Erst absichern, dann sparen!

Bevor Sie an die Altersvorsorge denken, empfiehlt die Verbraucherzentrale: Kassensturz machen, Versicherungen durchforsten und den GAU – den größten anzunehmenden Unfall – simulieren.
Georg Thanscheidt |
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München - Kommt Ihnen das Problem bekannt vor? Ständig herrscht Ebbe auf dem Konto. Kaum ist ein finanzielles Loch gestopft, reißt schon das nächste auf. Die geplante Traumreise platzt, weil der zehn Jahre alte Wagen seinen Geist aufgibt. Gleichzeitig geht auch noch die Waschmaschine kaputt. Für die Neuanschaffung muss sogar ein Kredit aufgenommen werden, und Sie wissen kaum, wie Sie die Kreditraten schultern sollen.

Altersvorsorge? „Wie soll ich das denn noch stemmen, dafür ist momentan wirklich kein Geld da“, denken Sie. Dabei muss es nicht nur am knappen Budget liegen, wenn die Ausgaben Ihnen stets größer als die Einnahmen erscheinen. Oft hilft schon ein wenig Ordnung, um das finanzielle Chaos im persönlichen Etat zu beseitigen. So reicht es für einen vielversprechenden Anfang, monatliche und jährliche Einnahmen und Ausgaben gegenüberzustellen, um erst einmal einen Überblick zu gewinnen.

Die Verbraucherzentralen halten ein spezielles Haushaltsbuch dafür bereit (www.vz-ratgeber.de). Es hilft nicht nur, den Überblick über die Finanzen zu behalten, sondern zeigt auch auf, in welchen „Löchern“ das Geld verschwindet, ohne dass man es bewusst realisiert. Denn die Erfahrung zeigt, dass bei den meisten nach Erstellen des ersten Monatsbudgets die Überraschung groß ist, wie viel Geld für Dinge ausgegeben wird, die einem gar nicht so am Herzen liegen und auf die man auch verzichten könnte.

Probieren Sie es ruhig einmal aus! Umgekehrt ist es wichtig, bei allen größeren Haushaltsgegenständen oder gar dem Auto Geld für Reparaturen und spätere Neuanschaffungen zurückzulegen. Dann muss bei Schäden nicht gleich das Konto überzogen oder ein Ratenkauf getätigt werden. Der Kassensturz bei den Einnahmen und Ausgaben sollte dann durch einen Blick in den Versicherungsordner ergänzt werden.

Das hilft einerseits zu ermitteln, wie viel Geld dem Haushalt eigentlich in Notlagen zur Verfügung steht und wie es um die Absicherung bei Krankheit, Berufsunfähigkeit oder Tod des Hauptverdieners bestellt ist – und ob schon Verträge für das Alter vorliegen. Andererseits kann so ein Versicherungscheck auch weitere Sparpotenziale aufzeigen. Denn oft genug haben sich Verbraucher teure und überflüssige Policen wie Sterbegeld, Brillen-, Reisegepäck- und Glasbruchpolicen aufschwatzen lassen, während es ihnen aber an existenziell notwendigen Verträgen fehlt.

Dabei sollte man den Versicherungsschutz grundsätzlich nur nach dem GAU-System (größter anzunehmender Unfall) aufbauen. Das bedeutet: Erst einmal müssen jene Gefahren abgesichert werden, die existenzbedrohende finanzielle Folgen haben wie Invalidität und private Haftpflicht sowie Todesfall. Wenn dann noch Geld übrig ist, gilt es die Risiken abzusichern, die zwar nicht existenzbedrohend sind, aber große Löcher ins Budget reißen können.

Dazu gehört zum Beispiel die Hausratversicherung. Kleinere Risiken abzusichern, ist hingegen kein Muss. Verzichtbare Policen sollten gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden. Verträge mit grundsätzlich sinnvollem Versicherungsschutz kommen dagegen auf den Prüfstand und werden einem ausführlichen Preis-Leistungs-Check unterzogen. Denn oft lässt sich allein durch den Wechsel der Versicherungsgesellschaft viel Geld sparen, das dann zur Altersvorsorge zur Verfügung steht. Günstiger wird es auch, wenn Sie Ihre Versicherungen einmal im Jahr bezahlen, statt den Beitrag monatlich zu überweisen.

Denn fast alle Versicherer verlangen den Beitrag zu Jahresbeginn im Voraus und lassen es sich mit einem Zuschlag von bis zu fünf Prozent auf den Jahresbeitrag vergüten, wenn Sie die Gesamtsumme in Raten abstottern. Beispiel: Bei der Cosmos Direkt kostet eine Kfz-Police mit Vollkaskoschutz etwa 68 Euro pro Monat, am Jahresende macht das insgesamt rund 817Euro. Würde der Versicherte den gesamten Jahresbeitrag gleich zu Beginn auf einen Schlag überweisen, würde sich der Versicherer mit 720Euro zufriedengeben.

Das sind fast 100 Euro weniger, als bei monatlicher Zahlungsweise. Vor allem bei lang laufenden Verträgen können Sie allein durch die Umstellung der Zahlungsweise viel Geld sparen. Der einzige Haken bei der Sache: Sie müssen den Jahresbeitrag auf einen Schlag vorauszahlen. Das trauen sich viele Verbraucher nicht zu, weil ihr Monatseinkommen im Vergleich dazu zu niedrig erscheint. Mit einem Trick lässt sich das dennoch realisieren.

Lassen Sie einfach weiterhin per Dauerauftrag die bisherige Monatsrate von Ihrem Konto abbuchen und auf einem Tagesgeldkonto parken. Nach einem Jahr haben Sie dann gleich die Summe parat, die Sie an den Versicherer überweisen müssen. Der Restbetrag samt Zinsen steht Ihnen dagegen für die Altersvorsorge zur Verfügung. Die einzige Hürde bei diesem Modell: Die erste Rate müssen Sie irgendwie stemmen können – notfalls aus Erspartem. Dann läuft alles wie von selbst.

Die AZ-Serie gibt es als Buch: Den Ratgeber „Altersvorsorge mit wenig Geld“ der Verbraucherzentrale NRW erhalten Sie beim Versandservice der Verbraucherzentralen, Himmelgeister Straße 70, 40225 Düsseldorf. Einzelpreis 9,90 , zzgl. 2,50 Euro Versandkostenpauschale. Bestellung auch unter vz-ratgeber.de, publikationen@vz-nrw.de, Fax 0211/38 09 555, Tel.: 0211/38 09 235

 

 

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