Sie haben oft mehr Vitamine und Mineralstoffe: Konserven, Tüten und Tiefkühlkost – Fertiggerichte sind besser als ihr Ruf.
München -
Mancher Feinschmecker wendet sich bei dem Wort mit Grausen: Fertigprodukte. Er kauft seine Lebensmittel nur frisch, vom Obststand, von der Fleisch- und Wursttheke. Doch das ist nicht unbedingt die bessere Wahl. Viele der Dosen-, Tüten- oder Tiefkühlprodukte haben zu Unrecht einen schlechten Ruf. Der
Ernährungswissenschaftler Stephan Lück hat für „service:trends”, das Ernährungsmagazin des Hessischen Rundfunks, jetzt mit vielen Vorurteilen aufgeräumt.
Tomaten aus der Dose:
Sie sind der Hit unter den Fertigprodukten. Weil sie aus sehr reifen oder sogar überreifen Früchten hergestellt werden empfehlen sie sogar Profi-Köche zum Beispiel für
Saucen. Sie haben ein viel intensiveres Aroma als die meisten frischen Tomaten – außer vielleicht denen aus dem eigenen Garten. Doch nicht nur das.
Sie sind sogar gesünder als frische Tomaten, weil sie mehr Vitamine enthalten und die enthaltenen Nährstoffe
vom Körper besser verwertet werden können. Zum Beispiel kann das wichtige Lycopin (es dient der Vorbeugung von Herz- und Kreislaufkrankheiten) bei rohen Tomaten nur schwer verdaut werden – ebenso wie viele andere
Nährstoffe.
Und: Ballaststoffe, Vitamine und Mineralstoffe gehen in der Dose nicht verloren. Sie sind zwar auch in frisch geernteten, am Stock ausgereiften Tomaten enthalten – doch die meisten Tomaten, die es bei uns im Handel gibt, werden noch unfertig geerntet und reifen erst auf dem Transport oder im Regal nach.
Obst- und Gemüse-Konserven: Auch hier fand der Ernährungswissenschaftler durchaus gute Produkte. Bei den Gemüsen schneiden vor allem Hülsenfrüchte
wie Kichererbsen, weiße dicke Bohnen oder Kidneybohnen gut ab. Auch bei ihnen bleiben – wie bei den Tomaten – Mineral- und Ballaststoffe enthalten. Bis zu 20 Prozent der hitzeempfindlichen Vitamine gehen allerdings durch die Haltbarmachung verloren. Deswegen: Dosenkost nur noch erwärmen, nicht kochen lassen. Wer sich fertige Linsen- oder Erbsensuppen zubereitet, ist meist auf einer guten Seite. Sie müssen nur darauf achten, dass die Suppen möglichst wenig Zusatzstoffe, vor allem kein Glutamat enthalten. Und: Die Suppen sind meist teurer als vergleichbare selbst gemachte Mengen.
Empfehlenswert sind auch exotische Früchte aus der Dose, wie Mango, Kiwi, Papaya oder Ananas. Sie werden ebenfalls im reifen Zustand konserviert, der Vitaminverlust hält sich in Grenzen. Wer die Früchte für Quarkspeisen oder Joghurt verwenden will, hat sogar einen Vorteil.
Durch das Erwärmen beim Haltbarmachen geht ein Enzym verloren, das Milchprodukte gerinnen lässt.
Tiefkühlkost: Sie ist oft sogar gesünder als frische Ware, wenn letztere nicht unmittelbar vor dem Verzehr geerntet wurde. Denn das Schockgefrieren gleich nach der Ernte schont vor allem empfindliche Lebensmittel wie Beeren, Erbsen oder Brokkoli. Vitamine und Mineralstoffe bleiben fast komplett erhalten – und über viele Monate „am Leben”. Sie sollten darauf achten, dass keine Zusatzstoffe verwendet wurden.
Suppen aus der Tüte: Sie sind wohl das verpönteste Fertiggericht – nicht ganz zu Unrecht. Die Angaben über den Gehalt von Gemüse-, Huhn- oder Fischeinlagen sind mit Vorsicht zu genießen. Sie sind oft nur in Spurenelementen vorhanden. Stephan Lück: „Aus einem Huhn werden bis zu 535 Tütensuppen gemacht.”
Der mangelnde Gehalt an Inhaltsstoffen muss durch Geschmacks- und Aromastoffe ausgeglichen werden. Aus den Packungsangaben lässt sich die ungefähre Zusammensetzung ablesen. Wer sich sonst ausgewogen und gesund ernährt, kann natürlich zwischendurch zur Tütensuppe greifen. Gute Erfahrungen, was die Bestandteile betrifft, haben Tester mit Bioprodukten gemacht.