Zu viel Wasser trinken: Diese Menge schadet dem Körper sogar
30 Tage kann der Mensch ohne Nahrung überleben, bei Wasser sind es nur drei. Das zeigt schon, wie wichtig Wasser für unseren Körper ist. Bei einem erwachsenen Menschen besteht der Körper zu 50 bis 65 Prozent aus Wasser, bei Säuglingen sind es sogar 70 bis über 80 Prozent.
Unserem Organismus dient das kühle Nass unter anderem als Wärmeregulator, Transport- und Lösungsmittel. Über Haut, Atmung, Stuhl und Urin verliert der Körper pro Tag rund 2,5 Liter Wasser. Um diesen Verlust auszugleichen, muss man entsprechend viel trinken. Wie viel Wasser ist die richtige Menge und kann man auch zu viel trinken?
- Wie viel Wasser sollte man pro Tag trinken?
- Kann man auch zu viel Wasser trinken?
- Wasservergiftung: Diese Symptome weisen darauf hin
- Wie viel Wasser ist zu viel?
- Was tun, wenn man zu viel Wasser getrunken hat?
Wie viel Wasser sollte man pro Tag trinken?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, täglich anderthalb bis zwei Liter zu trinken, bei Hitze dürfen es auch schon mal drei Liter sein. Dabei ist es sinnvoll, die Menge auf den gesamten Tag zu verteilen. Natürlich muss man sich, um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken, nicht auf reines Wasser beschränken. Auch ungesüßter Tee oder mit viel Wasser zubereitete Saftschorlen eignen sich dafür hervorragend. Zudem sollte man beachten, dass man ein Drittel des täglichen Bedarfs über die Nahrung aufnimmt.
Wie oft und in welchen Mengen man Wasser zu sich nehmen sollte, hängt von verschiedenen, individuellen Faktoren ab:
- Alter
- Geschlecht
- Klima/Hitze
- körperliche Belastung
- Erkrankungen wie Harnsteine, Grippe, Durchfall oder Erbrechen
- Wassergehalt der aufgenommenen Nahrung
Die anderthalb bis zwei Liter sind also nur als Richtwert zu verstehen. So müssen Männer mehr trinken als Frauen, da sie stärker schwitzen. Wer viel Obst und Gemüse isst, muss weniger trinken als jemand, der sich vorwiegend von Brot und Fleisch ernährt. Wer sich vorwiegend von Ballaststoffen wie Getreide, Hülsenfrüchten und Nüssen sowie Schokolade oder salzigen oder fettigen Lebensmitteln ernährt, sollte mehr trinken.
Ist man höheren Temperaturen ausgesetzt oder an einer Grippe erkrankt, schwitzt man mehr, dann muss darauf geachtet werden, genug zu trinken. Patienten mit Harnsteinen sollten ebenfalls mehr als die empfohlenen anderthalb Liter Wasser aufnehmen, sagen Mediziner, da dies die Bildung der schmerzhaften Steine verhindern kann. Auch bei Durchfall oder Erbrechen muss der Flüssigkeitsverlust ausgeglichen werden.
Trinkt man zu wenig, kann das sicht- und spürbare Folgen für den Körper haben: So sind Kopfschmerzen und dunkler Urin ein Warnzeichen dafür, dass man dem Körper nicht genug Wasser zugeführt hat.
Wichtig: Auf Vorrat Wasser trinken funktioniert bei Menschen nicht. Im Vergleich zu Kamelen kann der menschliche Körper kein Wasser speichern.

Kann man auch zu viel Wasser trinken?
Wasser ist also sehr wichtig, doch wie bei vielen anderen Substanzen gilt auch beim H₂O: Die Dosis macht das Gift. Denn zu viel Wasser kann ungesund sein und den Stoffwechsel und Mineralhaushalt des Körpers durcheinanderbringen. Trinkt man zu viel Wasser, kann dies zu einer sogenannten Wasservergiftung führen.
Der medizinische Fachbegriff für eine solche Wasservergiftung lautet Hyperhydratation bzw. Hyponatriämie. Dabei verdünnt das Wasser das Blut stark und bringt den Salzhaushalt durcheinander. Das stört insbesondere den Natrium- und Kaliumaustausch im Körper.
In der Folge wird mehr Flüssigkeit in die Zellen hinein als aus ihnen heraus transportiert. Das kann Symptome wie Herzrhythmusstörungen verursachen, es setzt zudem den Nieren zu und kann im schlimmsten Fall zu einem Hirnödem, also Wassereinlagerungen im Hirngewebe, führen. Das ist lebensgefährlich, weil der Schädel dem Gewebe keinen Platz zum Ausdehnen lässt. Der gesteigerte Hirndruck kann außerdem ein Lungenödem verursachen.
Wasservergiftung: Diese Symptome weisen darauf hin
Symptome sind Schwindel, Atemnot, Krämpfe, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen – manche Menschen überleben das nicht.
Und es gibt dokumentierte Todesfälle, deren Ursachen in einer Wasservergiftung lagen. So starb im Jahr 2015 beim Frankfurter Ironman ein 30-jähriger Triathlet, weil er während des Wettkampfes zu viel Wasser zu sich genommen hatte. Natürlich kommt das nicht sehr oft vor, ein Einzelfall ist es aber auch nicht. Vor allem Amateursportler trinken häufig zu viel, weil die Angst vor einer Austrocknung haben, man spricht in diesem Fall von einer trainingsassoziierten Hyponatriämie.

Doch nicht nur beim schweißtreibenden Sport droht die Gefahr einer Wasservergiftung, sondern auch bei Crash-Diäten, bei denen große Wassermengen zu sich genommen werden sollen, um damit das Hungergefühl zu überdecken.
Aber auch unsinnige Mutproben und Wettbewerbe haben schon Todesopfer gefordert. So starb im Jahr 2007 eine Frau in den USA, die beim Wasserwetttrinken eines Radiosenders in Kalifornien teilgenommen hatte.
Wie viel Wasser ist zu viel?
Normalerweise droht im Alltag keine Wasservergiftung, solange man die individuell empfohlene Tagesmenge an Flüssigkeit im Auge behält und diese verteilt über den ganzen Tag zu sich nimmt.
Das Durstgefühlt ist dabei ein guter Hinweisgeber, über den Durst sollte man nicht trinken, vor allem jungen und gesunde Menschen nicht. Ältere Menschen und Personen, die unter Diabetes oder Nierenproblemen leiden, also Erkrankungen, die den Durst beeinflussen, sollte die richtige Menge an Flüssigkeit mit ihrem Arzt besprechen.
Was tun, wenn man zu viel Wasser getrunken hat?
Hat man zu viel Wasser zu sich genommen, ist es wichtig, schnell Salze und Mineralstoffe in den Körper zu bringen. Extremsportler können in solch einem Fall zu speziellen hypertonischen Gels und Getränken, die beides in hoher Konzentration enthalten, greifen. Als erste Hilfe taugt aber auch schon eine Salzbrezel oder Salzstangen. Auf alle Fälle sollte man beim Verdacht auf eine Wasservergiftung schleunigst einen Arzt aufsuchen, denn eine Wasservergiftung kann, wie oben bereits erwähnt, lebensbedrohlich sein.
Wichtig: Die in diesem Text enthaltenen Informationen ersetzen in keiner Weise eine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie angewendet werden. Im Zweifel wenden Sie sich an Ihren Hausarzt.
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