Zettl-Premiere: Dietl verpasst die Lacher
München - Irgendwie schon komisch. Da spielt Helmut Dietls neuer Satire-Streifen „Zettl – unschlagbar charakterlos“ in Berlin. Und der Kult-Regisseur hat in einigen Interviews gern mal gelästert, dass in seiner Heimatstadt München nichts mehr los sei. Aber wo feiert der Streifen dann seine Weltpremiere? Genau: In München – gestern Abend im Mathäser Filmpalast. Warum?
Klaus Schaefer vom FilmFernsehFonds: „Wir haben das meiste Geld gegeben, deshalb ist die Premiere in München und erst morgen in Berlin.“
Zusammen mit seiner sexy dekolletierten Frau Tamara geht Dietl (wie immer mit weißem Schal) als Erster um 19.24 Uhr über den roten Teppich, den er eigentlich lieber meiden würde. Doch an diesem Abend ist er die Hauptfigur. Das Lampenfieber ist ihm deutlich anzusehen.
Aufgeregt? Dietl schelmisch grinsend: „Dazu hatte ich noch keine Zeit, aber an sich eine gute Idee!“
Ist er jetzt wirklich so depressiv, weil der Film fertig ist? Seine Frau Tamara: „Ach Schmarrn, der Helmut ist toll drauf. Hat ja auch jeden Grund dazu – der Film ist grandios.“
Vor allem die Neugier der 500 Gäste war grandios: Kaum ein anderer Film ist vorab erst so heiß von der „Kir Royal“-Fangemeinde erwartet, beworben, diskutiert und dann auch teilweise gnadenlos verrissen worden.
In bester Profi-Laune zeigt sich Dietls Hauptdarsteller Michael Bully Herbig ( wie immer solo unterwegs), der die meisten Autogramme schreibt. Für Fotos posiert er mit Filmpartnerin Karoline Herfurth (im schulterfreien Kleid zum Porzellan-Teint).
Ist es schöner, unter Dietl zu drehen oder die Freundin von Bully zu spielen? Herfurth lachend: „Die Symbiose war der Luxus. Ich habe so viel gelernt, Helmut Dietl weiß immer genau, was er will. Ich bin hypernervös, weil er mir den Film vorab nicht zeigen wollte. Ich hab keine Ahnung, was mich gleich erwartet!“
Ob es Dietl genauso gegangen ist? Ob er sich vor den Reaktionen seiner Premieren-Zuschauer gefürchtet hat? Während die also den Vorspann schauen, verlässt Dietl das Kino. Mit seiner Tamara fährt er ins „The Charles“-Hotel (wo die Crew und die Schauspieler am frühen Abend schon einen Welcome-Cocktail genommen hatten) – und geht dort im Restaurant „Davvero“ lieber essen, als sich den eigenen Film mit der Meute anzuschauen.
Eine Flucht, die sich als unnötig herausstellt: Im Kino sorgt Dieter Hildebrandt (als Paparazzo Herbie Fried im Rollstuhl) bald für erste Lacher. Dietl hat sie verpasst.
Tuschel-Talk im Kino: Zwischen Blacky Fuchsberger, Paul Breitner, Doris Dörrie, Claudia Roth, Konstantin Wecker und Gerhard Meir – das ist doch... – der Wulff-Spezl! Einer der „Zettl“-Produzenten ist David Groenewold, der fröhlich grinsend in München aufkreuzt und zuletzt als Christian-Wulff-Freund in die Schlagzeilen gekommen ist. Zusätzlich zum Verlagshonorar soll er dem Autor Karl Hugo Pruys 10000 Euro gezahlt haben, damit das Buch „Christian Wulff: Deutschland kommt voran“ fertig wird.
Dass ausgerechnet er Dietls filmische Abrechnung mit der Politik unterstützt, sorgte für weitere Lacher. Natürlich hinter vorgehaltener Hand.
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