Die Renten-Lüge von Kanzler Helmut Schmidt

1976 stellte sich Kanzler Helmut Schmidt erstmals einer Bundestagswahl. Er verspricht, die Renten im Folgejahr deutlich zu erhöhen. Doch das Versprechen kann er nicht einhalten. 
von  Georg Thanscheidt

1976 stellte sich Helmut Schmidt als Kanzler erstmals einer Bundestagswahl. Er verspricht, die Renten im Folgejahr deutlich zu erhöhen. Doch das Versprechen kann er nicht einhalten.

München - Zum ersten Mal nach dem Brandt-Rücktritt musste sich Helmut Schmidt einer Bundestagswahl stellen – es wurde knapp: Denn die Deutschen machten Helmut Kohls CDU am 3. Oktober ’76 zur stärksten Fraktion im Bundestag. Zusammen mit der FDP kam eine sozialliberale Koalition gerade mal auf eine Zehn-Sitze-Mehrheit. Wohl wahlentscheidend: Schmidts Versprechen, die Renten im Jahr drauf deutlich zu erhöhen. Doch nach der Wahl galt das gebrochene Wort: Mit Hans-Dietrich Genscher einigte sich Schmidt im Dezember 1976 darauf, die Erhöhung ausfallen zu lassen. Ein Sturm der Empörung erhob sich, „Renten-Lüge“ titelte die „Bild“, „Falsches Spiel mit den Renten“ der „Spiegel“. Arbeitsminister Walter Arendt (SPD, im Bild mit Schmidt hinter Wehner) hatte deswegen nach sieben Jahren im Amt schon seinen Rücktritt angekündigt. Nach drei Tagen knickte Schmidt ein – die Renten wurden zum 1.7.1977 um 9,9 Prozent (!) erhöht. 1978 gab es eine Nullrunde – Premiere in der Bundesrepublik.

 

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.