Den Goldschmuck zu Geld machen

Der Reichtum schlummert oft in staubigen Ecken. Eine geerbte Kette, ein Ring, den die Mutter von entfernten Verwandten zur Kommunion bekam, aber nie an den Finger steckte. In vielen Haushalten gibt es Goldschmuck, der nicht getragen wird. Wer ihn verkauft, trägt unter Umständen eine hübsche Summe mit nach Hause.
MÜNCHEN Menschen, die überlegen, ihren Schmuck zu versilbern, sollten ihn zunächst unter die Lupe nehmen. Trägt das Schmuckstück einen Stempel? Je höher die Zahl, desto höher ist der Goldgehalt. Falls der Schmuck keinen Stempel hat, ist er möglicherweise nur vergoldet.
Der Fachmann spricht übrigens nicht von einem Stempel, sondern von einer „Punze“. Die Punzierung 333 bedeutet, dass von 1000 Teilchen 333 Teile Feingold sind – die restlichen Teilchen, in diesem Falle 667 Teile – sind Legierungsmetalle wie Silber, Kupfer, Palladium. Bei 585 liegt der Feingold-Anteil bei über der Hälfte (58,5 Prozent), bei 750 bei 75 Prozent. Hin und wieder wird noch die alte Bezeichnung 8 Karat (Gold 333), 14 Karat (Gold 585) und 18 Karat (Gold 750) verwendet. Zum Teil ist von „Feingold“ die Rede – das sind Barren, die mit 999,9 gestempelt sind.
Wer weiß, wie hoch der Goldgehalt eines Schmuckstücks ist, wird sich für den aktuellen Goldpreis interessieren. Er wird werktäglich an der Londoner Börse in Dollar festgesetzt. Für den Euroraum gilt allerdings der Kurs des Euro. Dies bedeutet: Wird der Euro im Vergleich zum US-Dollar schwächer, steigt der Euro-Goldpreis. Zur Ermittlung des Gewichts werden die Schmuckstücke einzeln auf eine spezielle Waage gelegt. „Dies geschieht bei einem seriösen Goldankäufer vor Ihren Augen“, heißt es bei dem Bremer Goldhändler Cord Brandt, Lange Edelmetalle. „Verlangen Sie im Zweifelsfall, dass Sie die Waage selbst überprüfen dürfen. Legen Sie dazu vier Ein-Euro-Münzen auf die Waagschale. Jede Münze wiegt ziemlich genau 7,5 Gramm. Vier Münzen müssten demnach 30 Gramm anzeigen. Anschließend legen Sie das Schmuckstück auf die Waage.“
Normalerweise prüft der Händler die Echtheit des Goldstücks mit einer sogenannten Strichprobe. „Wenn der Goldgehalt 585 überprüft werden soll, wird das Band mit der Außenkante über einen fünf mal drei Zentimeter großen Achatstein gezogen“, heißt es bei Cord Brandt, Lange. „Auf den goldenen Abriebstrich wird Königswasser geträufelt. Werden die Goldpartikel aufgelöst, ist die Legierung nicht in Ordnung oder es handelt sich nicht um Gold, sondern beispielsweise um eine vergoldete Messinglegierung.“
So errechnet sich der zu erzielende Preis: Eine 32 Gramm schwere Goldkette aus 585er Gold hat einen Goldanteil von 18,72 Gramm (32 Gramm mal 0,585). Bei einem Preis von 30,48 Euro für ein Gramm Feingold wäre die Kette 18,72 Gramm mal 30,48 Euro wert, also 570,59 Euro. Allerdings berechnen gewerbliche Altgoldankäufer in der Regel eine eigene Spanne von 15 Prozent auf den Tageskurs, heißt es bei Cord Brandt, Lange Edelmetalle. In diesem Fall hieße das: Die Kette kann zu 485 Euro verkauft werden.
Vorsicht ist beim Versand per Post geboten. Wer diesen Weg wählt, sollte die Adresse und die Kreditwürdigkeit des Ankäufers überprüfen. Seriöse Anbieter nennen im Internet den Namen des Inhabers oder Geschäftsführers und die Steuernummer. Um böse Überraschungen zu vermeiden, sollten Goldbesitzer für ihre wertvollen Stücke eine unverfängliche Außenverpackung und eine Versandart wählen, bei der der Empfänger den Empfang quittieren muss. sun