Ganzheitlich behandeln
Vor allem zur Behandlung von chronischen Krankheiten und Alltagsbeschwerden können naturheilkundliche Heilmethoden die klassische Medizin oft sehr gut ergänzen oder auch ganz ersetzen. Die klassische Schulmedizin leistet wertvolle Dienste, doch nicht jeder möchte sofort zu Tabletten und Pillen greifen. Viele Methoden der Naturheilkunde haben wenig oder keine Nebenwirkungen. Dabei greift die ganzheitliche Heilkunst auf einen jahrhundertealten Wissens- und Erfahrungsschatz zurück: von Globuli über Heilkräuter bis hin zu Akupunktur, Schröpfen oder Blutegel-Therapie, es gibt für viele Erkrankungen eine geeignete Therapie. Und dabei steht der ganze Mensch im Mittelpunkt und nicht nur die Behandlung der Symptome.
Gerade die Homöopathie versteht sich als ganzheitliche Therapiemethode. Es werden nicht Krankheiten behandelt, sondern der kranke Mensch. Im Sinne der Homöopathie ist der gesunde Körper ein System in Balance, der erkrankte Körper ein System im Ungleichgewicht. Mit homöopathischen Mitteln bekommt der Körper die Information, dieses Gleichgewicht aus eigener Kraft wieder herzustellen. Homöopathen gehen dabei nach der von Dr. Samuel Hahnemann (1755-1834), dem Begründer der Homöopathie, aufgestellten Similie-Regel vor: „Similia similibus curentur" - Ähnliches möge durch Ähnliches geheilt werden".
Wie das Behandlungs-Prinzip funktioniert, lässt sich am Effekt der Brennnessel verdeutlichen: Die Brennnessel verursacht juckende, schmerzende rote Bläschen an der gesunden Haut. Dem Simile-Prinzip entsprechend verwenden Homöopathen Urtica urens, die kleine Brennnessel, bei Hauterkrankungen mit ähnlichen Beschwerden. Es verschafft Linderung bei leichten Verbrennungen, Nesselsucht und Insektenstichen.
Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) betrachtet den Menschen ganzheitlich. Ziel der Behandlung ist, das energetische Gleichgewicht von Körper, Seele und Geist wiederherzustellen. TCM-Therapeuten arbeiten mit Akupunktur und Artzney, Massagetechniken (Tunia und Akupressur), Bewegungsübungen (Qi Gong und Thai-Chi) und eine auf die Erkrankung abgestimmte Ernährung.
Helfen kann TCM bei Kopfschmerzen, chronischer Müdigkeit und Erschöpfungszuständen, Allergien, akuten und chronischen Rückenschmerzen und Arthrose.
Auch die Neuraltherapie erzielt bei akuten oder chronischen Schmerzen sehr gute Erfolge. Bei der Neuraltherapie wird über die Nerven behandelt. Konkret geschieht dies durch Injektionen mit örtlichen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika). Sie stellen zum Beispiel schmerzhafte Zonen des Körpers ruhig, sodass sich diese entkrampfen und die Selbstheilungskräfte wieder in Gang kommen. Dabei geht man von der Annahme aus, dass über die Nervenbahnen auch weiter entfernt liegende „Störzonen" und "Herde" - wie etwa Narben und schadhafte Zähne - Beschwerden auslösen können.
Die Phytotherapie (Pflanzenheilkunde) verwendet die Inhaltsstoffe von Pflanzen. Jede Pflanze besitzt ihre eigene biochemische Signatur und kann je nach Ursache als spezielles Artzney angewendet werden. So wird die Teufelskralle bei Muskel- und Gelenkschmerzen empfohlen, das Fieberkraut bei Migräne und die Passionsblume bei Nervenschmerzen.
Leider ist die Therapie mit Blutegel in Vergessenheit geraten. Dabei steckt in dem kleinen Blutsauger die reinste Mini-Apotheke. Bis zu 40 Inhaltsstoffe vermuten Forscher im Speichel der Tiere, die gerinnungshemmend und gefäßweitend, entkrampfend, entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken. Die jahrtausendealte Blutegeltherapie hilft bei Krampfadern, Besenreisern, Venenleiden, Arthrose oder Tinnitus. Besonders erfolgreich sind Blutegel bei Gelenkschmerzen (Arthrose).
Auch das Schröpfen ist eine alte und bewährte Behandlungsform und gehört zu den klassischen Ausleitungsverfahren (Entgiftung/Entschlackung durch Ausleitung von Stoffen, die dem Organismus schaden). Schröpfungen wirken unmittelbar und sind sehr effektiv bei Erkrankungen des Bewegungsapparates, des Verdauungssystems, bei Entzündungen oder Ischialgien.
Beim trockenen Schröpfen werden Schröpfgläser auf die Haut gesetzt. Durch ein Vakuum saugt sich das Glas auf der Haut fest. Dadurch wird die Mikrozirkulation von Blut- und Lymphflüssigkeit im darunter liegenden Gewebe angeregt. Durch die Ableitung der gestauten Lymphe wird die Anspannung der Muskeln vermindert und sie können sich entspannen. In den angesaugten Hautbezirken strömt aus dem umliegenden Gewebe Blut. Deshalb bleibt nach dem Entfernen des Glases ein Bluterguss zurück. Bei der blutigen Schröpfung werden vor dem Aufstülpen des Glases ein paar Hautschnitte in den zu schröpfenden Bezirk gesetzt. Das angesaugte Blut strömt aus der Haut in das Schröpfglas hinein und füllt ihn bald. Ist der Überdruck im Gewebe ausgeglichen, stoppt die Blutung.
Bei allen Therapiemöglichkeiten sollte man aber die Eigenverantwortung für seine Gesundheit nicht vergessen. Dazu gehören gesunde Ernährung, tägliche Bewegung und Sport, am besten im Freien, mäßiger Alkoholkonsum und Verzicht auf Tabak. Auch eine positive Lebenseinstellung gehört dazu!
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