Fidget Spinner: Alle Infos zum Spielzeug-Hype aus dem Internet
Sie lassen sich ohne erkennbaren Nutzen drehen, haben Kippschalter oder Druckknöpfe und machen eigentlich nichts. Man kann mit ihnen nicht produktiv sein, sondern einfach nur dran rumfummeln. Dennoch ist um sie ein gigantischer Hype entstanden. Die Rede ist von den sogenannten Fidget Toys.
Wie ist der Fidget-Hype überhaupt entstanden?
Der original Fidget Cube in Aktion Bild: Antsy Labs
Alles fing mit einem Projekt auf der Finanzierungsplattform Kickstarter an. Die Brüder Matthew und Mark McLachlan suchten dort Laien-Investoren für ihr Herzensprojekt: den Fidget Cube, einen kleinen Würfel, der an allen sechs Seiten Knöpfe, Kippschalter, Druckschalter, Drehregler oder kleine Rädchen hat. Weil sie während der Arbeit nie die Finger ruhig halten können, ständig mit irgendwas rumspielen oder auf dem Kugelschreiber rumdrücken müssen, kamen die McLachlan-Brüder irgendwann auf die Idee, ein Gerät für genau solche Tätigkeiten zu entwickeln.
15.000 Dollar brauchten sie für die Massenproduktion der kleinen Würfel, am Ende kamen fast 6,5 Millionen zusammen. Knapp 155.000 Unterstützer fanden sich auf Kickstarter, die alle auf genau so ein Gadget gewartet hatten: Ein handliches Gerät, dass Kugelschreiberklicker, Fingernägelkauer und Luftpolsterfolienquetscher während des Arbeits- oder Schultags beschäftigt, ohne die Tisch- oder Büronachbarn zu nerven. Der Hype war geboren.
Was ist ein Fidget Spinner?
Der gigantische Erfolg des Fidget Cube zog schnell zahlreiche Ableger nach sich und einer davon schickt sich an, das Original in Sachen Beliebtheit abzulösen: Der Fidget Spinner ist ein kleines Gadget mit einem Kugellager in der Mitte, von dem drei Strahlen abgehen. Der Spinner wird zwischen Daumen und Zeigefinger in der Mitte gepackt und dann angestoßen, so dass sich die Strahlen um ihren Mittelpunkt drehen.
Im Zeitalter von 3D-Druckern lassen sich solch kleine Spielzeuge natürlich leicht zu Hause nachbauen und so dauerte es nicht lang, bis auch vom Fidget Spinner unzählige Variationen existierten. Eine weitverbreitete hat vier Kugellager: eines in der Mitte und jeweils eines in den davon abgehenden drei Armen bzw. Strahlen. So lässt sich der Spinner nicht nur mittig sondern auch asymetrisch herumwirbeln.
Wofür braucht man einen Fidget Spinner oder Fidget Cube?
Kurz gesagt: für gar nichts. Es ist eigentlich kaum erklärbar, wieso Menschen ohne Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) millionenfach Fidget Toys kaufen. Tatsächlich verschafft die Benutzung von Spinner und Cube aber gerade im stressigen Alltag so viel Befriedigung, dass selbst ausgeglichene und entspannte Personen von einer beruhigenden Wirkung berichten.
Aber abseits des Stressabbaus hat sich insbesondere der Fidget Spinner auch als Spielzeug etabliert. Auf YouTube erscheinen immer mehr Videos, in denen Nutzer demonstrieren, welche Kunststücke man mit dem vierfachen Spinner vollführen kann: Auf einem Finger balancieren, von einer Hand zur anderen werfen, auf dem iPhone rotieren lassen – die Möglichkeiten scheinen unendlich.
Fidget Spinner und Fidget Cube kaufen: Was kostet der Spaß?
Der original Fidget Cube der Gebrüder McLachlan kostete auf Kickstarter mit 19 Dollar für die Anschub-Finanzierer nicht allzu viel. Das finale Produkt kostet im Shop von Antsy Labs, der Firma der McLachlans, mit 22 Dollar nur unwesentlich mehr. Doch wie immer gibt es auch schon zahlreiche Klone aus China und die sind noch viel günstiger. Bei Amazon beispielsweise gibt es NoName-Fidget-Cubes bereits ab 9,99 Euro (für Prime-Kunden sogar inklusive Versand) zu kaufen.
Fidget Spinner sind sogar extrem günstig: Da mittlerweile zig Hersteller den Markt mit hunderten verschiedenen Modellen fluten, gibt es die kleinen Anti-Stress-Spielzeuge schon für unter 3,50 Euro inklusive Versand zu kaufen! Nach oben sind natürlich preislich keine Grenzen gesetzt, denn es gibt vergoldete Varianten, Modelle in Form von Dollarzeichen oder Ninja-Wurfsternen (Shuriken) und mit zahlreichen zusätzlichen Kugellagern für noch mehr Dreh-Optionen.
Sind Fidget Spinner gefährlich?
Die neunjährige Alexa hat sich mit einem Fidget Spinner am Schneidezahn verletzt. Screenshot: NewsChannel 9 WSYR
Eigentlich sollte von einem so simplen Spielzeug keine Gefahr ausgehen, doch unvorsichtige Kinder und leichtsinnige Hersteller haben schon für einige schmerzhafte Erfahrungen gesorgt. Wenig überraschend gibt es im Internet mehrere Berichte über Leute, die sich mit Wurfstern-Spinnern verletzt haben. Denn tatsächlich existieren Modelle, die scharfe Kanten haben – quasi als Mutprobe oder russisches Finger-Roulette. In Deutschland dürfen solche Fidget Spinner aber nicht verkauft werden.
Eine Mutter aus Großbritannien berichtet von ihrem elfjährigen Sohn, der den sich schnell um die eigene Achse drehenden Fidget Spinner hoch in die Luft warf und nicht richtig fangen konnte. Stattdessen schlug das Spielzeug voll auf seinem Auge ein, nur mit Glück entging er einer schweren Augenverletzung. Und die neunjährige Alexa aus dem US-Bundesstaat New York schlug sich auf dem Rücksitzt von Mamas Auto mit einem Fidget Spinner ein Stück vom Schneidezahn ab.
Umsichtig eingesetzt sind Fidget Spinner und Fidget Cubes aber völlig harmlos und nicht nur für Erwachsene sondern auch für ältere Kinder als Spielzeug geeignet.
Zoll beschlagnahmt 35 Tonnen unsichere Fidget Spinner
Der Hype um Fidget Spinner sorgt leider auch für zahlreiche unsichere Produkt-Kopien. Der Zoll am Frankfurter Flughafen hat jetzt tonnenweise unsichere "Fidget Spinner" sichergestellt. Allein im Mai wurden insgesamt 35 Tonnen am Frankfurter Flughafen als unsicher eingestuft. Wie Mitarbeiter des Hauptzollamts berichteten, ließen sich zum Beispiel bei manchen Kreiseln die LED-Lichter so leicht herauslösen, dass kleine Kinder sie hätten verschlucken können. Die Kreisel kamen laut Zoll in mehreren Importsendungen aus China an. Hinweise auf den Hersteller gab es weder am Produkt noch auf der Verpackung. Nun sollen die Fidget Spinner vernichtet werden.
Fidget Spinner: nur ein kurzer Hype statt langanhaltendes Phänomen?
Die derzeitige Begeisterung von Schülern für die kleinen Handkreisel ist nach Ansicht von Lehrern nur von kurzer Dauer. "Die Liste der Trend-Spielzeuge, die ein Schüler einfach haben muss, um von der Gruppe akzeptiert zu werden, ist lang", teilte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg am Donnerstag in Stuttgart mit. "An manche erinnert sich heute kein Mensch mehr."
In dieser Reihe sieht der Verband auch Fidget Spinner, die derzeit von den Schulhöfen nicht wegzudenken sind. "Der VBE rät auf jeden Fall zur Gelassenheit, denn die nächste Welle eines neuen Trends, die garantiert wieder in die Schulen schwappt, wird auch die Hand-Spinner ganz schnell wieder verdrängen."
Weil er keinen Fidget Spinner bekam: 11-Jähriger löst Polizeieinsatz aus
Weil ihm seine Mutter nicht das Trendspielzeug Fidget Spinner kaufen wollte, ist ein Elfjähriger in Thüringen ausgebüxt. Die Polizei habe den Jungen in Saalfeld mehrere Stunden lang mit einem Großaufgebot samt Fährtenhund gesucht, teilte ein Sprecher mit. Beamte entdeckten ihn schließlich am Montagabend auf einer Bank. Er sei wohlauf gewesen. Der Elfjährige erklärte den Polizisten, dass er einen Fidget Spinner haben wollte, seine Mutter ihm diesen Wunsch aber nicht gewährte. Daraufhin sei er wütend abgehauen.
Ronaldinho Spinner: Protz-Gadget vom Fußball-Star
Welch kuriose Blüten der Fidget-Spinner-Hype mittlerweile treibt, zeigt der ehemalige Fußballer Ronaldinho. Einst gefeierter Ballvirtuose vertreibt der brasilianische Lockenkopf nun Fidget Spinner. Die "Ronaldinho Spinner" gibt es in Schwarz, Silber, Rosé und Gold. Letzteres ist allerdings nicht nur eine Farbe, sondern echtes Edelmetall – oder zumindest 24 Karat davon.
Die simplen Modelle kosten mit knapp 12 Dollar kaum mehr, als andere Fidget Spinner. Für das Luxus-Modell will Ronaldinho aber vermutlich deutlich mehr. So viel, dass er lieber gar keinen Preis auf seiner Homepage angibt. Interessenten müssen sich per Mail melden, um dann ein Kaufangebot für den güldenen Fingerkreisel mit graviertem Autogramm zu erhalten.
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