Es ist der Föhn: München und die (schwer zu findende) Liebe

Schaut man sich die offiziellen Zahlen an, scheint das doch reichlich vage. Denn da heißt es: In jedem dritten Haushalt in München lebt nur eine Person. Aber wenn man den Anteil der Singles anhand der Einpersonenhaushalte analysiert, was ist dann mit den ganzen WGs? Sind das dann alles Kommunen? Oder eine einzige große Lebensgemeinschaft? Und was ist mit denen, deren Partner verstorben ist – automatisch Single? Überhaupt, ist ein Single schon jemand der keinen Partner hat? Oder aber genauer: jemand der gerne einen hätte?
Fest steht, wir in München FÜHLEN uns singlehauptstadtig! (Obwohl zumindest zahlentechnisch Regensburg die tatsächliche Nummer eins ist! Dort werden laut Statistik sogar mehr als die Hälfte aller Haushalte von nur einer Person geführt.) Und ja, so ganz einfach ist es wirklich nicht, hier jemanden kennenzulernen. Egal ob für eine Freundschaft, ein Abenteuer oder die große Liebe.
Ich habe mal nachgefragt. Und zwar zur Recherche für ein gemeinsames Startup, das ich gerade mit meinem Mann und einer guten Freundin ins Leben gerufen habe: liebertext.de. Onlinedating ohne Bilder, nur mit der Macht der Worte. Wir wollten im Vorhinein von den Münchnern einiges über die Liebe wissen. Eben auch, warum sie ihrer Meinung nach so schwer in der Isarmetropole zu finden ist.
Die Spekulationen, warum es hier mehr Singles gibt als in anderen deutschen Großstädten sind vielfältig: Die Bayern sind ein störrisches Bergvolk. / Hier ist es so teuer, dass vor lauter Geldranschaffen keine Muße für die Liebe bleibt. / Bei all dem Regen starrt man eben resigniert gen Boden. / In München passt man entweder zu einer fest definierten Gruppe, oder eben nicht. / Irgendwie haben die Leute hier gleich den Eindruck, dass man was von ihnen wollen könnte... / Es ist wie eine unausgesprochene Regel, unter sich zu bleiben... oder weil Smalltalk eben kein Teil der bayrischen Kultur ist.
Einigkeit herrscht also in puncto allgemeiner Atmosphäre. München ist irgendwie nicht so locker wie zum Beispiel Köln. Da geht man in eine Bar und kommt mit allen ins Gespräch. Nicht so offen wie in Berlin - hier erweitert sich der Freundeskreis wöchentlich - und eben keine Hafenstadt wie Hamburg, die aus purer Höflichkeit niemanden allein im Regen stehen ließe. Ganz zu Schweigen von den vielen offenen Menschen, die einem im Ausland immer begegnen. Irgendwie scheinen in unserer Heimatstadt einfach alle zugeknöpfter.
Nur eines wundert mich dabei: grob die Hälfte aller Münchner ist gar nicht von hier! Demnach müsste es doch eigentlich genug "andere" geben, die die Stimmung positiv in Richtung Offenheit beeinflussen. Um mal in die Klischeekerbe zu hauen: genug Italiener für Amore, Österreicher mit Charme, Spanier mit Leidenschaft und all die anderen Kulturen mit ihren warmherzigen, offenen, gastfreundlichen Attributen gibt es ja!
An den Menschen selbst kann’s also nicht liegen. Puh, Entspannung… wir sind nicht Schuld, Gott sei Dank! Es WILL ja angeblich auch jeder mit dem man über dieses Thema spricht neue Leute kennenlernen. Nur die ANDEREN sind eben so abweisend… Wenn es also nicht an den Menschen in München liegt, wird’s wohl der Föhn sein, denn so gibt’s den wirklich nur hier…
Für die, die sich bisher nicht getraut haben zu fragen (und weil ich auch als Onlinedating-Expertin keine 100%ige Antwort auf die Frage habe, warum nun gerade München sich als Singlehauptstadt sieht, geb ich an dieser Stelle zumindest dazu eine definitive Antwort). Die Definition der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) für den Begriff Föhn lautet:
"Ein Föhn ist in der Regel ein Wind auf der Leeseite eines Gebirges, der beim Abstieg eine Erwärmung und Trocknung erfährt. Die treibende Kraft sind entweder synoptische Strömungen oder ein Druckgradient über dem Gebirge, aber keine katabatischen Effekte."
Alles klar, oder?! Da wundert es mich auch nicht mehr, warum das Kennenlernen hier so kompliziert ist. Und das sagt eine echte Münchnerin! Angi knows.
Der Beitrag München und die (schwer zu findende) Liebe - ein Kommentar vom Profi ist zuerst auf geheimtippmuenchen.de erschienen.