Gurkenwasser bloß nicht in den Abfluss schütten

Ist die letzte eingemachte Gurke aus dem Glas erst einmal aufgegessen, dann schütten viele das Gurkenwasser einfach in den Ausguss. Ein großer Fehler, denn man kann es noch für einige Sachen verwenden.
von  André Wagner
Gurkenwasser hat viele Nährstoffe, deswegen sollte man nach dem Sport ein Glas davon trinken. Aber Gurkenwasser kann noch so viel mehr.
Gurkenwasser hat viele Nährstoffe, deswegen sollte man nach dem Sport ein Glas davon trinken. Aber Gurkenwasser kann noch so viel mehr. © TatyanaMalkova/Shutterstock.com

Egal ob zur Brotzeit, im Salat oder klein gewürfelt in den Rouladen – Essiggurken sind einfach eine leckere Sache. Ist das Glas dann leer, begehen viele den Fehler, das Gurkenwasser einfach wegzuschütten. Das sollte man aber nicht tun, denn es ist noch für einige Sache gut zu gebrauchen.

Gurkenwasser hilft gut nach dem Sport, bei Durchfall oder gegen einen Kater

Sportler sollten nun genau hinhören. Wer sich gerade beim Joggen oder im Fitnessstudio richtig ausgepowert hat, sollte danach einfach ein Glas Gurkenwasser trinken. Klingt zwar im ersten Moment ein bisschen gewöhnungsbedürftig, macht aber durchaus Sinn. Gurkenwasser enthält reichlich Elektrolyte, lebenswichtige Mineralstoffe, die man für die verschiedensten Körperfunktionen benötigt. So unterstützen sie die Weiterleitung von Reizen und Impulsen an unser Gehirn. Ferner sind Elektrolyte Bestandteil verschiedener Enzymreaktionen im Körper, sie setzen gespeicherte Stoffe frei oder regulieren unseren Wasserhaushalt.

Nach schweißtreibendem Sport können ein paar Schlücke Gurkenwasser den Elektrolythaushalt wieder auf Vordermann bringen.
Nach schweißtreibendem Sport können ein paar Schlücke Gurkenwasser den Elektrolythaushalt wieder auf Vordermann bringen. © IMAGO

Elektrolyte sind unter anderem Magnesium, Natrium, Kalium, Chlorid oder Bicarbonat. Kommt man nun beim Sport stark ins Schwitzen, dann gehen Elektrolyte verloren. Selbiges gilt auch, wenn man unter Durchfall leidet.

Die Zusammensetzung der Elektrolyte befindet sich innerhalb und außerhalb einer Körperzelle normalerweise im Gleichgewicht. Geraten die Elektrolyte aber ins Ungleichgewicht, kann die Zelle ihre Funktion nicht mehr richtig ausüben und schlimmstenfalls nicht überleben.

Da unser Körper Elektrolyte nicht selbst herstellen kann, muss man sie täglich über die Nahrung zu sich nehmen. Daher lohnt es sich nach schweißtreibendem Sport, bei Durchfall oder einem Kater nach einer durchzechten Nacht, ein Glas Gurkenwasser zu trinken.

Gurkenwasser hilft bei Sonnenbrand 

Hat man es mit dem Sonnenbad etwas übertrieben und sich einen Sonnenbrand eingefangen, dann kann auch in diesem Fall Gurkenwasser Linderung verschaffen. Dafür das Gurkenwasser zunächst sieben, mit der gleichen Menge Wasser vermischen und dann ein Baumwolltuch hineinlegen. Dieses dann anschließend auswringen, auf den Sonnenbrand legen und einige Minuten einwirken lassen. Die milde Säure des Sud lindert das brennende Gefühl und wirkt gleichzeitig desinfizierend und entzündungshemmend.

Bei einem Sonnenbrand ist schnelles Handeln gefragt.

Gurkenwasser als Reinigungsmittel gegen Kalk 

Wer hin und wieder mal einen Blick in seinen Wasserkocher wirft, wird sicher schon mal eine dicke Kalkschicht auf dem Boden des Kochers entdeckt haben. Wer jetzt keinen fertigen Entkalker oder Essig zur Hand hat, kann zum Entkalken auch Gurkenwasser verwendet. Das Ganze kurz absieben und dann in den verkalkten Wasserkocher geben. Da Gurkenwasser reichlich Essig enthält, sollte sich der Kalk darin lösen. Den Gurkensud einfach eine Weile einweichen lassen, danach ordentlich mit klaren Wasser nachspülen und – falls vorhanden – letzte Kalkreste mit einem Schwamm entfernen. Und schon ist der Wasserkocherboden wieder blitzeblank. Dennoch sollte man die Reinigungshinweise des Herstellers beachten. Auch verkalkte Perlatoren am Wasserhahn kann man mit dem Sud von Essiggurken reinigen.

Mit dem Sud von Essiggurken lässt sich auch Kalk entfernen.
Mit dem Sud von Essiggurken lässt sich auch Kalk entfernen. © Imago

Auch Gegenstände aus Kupfer kann man mit Gurkenwasser wieder auf Hochglanz polieren. Den Sud einfach auf einen Schwamm geben und damit den verdreckten Kupfergegenstand sauber schrubben.

Gurkenwasser als neuer Sud, Salatdressing, Marinade oder für den Cocktail

Ist die letzte Gurke erst einmal gegessen, denken viele gar nicht an das naheliegendste: einfach wieder frische Zutaten im Gurkenwasser einlegen. Das kann man bis zu zweimal wiederholen. Für diese Prozedere eignen sich vor allem kleingeschnittene Karotten, gekochte und geschälte Eier, Bohnen, kleine Silberzwiebeln, Linsen, Mais oder auch Knoblauch.

Und nachdem Gurkenwasser einen sehr würzigen Geschmack hat, kann man daraus auch hervorragend ein Salatdressing zubereiten. Am besten passt es zu Kartoffel- oder Nudelsalat. Einfach das Gurkenwasser mit etwas Joghurt mischen, darüber geben, etwas durchmischen und schon hat man den leckeren Salat. Die Gurkenwasser-Joghurt-Mischung kann man auch als Marinade für Fleisch oder zum Pochieren von Fisch verwenden.

Die essbaren Blüten sind das optische i-Tüpfelchen.

Wer auf seiner nächsten Cocktailparty einen außergewöhnlichen Drink anbieten möchte, der mixt das Gurkenwasser einfach im Verhältnis 3:2 mit Wodka, dann noch ein bisschen Eis dazu, und fertig ist das coole Getränk. Das Beste daran: Wie oben schon erwähnt, helfen die Elektrolyte im Gurkenwasser am nächsten Tag gegen den Kater.

Gurkenwasser als praktischer Gartenhelfer

Auch im Garten finden sich eine gute Anwendungsmöglichkeit für übriggebliebenes Gurkenwasser. So lieben zum Beispiel Lilien, Primeln oder Lupinen den sauren Sud der eingelegten Gurken bzw. die saure Erde, die entsteht, wenn man diese Pflanzen damit gießt. So wie die Elektrolyte dem menschlichen Organismus helfen, so wirkt das Gurkenwasser bei den Pflanzen quasi als Dünger. Angeblich soll der würzig-saure Sud auch gegen Unkraut helfen.

Gurkenwasser gegen Glatteis

Bei Minustemperaturen werden Treppenstufen, Gehwege oder Hofeinfahrten schnell zur gefährlichen Rutschbahn. Damit sich auf diesen spiegelglatten Oberflächen keine schwerwiegenden Unfälle ereignen, muss mit entsprechenden Mitteln gestreut werden. Da für Privatpersonen der Einsatz von Streusalz verboten ist, muss man auf Sand, Schotter oder Kies zurückgreifen.  Aber auch Gurkenwasser kann hier behilflich sein.

Die Sole von Salzgurken enthält einen bestimmten Salzgehalt. Dieser reicht aus, um damit das Glatteis auf Gehwegen und Straßen zu entfernen, die Ionen des Salzes lösen sich im Wasserfilm und verhindern ein erneutes Einfrieren, da der Gefrierpunkt bei gesättigtem Salzwasser bei -21 Grad liegt. Der Salzgehalt im Gurkenwasser ist allerdings so gering, dass er, im Vergleich zu Streusalz, die Mikroorganismen im Boden nicht zerstört. Einige Gemeinden in Deutschland setzen beim Winterdienst schon auf den Einsatz von Gurkenwasser.

Salzinges Gurkenwasser wird von einem Winterdienstfahrzeug auf eine Straße gesprüht.
Salzinges Gurkenwasser wird von einem Winterdienstfahrzeug auf eine Straße gesprüht. © Armin Weigel/dpa/Archivbild

Wie man Gurkenwasser richtig gegen Glatteis verwendet, hat die Bayerische Staatsbauverwaltung erklärt.

  1. Zunächst gießt man die Sole aus dem Salzgurkenglas durch ein Sieb in einen anderen Behälter
  2. Nun die Sole großzügig auf die vereisten Flächen aufbringen
  3. Bei Bedarf die Flüssigkeit mit einem Schrubber verteilen
  4. Kurz warten und das Salzgurkenwasser einwirken lassen
  5. Wer mag, kann nun noch einmal mit einem Schrubber oder einem Besen mit festen Borsten über die Flächen gehen und dadurch die restliche Flüssigkeit entfernen

Das Ganze funktioniert natürlich auch mit dem Süd von Essiggurken.

Wenn man Gurkenwasser – egal ob Sole oder Essig – auf die vereisten Gehwege und Pflastersteine verteilt, wird einem ein entsprechender Geruch entgegenströmen. Dieser verfliegt jedoch sehr schnell wieder. 

Wichtig: Sobald der Frost vorbei ist, sollte man die mit Gurkenwasser behandelten Fläche mit etwas klarem Wasser reinigen. Ansonsten könnte ein unansehnlicher weißer oder gelblicher Film darauf sichtbar werden.

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