Die Krüge raus!
Georg Auer aus Matzbach versteigert im Internet sein Lebenswerk: 900 Oktoberfest-Bierkrüge. Die AZ hat den 71-jährigen Sammler und sein bemerkenswertes Krug-Museum besucht.
Wer hätte das gedacht: Die weltweit größte Sammlung von Wiesn-Krügen und Oktoberfest-Devotionalien findet man nicht etwa in München – sondern in Matzbach. Das Dörfchen liegt eine Autostunde von München entfernt, die Bauernhöfe tragen die Hausnummern 1 bis 4, dazu eine Kirche – das war’s auch schon. Wenn da nicht die Krüge von Georg Auer wären.
900 Stück hat er über die vergangenen 20 Jahren gesammelt. Jetzt will er sie alle zusammen für 79000 Euro bei Ebay verkaufen. Die Online-Versteigerung läuft noch bis Mitte März (
Eine knarzende Treppe führt in das Heiligtum des Wiesn-Krug-Museums. Dicht an dicht reihen sich die Sammlerstücke in klapprigen Holzregalen aneinander. Alle sind akribisch nach den Brauereien geordnet. In den Ecken und den oberen Regalfächern haben Spinnen ihre Netze gewebt. Strahler an der Decke leuchten die Wiesn-Stücke an, jedes ist ordentlich beschriftet: Name, Jahreszahl, Brauerei, die Lebensgeschichte des Krugs. Zwischen die Krüge hat Auer noch Wiesn-Teller, Bilder und Deko-Artikel gequetscht. Der Löwenbräu-Löwe brüllt einen der Krüge an. An den wenigen leeren Wänden hängen Oktoberfest-Plakate der vergangenen Jahre.
Auer zieht vorsichtig einen Krug aus dem Regal. Auf ihm sind Kronprinz Ludwig und seine Braut Therese in Pastelltönen gemalt: „Das ist der Jubiläumskrug vom letzten Jahr. Der war gleich am ersten Tag ausverkauft. Ich hatte Glück, dass ich noch einen ergattern konnte”, sagt Auer.
Doch die 900 Wiesn-Krüge sind nicht sein einziger Stolz. Georg Auer öffnet eine weitere schwere Eisentür. Dahinter verwahrt der Rest seiner Sammlung: über 1200 grüne und braune Bierflaschen, alle mit Schnappverschluss, alle eingestaubt. Von den Wänden blicken ausgestopfte Enten und Eichkatzerl herab. „Die Flaschen sind von mehr als 900 verschiedenen Brauereien, darunter allein 32 aus München”, sagt Auer, der vor der Rente als Metzger gearbeitet hat.
Während er keinen seiner Krüge aus der Hand geben möchte, holt er eine Flasche flink vom Regal. Sie ist schwer, staubig, das Glas schon etwas matt. „Was die damals für a Material verwendet haben...”, meint Auer, „da war das Glas noch viel dicker als heut’.”
Erinnerungen an die Wiesn, auf die Auer noch heute jedes Jahr geht, hat er über sein Leben viele angesammelt. So auch im Jahr 2000. „Bayern3 hat mich wegen meines Krug-Museums interviewt. Das war im Schottenhamel”, sagt Auer und zieht eine Autogrammkarte aus einer Schublade. Unterschrieben haben sie Petra Schürmann und Uschi Glas. „Mensch, nach dem Interview war hier was los. Teilweise sind ganze Busse voller Menschen nach Matzbach, gekommen, um die Krüge zu sehen.” Jetzt reicht dafür schon ein Klick auf Ebay.
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