Arthrose - Darum trifft es Frauen schlimmer

Frauen schuften mehr und deswegen sind sie öfter krank? Ganz so einfach ist es nicht. Auch die körperlichen Voraussetzungen sind unterschiedlich, erklärt ein Experte.
von  Ruth Schormann
Bei Arthrose kommt es zu einem schmerzhaften Abbau des Gelenkknorpels. Auf dem Röntgenbild ist ein geschädigtes Kniegelenk zu sehen.
Bei Arthrose kommt es zu einem schmerzhaften Abbau des Gelenkknorpels. Auf dem Röntgenbild ist ein geschädigtes Kniegelenk zu sehen. © SWR/obs

Schon beim Knochenaufbau gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Mann und Frau. Zum Beispiel ist ab dem 50. Lebensjahr jede dritte Frau von Arthrose, also der Abnutzung der Gelenkknorpel, betroffen, ab 60 sogar jede zweite.

Ist Arthrose also weiblich? Der Verdacht liegt nahe, denn bei Männern ab 50 leidet nur jeder vierte an Arthrose, ab 60 jeder dritte.

Professor Peter Diehl: "Ein Grund könnte die hormonelle Umstellung nach der Menopause sein. Ein weiterer Risikofaktor wird dagegen vor allem den Männern zugeschrieben, nämlich Übergewicht und Mangel an Bewegung. Möglicherweise wird die gleiche Erkrankung bei Männern und Frauen unterschiedlich ausgelöst und muss auch unterschiedlich therapiert werden."

Dazu kommen noch andere Faktoren: Frauen werden in der Regel älter als Männer. Das Risiko beispielsweise an Arthrose zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter stark an. Männer werden manchmal nicht alt genug, um Arthrose zu bekommen. Auch die Lebensweise und die Anforderungen im täglichen Leben sind für Frauen und Männer unterschiedlich. Und für viele orthopädische Erkrankungen spielt Abnutzung eine wesentliche Rolle.

Diehl sagt: "Auch wenn der letzte wissenschaftliche Beweis noch fehlt, gehen wir davon aus, dass der Östrogen-Mangel nach der Menopause etwa Osteoporose begünstigt. Dies wiederum ist bei älteren Frauen die Hauptursache für einen Knochenbruch. Vor Jahren wurde deshalb eine Östrogenersatztherapie zur Behandlung der Osteoporose bei Frauen propagiert, vor der ich nur warnen kann. Die Nebenwirkungen sind eklatant."

Für Frauen gibt es dank 3D-Messungen ein spezielles Kniegelenk

Beim Knie wird der Geschlechterunterschied besonders deutlich - denn mehr Frauen ab 50 als Männer im gleichen Alter bekommen eine Kniegelenksprothese. Vor über zehn Jahren kam das erste künstliche Kniegelenk speziell für Frauen auf den Markt, nachdem man festgestellt hatte, dass das Einheitliche für viele Frauen nicht so recht passt.

"So ist das untere Ende des Oberschenkelknochens bei der Frau seitlich nicht so ausladend wie beim Mann. Dies bedeutet: Passt die Knieprothese von der Länge, steht es bei Frauen häufig seitlich über. Mithilfe der 3D-Vermessungen wurde deshalb ein spezielles Kniegelenk für Frauen angefertigt", erklärt Diehl.

Aber was können betroffene Patientinnen tun, um eine Operation möglichst lange hinauszuzögern? Diehl sagt: "Der Patient muss auf jeden Fall aktiv mitarbeiten, um Arthrose langsamer voranschreiten zu lassen. Es gibt zum einen physikalische Therapien wie Krankengymnastik, Massagen oder Wärmeanwendungen."

Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle, erklärt der Experte. Wer zu viel auf den Rippen hat, sollte abspecken. Wichtig ist außerdem eine ausgewogene Ernährung.

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Und wie kann man als Frau dafür sorgen, überhaupt nicht an Arthrose zu erkranken? " Bewegung ist das A und O, um einer Arthrose vorzubeugen", sagt Diehl. Denn durch Bewegung wird der Knorpel geschmiert und bleibt lange erhalten. "Das Beste ist natürlich Radfahren, weil es gelenkschonend ist", nennt der Arzt ein Beispiel. Aber auch simples Spazieren gehen helfe - wenn es regelmäßig passiert. Joggen ist eher kontraproduktiv. Und natürlich gilt es "Genussgifte", wie Diehl sie nennt, zu vermeiden, also Finger weg von Zigaretten und Alkohol.

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