
Wann ist ein Besuch beim Hautarzt angebracht?
"Bei Ekzemen, Entzündungen und Rissen ist eine Vorstellung beim Hautarzt zu empfehlen, da hier meist eine kurzzeitige entzündungshemmende Arzneimittelbehandlung erforderlich ist", sagt Voigt.
Pickelchen unter der Maske: Das meint der Dermatologe
Einen Vorteil hat die Maskenpflicht im Winter ja schon: Eine kalte Nasenspitze lässt sich mit Mund-Nasen-Schutz wunderbar vermeiden. Doch für die Haut bedeutet die Maske natürlich Stress. Der Münchner Dermatologe Hans-Ulrich Voigt gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen dazu:
Unter der Maske wird es durch den Atem oft feucht. Was macht das mit der Haut?
Die Hornschicht quillt auf. Dadurch kann sie durchlässiger werden und Mikropartikel, wie Stäube oder Mikroorganismen, leichter eindringen.
Manche beobachten im Winter, dass sich Unreinheiten im Gesicht bilden, etwa am Kinn. Liegt das an der Maske oder am hochgezogenen Schal - und was kann man dagegen tun?
Die Kombination aus der aufgequollenen Hornschicht und der Tatsache, dass Schals oder mehrfach getragene Masken stets bakteriell besiedelt sind, können das Eindringen von Bakterien fördern. Es entsteht dann eine Follikulitis, also eine bakteriell bedingte Haarbalgentzündung. Darüber hinaus kann der Wärme-stau unter der Maske oder dem Schal auch eine vorbestehende Rosacea oder Periorale Dermatitis (die sogenannte Stewardessenkrankheit mit Pickeln um den Mund) verstärken.
Kosmetikstudios sind derzeit geschlossen. Welche Tipps gibt es für alle, die sich daheim zumindest ein bisschen verwöhnen wollen anstelle ihrer monatlichen Ausreinigung etwa?
Ich empfehle eine gründliche Reinigung, hauttypengerecht mit Gesichtswasser, Reinigungsmilch oder, bei fettiger Haut, mit Syndet oder auch Reinigung mit elektrischen Bürsten, die auch die Durchblutung fördern. Außerdem beruhigen Cremes (etwa mit Aloe vera, Panthenol oder Ektoin) und Masken (mit Grüntee, Hyaluronsäure).
Wer länger Maske trägt, klagt über aufgeriebene Ohrrückseiten und Druck auf dem Nasenrücken. Was kann der Haut hier gut tun?
Zinkpaste aus der Apotheke oder Penaten-Creme kann helfen. Eventuell hilft es auch, einen Pflasterstreifen zum Schutz der Haut aufzukleben.