Endlich mal ausschlafen!
München - Frühlingshafte 10 Grad mitten im Januar. Die Münchner zieht es nach draußen, zum Spazierengehen, in die Straßencafés, in die Sonne. Doch was ist eigentlich mit den Tieren, die jetzt Winterschlaf halten? Werden sie durch die Wärme geweckt? „Nein”, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier-Stiftung. „Der Winterschlaf richtet sich nicht nach den Außentemperaturen, sondern nach der Sonnenscheindauer.”
Die „innere Uhr” von Winterschläfern wie Siebenschläfer und Murmeltier ist auf die Tageslänge geeicht. Je früher es im Herbst dunkel wird, desto mehr fressen sie. Die Bildung der Fettpolster wiederum fördert die Schlummerbereitschaft. Die ersten, die sich – bereits im September – in ihre mit Laub, Haaren und Heu ausgepolsterten Frost-Quartiere verabschieden, sind die Siebenschläfer. Im Oktober folgen die Murmeltiere, Ende November die Igel. Zwischen März und Mai wachen dann alle wieder auf.
Um während der Wintermonate mit den angefutterten Reserven über die Runden zu kommen, reduzieren die Tiere ihre Stoffwechselfunktionen: Die Körpertemperatur sinkt auf wenige Grad, bei Murmeltieren etwa von 39 auf 7. „Außerdem wird die Pulsfrequenz der Tiere drastisch heruntergefahren”, sagt Andreas Kinser. So schlägt das Herz eines Murmeltieres während des Winterschlafs anstatt 100 Mal nur noch ein bis zwei Mal pro Minute. „Und zwischen zwei Atemzügen können gleich mehrere Minuten liegen.”
Übrigens: Murmeltier und Co. schlummern während des Winters zwar mehrere Wochen am Stück. Sie wachen aber hin und wieder auf, um die Position zu wechseln.
Werden die Tage wieder länger, kurbeln Hormone die Fettverbrennung an, bis die Körperwärme der Schläfer auf 15Grad geklettert ist. Dann setzt ein Muskelzittern ein, das den Körper auf Normaltemperatur erwärmt.
Auch Dachs, Eichhörnchen, Waschbär und Braunbär ziehen sich in der kalten Jahreszeit in ihre Höhlen zurück und verfallen in einen Dämmerzustand, die Winterruhe. Anders als bei den Winterschläfern bleibt ihre Körpertemperatur aber konstant. Außerdem wachen sie viel öfter auf. „Bei Eichhörnchen und Dachsen ist es durchaus möglich, dass das warme Wetter sie aus ihrem Unterschlupf lockt und sie jetzt draußen nach etwas zu fressen suchen”, sagt Andreas Kinser. „Wenn es dann kälter wird, ziehen sie sich schnell wieder zurück.” Warm-Phasen im Januar habe es schon immer gegeben, sagt der Experte. „Die Tiere vertragen das ganz gut.”