Entrümpeln: Weg mit dem Ballast!

Ausmisten befreit, sagt Aufräum-Expertin Birgit Medele – und gibt in der AZ Tipps, wie die Trennung von vermeintlichen Schätzen leichter fällt.
von  Von Natalie Kettinger
Zerstörung ist auch eine Möglichkeit – vermutlich fällt Ihnen das Entrümpeln aber leichter, wenn Sie die aussortierten Dinge verschenken.
Zerstörung ist auch eine Möglichkeit – vermutlich fällt Ihnen das Entrümpeln aber leichter, wenn Sie die aussortierten Dinge verschenken. © imago

Das Bücherregal quillt über, der Kleiderschrank lässt sich kaum noch schließen und auf dem Fensterbrett ist vor lauter Souvenirs schon lange kein Platz mehr. Wenn Ihnen diese Szenarien bekannt vorkommen, ist es Zeit, Ballast abzuwerfen – und auszumisten. Birgit Medele, Expertin für Organisation und Motivation, erklärt, wie die Trennung leichter fällt.

1 Machen Sie sich klar: Entrümpeln befreit: Jeder Mensch besitzt etwa 10 000 bis 15 000 Dinge, vom Tee-Löffel über die Lieblings-Klamotten bis hin zu Omas Fernsehsessel.

Das Problem dabei, laut Birgit Medele: „Das ganze Zeug hängt irgendwie an uns dran – auch, wenn es im Keller oder auf dem Speicher verstaut ist: als Erinnerung, gescheiterter Zukunftsplan, als Requisite auf der Bühne unseres Lebens. Aber wenn alles voll ist, kann sich keine Handlung entfalten.“

Für die Expertin fängt Aufräumen deshalb im Kopf an „und bringt ein Ende des Stillstands sowie Freiraum für Entwicklung!“

2 Fangen Sie klein an: „Der größte Stolperstein beim Ausmisten ist, darauf zu warten, dass man mal ein ganzes Wochenende Zeit hat und dann alles auf einmal erledigen zu wollen“, sagt Birgit Medele.

„Das funktioniert nicht, weil man ja mit Erinnerungen und Gefühlen zu tun hat und das ist zeitaufwendig.“

Besser ist, sich anfangs kleine Einheiten vorzunehmen und dafür nicht mehr als zehn Minuten einzuplanen: einen Ordner, eine halbe Reihe im Bücherregal, ein Schreibtischfach.

3 Beginnen Sie sofort: „Man kann sehr viel wertvolle Zeit damit vertun, sich stundenlang zu überlegen, womit man anfängt“, weiß die Expertin. Im schlimmsten Fall ist das Ergebnis ein erneuter Aufschub.

Das muss aber nicht sein: „Ziehen Sie einfach die nächstbeste Schublade auf und legen Sie los!“

Wenn Sie gerade schlecht gelaunt sind, ist das eher Ansporn als Hinderungsgrund: „Dann trennt man sich leichter.“ Einfacher wird der Abschied übrigens auch, wenn man seine aussortierten Schätze verschenkt oder einem guten Zweck zukommen lässt.

4 Was bleiben darf, bekommt einen festen, schönen Platz: Begutachten Sie jedes Ding einzeln (wenn es sich nicht gerade um die Krimskrams-Schublade in der Küche oder das Besteck-Fach handelt) und überlegen Sie sich: Bereichert mich dieses Stück? Wenn Sie diese Frage mit „Ja“ beantworten, suchen Sie nach einem Platz in der Wohnung. Sind alle geeigneten Stau-, Stell- und Wand-Flächen belegt oder vollgehängt, wägen Sie erneut ab.

5 Machen Sie den Kleiderschrank-Test: „Von den Kleidungsstücken, die wir besitzen, ziehen wir im Durchschnitt nur etwa 20 Prozent an“, sagt Birgit Medele.

Das glauben Sie nicht? Dann probieren Sie doch Folgendes: Hängen Sie einen Monat lang alle Stücke, die Sie getragen haben auf die eine Seite Ihres Schrankes – und sehen Sie selbst, wie viele auf der anderen Seite übrig bleibt. Theoretisch kann das alles weg.

Wichtig: Wenn Ihr 20 Quadratmeter großer begehbarer, bis zur Decke mit Regalen bestückter Kleiderschrank Ihr Ein und Alles ist, müssen Sie den Bestand nicht zwanghaft verkleinern. „Aber wenn man zuviel kostbare Lebenszeit mit Suchen, Sortieren und Verwalten verbringt, könnte das nachdenklich stimmen.“

6 Schrumpfen Sie Ihre Sammlung: „Mit jeder Sammlung sammelt man eine Essenz“, sagt Birgit Medele. „Bei jemandem, der 200 Flugzeugmodelle zu Hause hat, kann das der Wunsch nach Freiheit sein. Bei jemandem, der den ganzen Keller voller außergewöhnlicher Schuhe hat, der Wunsch nach Extravaganz.“ Im Idealfall steuern Sie diese Essenz direkt an: Machen Sie eine Reise! Fühlen Sie sich als etwas Besonderes! Und verkleinern Sie Ihre Sammlung, bis nur noch die besten Stücke davon übrig sind.

7 Gehen Sie Ihre Fotos durch: Etliche Menschen horten Bilder: von ihrer Kindheit, Jugend, von Familienfesten. Warum eigentlich? „Für die Kinder“, sagen viele. „Für mich ist das eine Ausrede“, hält Birgit Medele dagegen. „Fragen Sie die Kinder doch einfach, ob sie all die alten Alben behalten möchten. Die Antwort darauf ist leider meist ein klares: Nein.“ Sehen Sie sich jedes Foto an und stellen Sie sich die bereits bekannte Frage: Bereichert mich diese Aufnahme?

8 Schluss mit dem Schonen: Das schöne Kleid wird nur alle drei Jahre zu einer Hochzeit ausgeführt, das gute Service nur verwendet, wenn besonderer Besuch kommt – „und stattdessen essen wir vom alten Geschirr mit den Sprüngen“.

In diesem Fall rät Birgit Medele zu Radikalität: „Weg mit dem alten Zeug und her mit dem schönen! Das sollten wir uns wert sein!“ Und mehr Platz schaffen wir so auch.

 

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9 Drehen Sie „Radio crazy“ auf lautlos: So nennt die Aufräum-Fachfrau die Stimme im Kopf, die beständig flüstert: „Diese Vase war doch so teuer ... Dieses Buch hast Du von dem und dem ... Dieses Souvenir erinnert mich an diese und jene Reise ...“ Hören Sie allein auf Ihr Herz! Und denken Sie daran: „Der schöne Urlaub steckt doch sowieso in Ihnen drin – auch ohne die drei Küchenhandtücher im Schrank.“

Hilfreich: Führen Sie eine Liste mit erwünschten Erfolgen und haken Sie diese ab!

10 Setzen Sie auf den Nachahmungs-Effekt: Versuchen Sie bloß nicht, Ihren Partner zum Mitmachen zu überreden. „Das führt nur zu Streit“, warnt Birgit Medele. „Aber wenn Sie voller Freude Platz schaffen, wird irgendwann der Funke überspringen – und Ihr Partner oder Ihr Kind wird plötzlich ebenfalls anfangen, in Kisten zu wühlen.“

Ganz ohne missionarisches Genörgel.

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