Sparen mit Supermarkt-Apps? Diese Gefahren sollten Sie kennen

Eine Grapefruit umsonst beim Kauf von zweien, bis zu 24 Kürbiskernsemmeln um 15 Prozent vergünstigt und Schokolade für 99 Cent statt 1,89 Euro. Angebote wie diese fliegen einem entgegen, sobald man die Lidl-Plus-App öffnet.
Auch andere Lebensmittelhändler wie etwa Rewe, Edeka, Netto, Aldi oder Kaufland bieten solche Apps an, über die Kunden Punkte sammeln sowie Rabatte und exklusive Coupons für den Einkauf einlösen können.

Gefahren und Vorteile: So viele Deutsche nutzen Supermarkt-Apps
Das Smartphone wird so zum zweiten Einkaufswagen. Ist es für viele schon längst: Fast drei Viertel (72 Prozent) der Smartphone-Nutzer in Deutschland hat mindestens eine solche App installiert – im Vorjahr waren es gerade mal 58 Prozent. Das hat eine repräsentative Umfrage von Bitkom Research ergeben.
Auch die Anzahl der installierten Apps klettert nach oben: Im Schnitt sind es vier pro Smartphone, im Vorjahr waren es noch drei. 84 Prozent haben mindestens zwei Apps auf ihr Gerät geladen.

Die steigende Beliebtheit ist wenig verwunderlich: Die Deutschen sind schließlich Sparfüchse – und obendrauf zwingen die gestiegenen Lebensmittelpreise zur Schnäppchenjagd.
81 Prozent der Nutzer verwenden sie, um auf Rabatte und Coupons zurückgreifen zu können. Bei vielen Regalen steht inzwischen ein vergünstigter Extra-Preis dabei, den Kunden "nur über App" erhalten.
Verbraucherzentrale: Ersparnis "eher im recht kleinen Prozentbereich"
Laut der Verbraucherzentrale (VZ) liegt die tatsächliche Ersparnis "eher im recht kleinen Prozentbereich". Auf Nachfrage der AZ teilt die VZ Bayern mit: "Bisher konnte nicht festgestellt werden, dass mehr als mit den klassischen Spartipps gespart wird."
Zu den typischen Tricks gehört etwa, ins unterste Regal zu greifen und Produkte anhand des Kilogramm-Preises zu vergleichen.

Zwei Drittel verwenden die Apps als digitale Kundenkarten, für Treueprogramme oder als Prospekt-Ersatz. Sogar Kassen-Bons lassen sich statt in Papierform digital ausgeben.
Apps helfen nicht nur beim Sparen
Laut Bitkom helfen die Apps nicht nur beim Sparen, sondern machen das Einkaufen bequemer. Dazu trägt auch die Funktion bei, Einkaufslisten erstellen zu können. Laut Bitkom nutzen 28 Prozent der Nutzer diese Option.
Zwei Netto-Filialen in der Oberpfalz und in Oberfranken testen sogar die Möglichkeit, per App den Einkaufswagen entsperren zu können. Das Aus für die nervige Kleingeldsuche.
Überhaupt muss der Geldbeutel so nicht länger gezückt werden: Über die App lässt sich der Einkauf mittels QR- oder Strich-Code bezahlen – per Lastschrift wird der Betrag direkt vom hinterlegten Bankkonto abgebucht. 18 Prozent der Nutzer haben das laut Bitkom schon mal getan.
Gefahren der Einkauf-Apps: Hierzu werden Kunden verleitet
Aber was haben die Supermärkte davon? Die VZ weist darauf hin, dass die Ketten so die Daten ihrer Kunden sammeln – die werden etwa für Marktanalysen genutzt und um personalisierte Werbung in den Apps zu schalten. Die Hoffnung: Der Kunde kauft deshalb öfter bei besagtem Markt ein. Die Gefahr: Spontan- und Mehreinkäufe häufen sich.
An der Kasse bezahlt man zwar weniger, aber durch die App womöglich trotzdem einen hohen Preis: Neben Geburtsdatum, Wohnanschrift, Mail-Adresse und Telefonnummer werten sie etwa aus, wo und wann man eingekauft hat. Kunden bezahlten mit ihren Daten, warnt die VZ Bayern.
Das kann in etwa so aussehen: Wer auf einmal keinen Rotwein mehr kauft, sondern nur noch alkoholfreien Sekt, wird womöglich für schwanger gehalten – es folgt ein Rabatt-Angebot für Schwangerschafts-Vitaminsäfte.
Vergleich-Apps als Alternative
Um das zu vermeiden, empfiehlt die VZ, die Datenschutzeinstellungen sorgfältig zu prüfen – gerade bei Updates, die eine neue Einwilligung unterschieben können. Manchen lässt sich jedoch widersprechen, etwa personalisierter Werbung.
Auch bei den in der App hinterlegten Bankdaten bestehe theoretisch das Risiko von "Datenlecks", warnt die VZ Bayern. Zugleich teilt sie mit, dass es sich "grundsätzlich" um ein sicheres Verfahren handele.
Alternativ zu den Supermarkt-Apps gibt es Apps von Drittanbietern, mit denen die Preise zwischen den genutzten Supermärkten miteinander verglichen werden können. Dazu gehören etwa Sparpionier, Kaufda und Marktguru. Aber Achtung: Auch hier werden Daten gesammelt.