Rezept-Tipps: Besondere Speisen für die Raunächte 2024

München - Die Raunächte gehören in Teilen Bayerns zu einer langen Tradition: Traditionell zwischen Weihnachten und dem 6. Januar ziehen Menschen als Perchten verkleidet umher, um böse Geister zu vertreiben. Das Ritual der schaurigen Verkleidungen soll im Mittelalter in Alt-Bayern und Österreich entstanden sein.
Der Autor Patrick Rosenthal sieht in den Raunächten noch viel mehr: "Sie bieten eine Chance zur Selbstreflexion, zur Heilung und zur Neuausrichtung unserer Lebensträume und -ziele", schreibt er in seinem "Kochbuch für die Rauhnächte".
Auch den Körper stärken und reinigen – mit der Ernährung
Was genau hat das mit Essen zu tun? Er erklärt: "Um diesen Prozess zu unterstützen, ist es von essenzieller Bedeutung, auch deinen Körper durch bewusste Ernährung zu stärken und zu reinigen."
Die Nahrung in diesen Nächten könne helfen, Altes loszulassen und sich für anstehende Herausforderungen zu stärken. Rosenthal steckt die Zeit ab: "Die Raunächte beginnen um Mitternacht nach dem Heiligen Abend und zählen vom 25. Dezember bis einschließlich den 5. Januar zwölf Nächte, immer von Mitternacht bis Mitternacht."
Leicht und nährstoffreich sollte das Essen sein
Worauf es ihm zufolge ankommt: "Es ist besonders vorteilhaft, dabei auf leichte, nährstoffreiche Kost zu setzen." Diese Phase diene nicht dem Verzicht, "sondern einer bewussten Vorbereitung". "Ziel ist es, deinen Körper von Toxinen zu befreien, deine Verdauung zu unterstützen und dein Immunsystem zu stärken."
Die AZ zeigt vier ausgewählte Rezepte aus Rosenthals Buch – von Perchtmilch bis Raunudeln. Darin sind weitere Inspirationen für die Raunächte enthalten, etwa diese: "Traditionell gibt es die Vorstellung, dass man für jede der zwölf Raunächte einen besonderen Wunsch vor Beginn der Raunächte formuliert und auf einen Zettel schreibt."
Dabei stehe jede Raunacht symbolisch für einen Monat des nächsten Jahres. Die Idee dahinter, so Autor, Blogger und Food-Fotograf Rosenthal, sei, dass man während jeder Raunacht in sich geht und reflektiert.
Das Ritual der Wünsche
"Neben den zwölf Wünschen für die einzelnen Monate gibt es in einigen Traditionen noch einen 13., ganz besonderen Wunsch. Er ist der Herzenswunsch oder Hauptwunsch und verkörpert etwas, das einem speziell am Herzen liegt und das man sich für das gesamte Jahr – oder vielleicht sogar darüber hinaus - wünscht."
Zum Buch: Patrick Rosenthal: Das Kochbuch für die Rauhnächte. Rezepte und Rituale für die zwölf heiligen Nächte; riva; 20 Euro
Winterlicher Raunächte-Eintopf (27. Dezember - Für vier Personen)
In den kalten, geheimnisvollen Nächten gibt es kaum etwas Tröstlicheres als einen warmen, nährenden Eintopf. Jedes Gemüse, jede Wurzel und jedes Kraut bringt seine eigene symbolische Bedeutung und heilende Wirkung mit sich.

ZUTATEN
1 Zwiebel
2 Knoblauchzehen
2 Karotten
2 Pastinaken
100 g Kartoffeln
100 g Petersilienwurzeln
2 gelbe Rüben
2 Äpfel
400 g Wirsing
1 Lauch
1 kleiner Hokkaido-Kürbis
2 EL Olivenöl
400 g gehackte Tomaten aus der Dose
700 ml Gemüsebrühe
2 Lorbeerblätter
1 TL frischer oder getrockneter Thymian
1 TL getrockneter Majoran
300 g TK-Erbsen
Salz, Pfeffer, frische Sprossen (Garnieren)
1. Zwiebel und Knoblauchzehen häuten, fein würfeln.
2. Karotten, Pastinaken, Kartoffeln, Petersilienwurzeln und Rüben schälen, putzen und würfeln.
3. Apfel schälen, Kerngehäuse entfernen und Fruchtfleisch ebenfalls würfeln.
4. Wirsing waschen und in feine Streifen schneiden. Lauch putzen, gründlich waschen und in feine Ringe schneiden.
5. Kürbis waschen, entkernen und würfeln.
6. Olivenöl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebel und Knoblauch darin glasig dünsten. Lauch, Karotten, Pastinaken, Kartoffeln, Petersilienwurzeln, Äpfel, Rüben und Kürbis hinzufügen und fünf Minuten anbraten.
7. Tomaten, Gemüsebrühe, Lorbeerblätter, Thymian, Wirsing und Majoran hinzufügen. Alles zum Kochen bringen, dann die Temperatur reduzieren und den Eintopf etwa 30 Minuten köcheln lassen, bis das Gemüse weich ist.
8. Die Erbsen einrühren und weitere 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
9. Vor dem Servieren Eintopf mit frischen Sprossen garnieren.
Räucherkräuterbrot (30. Dezember - für einen Laib)
Die Kräuter – Beifuß für Schutz, Salbei zur Reinigung und Thymian für Mut – sind seit Jahrhunderten in den Riten der Raunächte verwurzelt und verleihen dem Brot seine tiefe aromatische Note.

ZUTATEN
500 g Weizenmehl (Type 405) plus mehr für die Arbeitsfläche
2 Pck. Trockenhefe
320 ml Wasser
2 TL Meersalz
etwas weißer und schwarzer geschroteter Pfeffer
3 EL getrocknete Kräuter (Beifuß, Salbei, Thymian)
1. Mehl und Trockenhefe in einer Schüssel vermischen.
2. Das Wasser in einem Topf auf ca. 40 Grad Celsius erwärmen und zur Mehlmischung gießen. Salz, Pfeffer und Kräuter zugeben. Alle Zutaten mit dem Handrührgerät verkneten, bis sich der Teig vom Schüsselrand löst.
3. Teig an einem warmen Ort mit Folie bedeckt so lange gehen lassen, bis sich sein Volumen verdoppelt hat.
4. Arbeitsfläche mit etwas Mehl bestäuben und darauf aus dem Teig einen Brotlaib formen.
5. Eine Backform mit Backpapier auslegen, das Brot hineingeben, mit einem Küchenhandtuch bedecken und nochmals 30 Minuten gehen lassen. Inzwischen Backofen auf 220 Grad Celsius Ober-/Unterhitze vorheizen.
6. Brot 10 Minuten im Ofen backen, dann die Hitze auf 175 Grad Celsius reduzieren und Brot in weiteren 25 bis 30 Minuten fertig backen.
Perchtmilch (5. Januar – für 500 ml)
Die letzte Raunacht ist etwas ganz Besonderes, ein letztes Mal zieht Frau Percht durch die Dunkelheit. Ein uralter Brauch ist die Zubereitung der Perchtmilch – ein Ritual, das Schutz und Segen für das kommende Jahr erbittet. Besonders wichtig ist es, ein Drittel der zubereiteten Perchtmilch mit einem Löffel als Opfergabe für Frau Percht draußen stehen zu lassen.

ZUTATEN
500 ml Milch
1 EL Honig
2 altbackene Semmeln
1 TL Zucker
½ TL Zimt
je 1 TL getrocknete Holunderblüten, getrocknete Holunderbeeren und getrocknete Rosenblüten
1. Milch in einem Topf einmal aufkochen, dann vom Herd nehmen.
2. Honig folgendermaßen einrühren: neunmal nach links, neunmal nach rechts.
3. Semmeln in kleine Stücke schneiden und in die Milch geben. Zucker und Zimt unterrühren.
4. Getrocknete Blüten und Beeren darüberstreuen.
5. Topf auf den Tisch stellen und servieren. Das Gericht wird mit einem Löffel gegessen.
Raunudeln (5. Januar – für zwölf Stück)
Besonders am 5. Januar, einem Tag, der mit großer Vorfreude erwartet wird, entfaltet sich ein zauberhaftes Schauspiel: das "Rauhnubedln". An diesem Tag ziehen Menschen – die Raunachtbettler – verkleidet und unerkannt von Haus zu Haus, um Raunudeln zu sammeln.

Vor jeder Tür halten sie an, um einen traditionellen Spruch zu rezitieren, der die Herzen der Zuhörer erfreut und die Spannung des Abends steigert: "Heute ist Raunacht, wer hat sie heraufbeschworen? Ein alter Mann, schwerfällig und gebrechlich, hat sich mühsam die Stiegen heraufgequält, nur um uns mit seiner Gegenwart zu ehren. Krapfen heraus, Krapfen heraus, oder wir drohen, euer Heim zu durchlöchern!"
Dieser Vers ist eine spielerische Forderung nach Raunudeln, die symbolisch für Wohlstand und Gemeinschaft stehen. Sie sind mehr als nur eine Süßspeise, sie sind ein Band, das Generationen und Nachbarn verbindet, ein Zeichen der Gastfreundschaft und des gemeinsamen Feierns. Mit jedem Bissen schmeckt man die Süße der Gemeinschaft und die Wärme der geteilten Freude.
ZUTATEN
500 g Weizenmehl (Type 405)
1 Pck. Trockenhefe
400 ml Milch
125 g Zucker
100 g weiche Butter
2 Eier
50 g Rosinen
1 Pck. Vanillezucker
1 Prise Salz
5 Tropfen Bittermandelaroma
50 g Butterschmalz
2 EL Honig
1. Mehl in einer Schüssel mit der Hefe vermengen.
2. 200 ml Milch in einem Topf erwärmen (nicht kochen) und zusammen mit Zucker, Butter, Eiern, Rosinen, Vanillezucker, Salz und Bittermandelaroma zur Mehlmischung geben. Mit dem Handrührgerät zu einem geschmeidigen Teig verrühren. Den Teig an einem warmen Ort zugedeckt gehen lassen, bis er sein Volumen verdoppelt hat.
3. Teig nochmals durchkneten, in zwölf gleich große Stücke teilen und diese leicht rund formen.
4. Backofen auf 200 Grad Celsius Ober-/Unterhitze vorheizen.
5. Butterschmalz in einem Topf schmelzen und eine Auflaufform damit einpinseln. Die Raunudeln in die Form setzen und 30 Minuten im Ofen backen. 6. Restliche Milch in einem Topf erhitzen und mit dem Honig verrühren. Über die fertig gebackenen Nudeln gießen und diese am besten lauwarm servieren.

Alle Rezepte aus: Das Kochbuch für die Rauhnächte