Zum 100. Geburtstag von Louis de Funes
100 Jahre Louis de Funès: Der Komiker begeistert seit Jahrzehnten Jung und Alt durch seinen zeitlosen und einzigartigen Humor. Er kombinierte Sprüche, Mimik und Gestik wie kein anderer und zaubert noch heute jedem ein Lächeln ins Gesicht. Zum Jahrestag schauen wir nochmal auf das Leben des kleinen Franzosen zurück.
Zeitlos? Gibt es wirklich zeitlose Phänomene? Ein näherer Blick in unsere Kultur offenbart sie tatsächlich, diese Erscheinungen: Ob die Philosophie eines Platons, die Literatur eines Johann Wolfgang von Goethe oder die Musik der Beatles, es gibt sie, Dinge, die ihre Schöpfer überdauern und scheinbar für immer weiter leben. In diese Sorte des Schaffens ist wohl auch das Erbe eines kleinen Franzosen zu kategorisieren, der durch seinen einzigartigen Humor seit Jahrzehnten Groß und Klein ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Es ist kaum zu glauben, aber der Schauspieler Louis de Funès wäre heute 100 Jahre alt geworden.
"Nein? Doch! Oh!"
Am 31.07.1914 ist Louis Germain David de Funès de Galarza als Sohn von spanischen Einwanderern in Courbevoir, einem Ort nahe Paris, geboren. Trotz der adligen Abstammung seines Vaters lebte die Familie in ärmlichen Verhältnissen, die das Familienoberhaupt Carlos Luis de Funès de Galarza dazu zwangen, in Venezuela als Diamantenhändler sein Glück zu versuchen. So wurde der junge Louis meiste Zeit von seiner Mutter Léonor Soto Reguera aufgezogen. Als Schüler fiel Funès durch seine große Begabung am Klavier und auf der Theaterbühne sowie seinen zahlreichen Streichen auf. Sein Weg in eine künstlerische Laufbahn war also früh absehbar. Auf Anraten seines älteren Bruders Carlos verschlug es ihn jedoch ins Handwerk, wo Louis in diversen Berufen scheiterte, weil er es nicht lassen konnte, seinen Vorgesetzten eins auszuwischen. Deshalb führte es Funès schließlich doch noch auf seinen vorherbestimmten Pfad.
"Lass das! Ich bin dein Chef...äh...Mann!"
Als Barpianist finanzierte der junge Mann sein Leben, wobei er 1936 auch seine erste Frau Germaine Louise Elodie Carroyer traf, die er noch im selben Jahr heiratete. Im Sommer 1937 folgte die Geburt von Sohn Daniel, die es der kleinen Familie erschwerte, mit dem knappen Musiker-Gehalt zu überleben. Dennoch entschied sich Funès endgültig für ein Künstlerleben, als er sich 1942 in den Schauspielkurs "Cours Simon" einschrieb. Im selben Jahr folgte ein privater Rückschlag, als sich Carroyer und Funès nach einer Krise scheiden ließen.
"Wird auch immer älter, die Alte!"
Mit 29 Jahren lernte Louis seine zweite Frau Jeanne Augustine Barthelemy de Maupassant kennen und lieben. Mit ihr sollte Funès zwei Söhne, Patrick und Olivier, bekommen und bis ins Alter glücklich zusammenleben. Beruflich lief es für den 1,64 Meter großen Franzosen erst in den 6oer Jahren besser: Nach unzähligen kleinen Filmrollen gelang Funès mit dem Theaterstück "Oscar" der große Durchbruch, der ihm im Jahr 1964 auch im Kino den Erfolg ermöglichte. Mit "Der Gendarm von Saint Tropez", "Fantomas" und "Louis, das Schlitzohr"spielte er sich in die Herzen der Menschen. Es folgten weitere Kassenschlager, die den Hitzkopf zu einen internationalen Star machten. Dabei spielte der Franzose meist einen Choleriker, der es liebte, wie das berühmte HB-Männchen in die Luft zu gehen.
"Was? Du hattest einen Autounfall? - Das freut mich!"
Es waren die Rollen, des hektischen, fiesen und hinterhältigen Giftzwergs die nicht nur das Publikum, sondern auch den Schauspieler selbst begeisterten: "Ich mag all diese menschlichen Fehler und Schwächen und spiele sie gerne", gestand Funès in einem Fernsehinterview sein Faible für zweifelhafte Charakterzüge. Sein Sohn Patrick ist bis heute überzeugt, dass genau diese unsympathischen Tugenden seinen Vater zu einem Unikat machten und ihn von seinen Vorbildern Charlie Chaplin, Stan Laurel und Oliver Hardy unterschieden. Dabei handelten Louis Figuren meistens nach dem Prinzip "Nach oben buckeln und nach unten treten".
"Muskatnuss, Herr Müller! Musskatnuss!"
War es diese Eigenschaft, die Funès auch in Deutschland so populär machte? Denn auffällig ist es schon, dass gerade dieses Symptom, das man der deutschen Gesellschaft über Jahrhunderte vorgeworfen und auch schon in Werken wie der "Der Hauptmann von Köpenick" von Carl Zuckmayer oder in Heinrich Manns "Der Untertan" thematisiert hatte, so erfolgreich aufgenommen wurde. "Auch Feigheit gefällt mir. Feigheit jemandem gegenüber der stärker ist", erklärte Funès seine Vorliebe diesem Phänomen gegenüber. Sollte der Erfolg eines Franzosen in Deutschland somit als Zeichen dafür stehen, dass sich die Gesellschaft endgültig gewandelt hatte? Immerhin lernten die Deutschen über ihre ehemalige Schwäche zu lachen. Vielleicht waren es jedoch auch nur die Sprüche und die Nationen überwindende Mimik des Komikers, der vierzig Gesichtsausdrücke in einer Minute vollführte, die ihm einen Kinoerfolg nach dem anderen bescherten.
"Sie sind doch ganz vernagelt. Bretter, Bretter, Bretter!"
Während Funès immer bekannter wurde, zog er sich im Privaten auf das Schloss Clermont zurück. Hier verbrachte Louis abgeschieden von der Öffentlichkeit die Zeit am liebsten mit der Gartenarbeit und dem Fischen. Es war gerade dieser Ausgleich zum Ruhm und zu seinen rastlosen Filmrollen, die Funès so dringend nötig hatte. Diese Ruhe schützte den Spaßmacher dennoch nicht vor einem Herzinfarkt, den er im März 1975 erleiden musste. Am 27. Januar 1983 verstarb Louis de Funès mit 68 Jahren an den Folgen eines weiteren Herzinfarktes.
"Kommt selten vor, dass man im Sarg in die Pedale tritt!"
Trotz seines viel zu frühen Todes wird der Humor Louis de Funès unsterblich bleiben und noch viele Generationen zum Nachahmen seines Unfugs inspirieren. So wird sich die Kunst des Franzosen in eine kleine Riege einreihen, die wohl ewig bestehen wird.