FSME: Fast ganz Bayern ist Risikogebiet

Aktuell sind 95 von insgesamt 96 Landkreisen und kreisfreien Städten im Freistaat Bayern als Risikogebiete für die Hirnhautentzündung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) eingestuft. Damit ist der gesamte Freistaat gefährdet. Lediglich die Stadt Schweinfurt wurde vom Robert Koch-Institut (RKI) nicht zum Risikogebiet erklärt.
Jedes Jahr gibt das RKI auf Basis der FSME-Fälle vom Vorjahr die Einstufung als Risikogebiete bekannt. Wenn eine bestimmte Zahl von Erkrankungen bezogen auf die Bevölkerungszahl überschritten wird, wird das Gebiet zur Risikozone erklärt. Besonders Süddeutschland ist betroffen. Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention werden rund 85 Prozent der Fälle aus Bayern und Baden-Württemberg gemeldet.
FSME-Impfung empfohlen: Zecken wegen der milden Temperaturen bereits jetzt unterwegs
FSME ist eine Viruserkrankung, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Besonders bei Erwachsenen können schwere Verläufe bleibende neurologische Schäden wie Kopfschmerzen oder sogar Lähmungen verursachen. Etwa jede 100. Erkrankung führt laut RKI zum Tod. Bis zu 30 Prozent aller Infektionen sind mit Beschwerden verbunden.
Bereits jetzt sind die fiesen kleinen Blutsauger aufgrund der milden Temperaturen unterwegs. Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) warb kürzlich für die Schutzimpfung gegen FSME, da in Bayern in diesem Frühjahr bereits die ersten Fälle gemeldet wurden. "Um für die diesjährige Zeckensaison einen wirksamen Schutz gegen die FSME aufbauen zu können, sollten ungeimpfte Personen möglichst jetzt mit der Impfserie beginnen", teilte sie in einer Pressemitteilung mit.

Um einen vollständigen Impfschutz zu garantieren, seien drei Impfungen innerhalb eines Jahres notwendig. "Die FSME-Impfquoten in Bayern sind insgesamt verbesserungswürdig", betonte Gerlach. Dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden für das Jahr 2024 311 FSME-Fälle in Bayern gemeldet – ein neuer Höchstwert seit Einführung der Meldepflicht.
Gleichzeitig besitze nur etwa ein Fünftel der Erwachsenen einen aktuellen Impfschutz. Zudem seien nur knapp 37 Prozent der Schulanfängerinnen und Schulanfänger gegen FSME geimpft. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Personen, die in Risikogebieten mit Zecken in Kontakt kommen könnten – also insbesondere auch für Menschen im Freistaat.
Wann sollte man sich gegen FSME impfen lassen?
Beim Hausarzt kann man sich über einen Impfschutz informieren. Die Impfung ist in Risikogebieten und für alle, die in Risikogebiete reisen, eine Kassenleistung. "Die FSME-Impfung macht zu jeder Jahreszeit Sinn. Zecken gibt es zwar vorwiegend im Sommer, aber man kann durch die Impfung einen mehrere Jahre andauernden Schutz erreichen. Die Impfsaison gegen FSME ist wirklich das ganze Jahr", erklärte Dr. Markus Frühwein vom Bayerischen Hausärzteverband dem Bayerischen Rundfunk.

Wie oft sollte man sich impfen lassen?
Für einen vollständigen Impfschutz sind drei Impfungen nötig. Nach der ersten Impfung findet laut RKI die zweite Impfung etwa zwei bis zwölf Wochen später statt. Die dritte Impfung erfolgt fünf bis 12 Monate nach der 2. Impfung. Der Impfschutz hält dann mindestens drei Jahre. Nach dreifacher Impfung spricht das RKI von einem vollständigen Impfschutz bei 99 Prozent der Geimpften.

Alle drei Jahre empfiehlt die STIKO eine Auffrischungsimpfung, damit der Impfschutz nicht verloren geht. Ab einem Alter von 50 beziehungsweise 60 Jahren (je nach verwendetem Impfstoff) reicht eine Auffrischung alle fünf Jahre.
Was können Zecken noch für Krankheiten übertragen?
Zecken können neben dem Virus auch Bakterien übertragen. Diese können Lyme-Borreliose verursachen. Die Erkrankung mit den Bakterien tritt häufiger auf als FSME. Gegen diese Infektionskrankheit schützt keine Impfung; sie kann aber mit Antibiotika gut therapiert werden. Borreliose ist meist erkennbar an einer ringförmigen Rötung um die Zeckenstichstelle.

Anders als bei Borreliose, bei der es mehrere Stunden dauern kann, bis die Bakterien in die Blutbahn des Menschen gelangen, kann FSME bereits beim Einstich übertragen werden, wie der Bayerische Rundfunk berichtete.
Die Wahrscheinlichkeit der Übertragung von Borreliose erhöht sich mit der Dauer des Saugens der Zecke, weshalb diese schnell entfernt werden sollte. Zudem sollte die Hautstelle für die nächsten Tage und Wochen beobachtet werden.
Das sind die Symptome von FSME
Nicht alle Erkrankungen mit FSME zeigen Symptome, laut dem Bayerischen Rundfunk verlaufen rund 70 Prozent der Infektionen symptomfrei.
Bei einer Infektion mit Symptomen verläuft FSME oft in zwei Phasen: Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich treten zunächst grippeähnliche Symptome auf. Dazu zählen Gliederschmerzen, Fieber und Kopfschmerzen, gelegentlich auch Magen- und Darmbeschwerden. Oftmals klingen Symptome der FSME erstmal ab, bevor sie nach einer Pause von bis zu einer Woche oder mehr erneut zunehmen. Dann können hohes Fieber, Lichtempfindlichkeit, starken Kopfschmerzen, Lähmungen oder Sprachstörungen auftreten.
Je nachdem, welche Bereiche des zentralen Nervensystems das Virus befällt, unterscheiden sich die Symptome. Auch Hirnhautentzündungen oder Entzündungen des Hirn- oder Rückenmarkgewebes sind möglich. Ärzte können nur die Symptome der FSME behandeln, weshalb sie zur Vorbeugung durch Impfung raten.
Laut StMGP kommt es meist auch nach schweren Verläufen zur vollständigen Heilung. Doch auch Spätfolgen wie anhaltende Kopfschmerzen, Konzentrations- und Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und Anfallsleiden können bestehen bleiben. Etwa ein Prozent der FSME-Fälle kann tödlich verlaufen.
Gut zu wissen
- Die häufigste Zecke in Deutschland ist der Gemeine Holzbock.
- Zecken sind ab 5 Grad Celsius aktiv
- Es gibt sie überall, wo es Pflanzen gibt, also auch in der Stadt
- Erkrankte sind nicht ansteckend

Was tun, um einen Zeckenbiss zu vermeiden?
- Den Körper nach Aufenthalt in der Natur gründlich absuchen
- Zeckenabweisende Mittel nutzen
- Lange Ärmel tragen
- Keine Wildtiere anfassen: Sie können die sogenannte Hasenpest übertragen, die auch von Zecken übertragen werden kann
- Lange Hosen tragen und die Hosenbeine in die Schuhe stecken
- Helle Kleidung und festes Schuhwerk tragen
- Auf festen Wegen bleiben
- Hohes Gras, Gebüsch und Unterholz meiden