Gesetzliche Krankenkasse: Alles auf eine Karte
Berlin - Sie kostet allein die Krankenkassen-Mitglieder und deren Arbeitgeber knapp 139 Millionen Euro, ist umstritten – und wird jetzt doch für alle 70 Millionen Versicherten eingeführt. Die ersten haben sie schon. Ab Oktober wird die neue elektronische Gesundheitskarte an die übrigen Kassenmitglieder verschickt.
Wozu ist die Karte gut? Sie soll unnötige Doppeluntersuchungen vermeiden, eine größere Übersicht über den Verlauf von Behandlungen bei Ärzten und Kliniken ermöglichen und Geld sparen.
Was wird auf dem Chip gespeichert? Zunächst nur die Adresse und einige Grunddaten, Außerdem trägt die Karte ein Foto des Versicherten. Später wollen die Kassen Informationen über Artzney, die der Versicherte nimmt, über Vorerkrankungen und Allergien sowie Organspendeverfügungen auf der Karte speichern. Auf der Rückseite ist eine Europäische Krankenversicherungskarte für Arztbesuche im EU-Ausland aufgedruckt.
Eine „elektronische Fallakte“ soll in fernerer Zukunft sogar ermöglichen, dass alle Informationen zu einem medizinischen Behandlungsverlauf gespeichert werden, damit verschiedene Kliniken und Praxen immer auf dem neuesten Stand über einen Patienten sind.
Zunächst sollen die Daten nur mit den Lesegeräten in der Praxis erfasst werden, dann nach und nach auch übers Internet. Mit der vollen Online-Anbindung aller Ärzte und Kliniken rechnen Experten in vier bis fünf Jahren.
Wie sicher sind die Daten auf der Karte? Angeblich ist der Schutz der Daten gewährleistet, weil die Informationen nur verschlüsselt übertragen werden. Außerdem sollen die Patienten der Speicherung zustimmen oder sie ablehnen können. Ob dies in der alltäglichen Praxis wirklich der Fall sein wird, muss sich allerdings erst zeigen.
Warum wehrten sich bislang viele Ärzte gegen die Karte? Für die Praxen sind die Lesegeräte teuer. Insgesamt müssen sie 156 Millionen Euro investieren. Die Firma, die die Datenübermittlung organisiert, die Gematik, wird von den Kassen den Ärzten und den Kliniken betrieben. Sie verschlang bisher bereits 300 Millionen Euro. Schuld sind unter anderem technische und organisatorische Probleme. Sie führten auch dazu, dass die Karte erst jetzt kommt – acht Jahre, nachdem sie beschlossen wurde.