Bonus-Kreditkarten: Karten, die richtig kosten

München - Überall wird derzeit massiv für Bonus-Kreditkarten geworben. Manchen flattert sie sogar ungebeten gleich per Post ins Haus. Ob Amazon, ADAC, BMW, Lufthansa, Robinson Club, oder die Deutsche Bahn: Immer mehr Anbieter geben in Zusammenarbeit mit Banken ihre eigene Kreditkarte heraus, die obendrein wunderbare Sparvorteile verspricht. Zum Beispiel ein bisschen Rabatt beim Tanken. Oder eine Reiserücktrittsversicherung. Bonus-Punkte sollen die Kasse des Nutzers noch extra klingeln lassen.
Klingt fantastisch. Gerade auf Reisen kommt man ohne Kreditkarte ja kaum mehr aus. Doch Sascha Straub, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bayern, rät zur Besonnenheit: „Der Einsatz von Bonus-Karten kann richtig ins Geld gehen.” So mancher Super-Vorteil ist unterm Strich recht teuer erkauft. Die AZ verrät, was man beachten sollte.
Was ist mit den Kosten? Viele Bonus-Kreditkarten sind im ersten Jahr gratis wie zum Beispiel die Karte des Robinson Clubs. Das ist erstmal prima. Wer es verpasst, rechtzeitig wieder zu kündigen, muss aber im zweiten Jahr meist kräftig dafür zahlen. Für die Robinson-Karte beispielsweise happige 89 Euro. Wer unbedingt ein Werbeangebot nutzen will, sollte die Reißleine ziehen, bevor der Kostenhammer kommt, so Straub.
Wie steht's um Rabatte? Auch wenn's Mühe macht: Die Konditionen und vor allem die versprochenen Sparvorteile gehören genau unter die Lupe genommen. Und immer die Frage stellen: Brauche ich das? Ein Prozent Tank-Rabatt gibt es beispielsweise auch ohne Kreditkarte für alle ADAC-Mitglieder. Wer nicht viel liest oder verreist, kann sich den Druck sparen, mit Bestellungen Bonuspunkte sammeln zu müssen, um Einkaufsgutscheine und Nachlässe abzufischen. „Keine Illusionen machen, meist lässt sich die Jahresgebühr damit nicht hereinholen”, sagt Straub.
Was ist mit anderen Extras? Manche Zusatzleistungen wie Reiserücktrittsversicherung oder Sitzplatzreservierung im Flieger für die ganze Familie, die sonst 25 Euro pro Mann und Strecke kostet, können sich tatsächlich rechnen. Oft schon bei nur einer Reise im Jahr. Andere Extras lohnen sich dagegen meist gar nicht wie zum Beispiel eine Gepäckversicherung oder ein nur für die Urlaubszeit gültiger Krankenversicherungsschutz, warnt Straub.
Lohnt sich Meilen sammeln? Ja, die Kreditkarte mit Meilensammelfunktion rechnet sich – aber nur für Vielflieger, vor allem dann, wenn weitere Leistungen wie Reservierung oder kostenfreies Zusatzgepäck inklusive sind. Einen wirklichen Freiflug gibt es dann aber doch nicht, weil immer noch Steuern und Abgaben anfallen. Mit gesammelten Punkten lassen sich nur Rabatte auf kontingentierte Flüge sichern. „Deshalb immer bedenken: Freiflüge sind nicht wirklich frei”, sagt Straub.
Muss es eine Bonus-Karte sein? Nein, eine ganz normale Kreditkarte tut es für die meisten Verbraucher auch. Die ist bei einigen Banken sogar dauerhaft gratis zu haben – auf jeden Fall ist das eine stressfreie Alternative. Mehr als 20 Euro sollten nach Ansicht Straubs aber für keine Kreditkarte investiert werden. Perfekt, wenn das Guthaben auf dem Konto auch noch verzinst wird. Teilzahlungsfunktionen, bei denen ein Einkauf nicht komplett berechnet wird, sondern beispielsweise nur 25 von 100 Euro sofort gezahlt werden müssen, der Rest viel später, gehören unbedingt gemieden. Für den gestundeten Betrag werden nämlich Zinssätze bis zu 18 Prozent verlangt. Straub: „Damit landet man schnell in der Schuldenfalle.” r